Carpe Diem.

Mit meinem Labrador Khira beim Waldspaziergang am 16.10.2016.

Die erste Oktoberhälfte 2016 verläuft unspektakulär, wenn man von der Vidaza-Behandlung und deren unangenehmen Nebenwirkungen absieht.

Am Mittwoch, dem 19. Oktober 2016 habe ich einen ambulanten Kontrolltermin in der UNI-Klinik Dresden. Mein Arzt eröffnet mir aufregende Neuigkeiten: es wurde ein passender Stammzellenspender gefunden! Das ist ein absoluter Glücksgriff, nach so kurzer Zeit. Trotzdem weiß ich nicht recht, ob ich mich freuen soll. Hatte ja eigentlich gehofft, das die Vidaza-Behandlung anschlägt und ich die mit erheblichen Risiken verbundene Stammzellübertragung vermeiden kann. Andererseits ist eine erfolgreich verlaufende Stammzellübertragung derzeit die einzige Möglichkeit MDS zu heilen.

Der zeitliche Ablauf wurde bereits geplant. Die eigentliche Stammzellübertragung wird am 10. Januar 2017 stattfinden. Sieben Tage vorher, am 3. Januar Vormittags, soll ich mich zur stationären Aufnahme in der UNI-Klinik Dresden einfinden. Die eine Woche dient der "Konditionierung", das heißt ich bekomme intravenös Chemotherapie verabreicht, um meine eigenen, erkrankten Stammzellen vollständig abzutöten. 3. Januar. Das ist ausgerechnet mein Geburtstag. Nach kurzer Bedenkzeit stimme ich zu und unterschreibe einige Formulare.

Wieder zu Hause.

Plötzlich beginn mein letzter verbliebener Weisheitszahn zu schmerzen. Dieses mal also der der linke untere. Die oberen Weisheitszähne wurden mir schon vor Jahren entfernt, der rechte untere vorigen Monat siehe Teil 13. Dieses mal weiß ich ja wie es läuft und suche gleich meine Hämatologin auf. Sie ist der selben Meinung wie ich. Diese Baustelle muss so schnell wie möglich saniert werden. Im Januar wäre eine Zahn- oder Zahnfleischentzündung ausgesprochen kontraproduktiv. Als Termin für die Thrombozyteninfusion und die unmittelbar nachfolgende Zahn-OP wird Montag, der 24. Oktober 2016 festgelegt.

Am nächsten Tag bekomme ich Fieber. Geht wahrscheinlich vom Zahn aus. Das Fieber steigt. Am Samstag, dem 22. Oktober wird es am Abend so hoch, das meine Frau mich kurzerhand zur Notaufnahme des Küchwald-Klinikums Chemnitz fährt. Nach eingehender Untersuchung wird klar: man behält mich da.

Mit diesem Genesungstagebuch will ich nicht nur über meine Fortschritte (und eventuelle Rückschläge) berichten. Vor allem möchte Menschen in ähnlichen Situationen Mut machen. Egal ob sie selbst oder Angehörige bzw. Freunde betroffen sind.

Fortsetzung, Teil 15: Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.

Die vorhergehenden Artikel findest du hier:

Teil 13: Roller Coaster
Teil 12: Flaute
Teil 11: Abschied und Neubeginn
Teil 10: Land in Sicht - das große Update
Teil 9: Russisch Roulette - Entscheidung fürs Leben
Teil 8: Leben mit MDS - Ich wünsche mir Zeit
Teil 7: Was bitteschön ist Steemit!? - 33. Hochzeitstag
Teil 6: Club Nautique - Die Maus auf dem OP-Tisch
Teil 5: Das Meer ruft - Ab in den Süden
Teil 4: Prüfungen, Vorfreude und das Tal der dunklen Schatten
Teil 3: Die 72 Stunden Regel - Endlich nach Hause
Teil 2: Auf "Am Wind Kurs" - Geburtstag feiern im Krankenhaus
Teil 1: Auf der Isolierstation der Hämatologie - Was passiert da eigentlich in meinem Körper?