„Das geht nicht nur Dir so, auf der Schwelle zum Göttlichen. Das kennen seit Jahrhunderten viele, viele Sucher. Es wurden Geschichten dazu kreiert:
Ein Sucher auf der Suche nach Gott umkreist die ganze Erde und sucht... und sucht... und sucht. Plötzlich steht er an einem Gebäude und er ahnt und spürt, dass das Gesuchte – das Göttliche, in Bildern gesprochen – da zuhause ist. Mit zitternden Knien geht er die Treppen zur Haustür hoch und tatsächlich, an der Tür steht: Hier wohnt Gott!
Es erfasst ihn eine Panik, er nimmt die Beine in die Hand, er rast die Treppen hinunter, damit er seine Suche fortsetzen kann. Denn dort wäre die bekannte Suche des Verstandes, der Persönlichkeit zu Ende. Sie wäre ausgelöscht.
Solange wir uns mit dem Verstand identifizieren, ist das sehr, sehr bedrohlich. Doch irgendwann laufen wir nicht mehr weg, wenn wir bereit sind, in der Liebe, in der Grenzenlosigkeit zu ertrinken. Bis dahin berühren wir die Wirklichkeit immer wieder.
Du hast eine ganz tiefe Ahnung davon. Sobald Du in Dein Herz spürst, weißt Du: Da ist nur pure Liebe, grenzenlos. Du berührst diese Wirklichkeit immer wieder! Und die Angst Deines Verstandes, der Trennung braucht, wird durch diese Berührungen jedes Mal ein Stück entspannt. Es ist ein Entspannen.
Irgendwann braucht er sich nicht mehr zu behaupten, denn das Herz spürt, dass genau in diesem Übernommen-Werden, in diesem Sterben und Neu-Werden – das zunächst einmal wie ein Sterben, eine Auflösung des Bekannten erlebt wird – die Erlösung liegt."
Gerd Bodhi Ziegler, Silvester 2021
aus der Herzsitzarbeit
(geteilt von Timo, Foto: Pixabay / pasja1000)