Ich wünsche dir: Zeit zu haben zum Leben! - Unser Quartier in den Bergen: Italien, Toscana, Pescia. 43°57'21.6"N 10°42'14.1"E
Prequel #2
In diesem (mehrteiligen) Prequel lasse ich die Begebenheiten vom 23. Juli 2016, dem Tag an dem ich mich bei https://steemit.com/ angemeldet habe, bis zum 1. Januar 2017, dem Tag an dem ich beschloss hier öffentlich mein Genesungstagebuch 2017 - Der Reset Button meines Lebens zu schreiben Revue passieren. Ohne diese beiden Ereignisse gäbe es diese Artikelserie nicht. Ihr könntet sie nicht lesen und mir würde eine wichtige Kraftquelle fehlen.
Donnerstag, 11. August 2016. Seit meinem gestrigen Termin bei Prof. Dr. Platzbecker kenne ich den groben Fahrplan für meine zukünftige Behandlung. Außerdem habe ich jetzt noch mehr Wissen über die Krankheit MDS:
Um die krankhaften Zellen und die Blasten zurückzudrängen, wird ab 29. August 2016 eine ambulante Behandlung mit dem Medikament Vidaza beginnen. Vier bis sechs Zyklen á 4 Wochen sind vorgesehen. Parallel wird die Suche nach einem passenden Stammzellen-Spender in der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) eingeleitet.
Symptomatische und präventive Maßnahmen
Mein Blutbild wird in Zukunft engmaschig überwacht werden. Das bedeutet regelmäßige Blutentnahmen, mit denen u.a. folgende Blutbestandteile quantitativ erfasst werden:
Man kann sich dran gewöhnen: Blutentnahmen werden zur Routine
Erythrozyten. Sinkt der Hämoglobin-Wert unter 5,0 wird mir Erythrozytenkonzentrat per Infusion "nachgefüllt" werden.
Thrombozyten. Ich bekomme in Zukunft bei Unterschreiten eines kritischen Wertes oder wenn etwa ein medizinischer Eingriff ansteht, vorbeugend Thrombozyten-Konzentrat infundiert.
Leukozyten. Das sind die Abwehrzellen, Polizei und Feuerwehr des Immunsystems. Davon habe ich besonders wenige. Die kann ich aber nicht von einem fremden Spender übertragen bekommen (es sei den, er wäre mein Zwilling). Fremde Leukozyten würden gegen meinen Körper Krieg führen. Mit fatalen Folgen.
Daher muss meine fehlende Abwehrkraft mit Medikamenten unterstützt werden. Das bedeutet, ab sofort täglich, früh und abends Antibiotika schlucken. Rein zur Vorbeugung. Weiterhin Pillen gegen eine etwaige Pilzinfektion. Außerdem bekomme ich Flaschen mit einer ziemlich unangenehm schmeckenden Flüssigkeit. Mit der soll ich mir nach jeder Mahlzeit, mindestens aber Abends, gründlich den Mund ausspülen. Ich komme mir vor, als hätte ich AIDS. Beruhigend: MDS ist nicht ansteckend.
endlich Urlaub
Freitag, 12. August 2016 wir packen unsere Koffer und gehen relativ zeitig zu Bett.
Samstag, 13. August 2016: 4:00 Uhr klingelt der Wecker. Sabine und ich fahren zuerst nach Gera, dort treffen wir uns mit Carmen, Carsten, Grit und Ulf. 6:00 geht die Reise los, wir sechs sitzen in Carstens VW-Bus. Ab in den Süden, der Sonne hinterher. Wir wollen am Nachmittag an unserem Zielort Pescia, in der Toskana in Italien angekommen sein.
Toscana, Italien. Fotos aus der ersten Urlaubswoche vom 13. bis 19. August 2016
Unser Urlaubsquartier. Wohnen über 2 Etagen, sonnige Terrasse und ein herrlicher Ausblick.
Ein Pool im Olivenhain
unser Urlaubsquartier, vom Pool im Olivenhain aus gesehen
Ich liebe Hunde. Der Schäferhund-Mischling unserer Vermieter mag mich :-)
Sabine und ich in Pisa
Florenz, Loggia dei Lanzi. Wer an der Macht war, musste den höchsten Turm besitzen :-)
Sonnen gereifte Weintrauben
Heute ist Montag, der 16. Januar 2017. Tag t-9.
8:00 Uhr muss ich mich in der Tagesklinik einfinden. Es steht wieder die routinemäßige Blutentnahme auf dem Programm. Anschließend erhalte ich meine tägliche Antibiotika Infusion. 11:30 habe ich dann Sprechstunde bei Frau Dr. Herbst. Sie will mich noch einmal sehen, bevor ich morgen für ca. 6 Wochen in die Uniklinik Dresden einfahren werde.
Meine tägliche Antibiotika Infusion
Das vergangene Wochenende war für mich sehr erfüllend. Am Samstag (14.01.) Habe ich mit meiner Frau Sabine unseren 33. Hochzeitstag gefeiert. Meine Tochter Julia und meinem Enkelchen Lotta waren das ganze Wochenende (Freitag bis Sonntag) zu Besuch. Ich bin glücklich. Das MDS hat für mich jeden Schrecken verloren...
Schlittenfahrt mit Lotta
Bahn frei
Irgendwo tief in mir, bin ich ein Kind geblieben.
Ich wünsche mir: Zeit zu haben zum Leben...
Zum Schluß noch ein kleines Gedicht von Elli Michler
Ich wünsche dir Zeit
Ich wünsche dir nicht alle möglichen Gaben.
Ich wünsche dir nur, was die meisten nicht haben:
Ich wünsche dir Zeit, dich zu freun und zu lachen,
und wenn du sie nützt, kannst du etwas draus machen.
Ich wünsche dir Zeit für dein Tun und dein Denken,
nicht nur für dich selbst, sondern auch zum Verschenken.
Ich wünsche dir Zeit – nicht zum Hasten und Rennen,
sondern die Zeit zum Zufriedenseinkönnen.
Ich wünsche dir Zeit – nicht nur so zum Vertreiben.
Ich wünsche, sie möge dir übrig bleiben
als Zeit für das Staunen und Zeit für Vertraun,
anstatt nach der Zeit auf der Uhr nur zu schaun.
Ich wünsche dir Zeit, nach den Sternen zu greifen,
und Zeit, um zu wachsen, das heißt, um zu reifen.
Ich wünsche dir Zeit, neu zu hoffen, zu lieben.
Es hat keinen Sinn, diese Zeit zu verschieben.
Ich wünsche dir Zeit, zu dir selber zu finden,
jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden.
Ich wünsche dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben.
Ich wünsche dir: Zeit zu haben zum Leben!
Ich habe Krebs. Einen ganz speziellen. Die blutbildenden Stammzellen im Knochenmark sind betroffen. Konkret: am 29. Juli 2016 wurde bei mir Hochrisiko-MDS RAEB-II diagnostiziert. Ohne die Hilfe der modernen Medizin eine absolut tödliche Krankheit.
So weit ich dazu in der Lage bin, werde ich regelmäßig an meinem Genesungstagebuch schreiben. Sollte sich mein Zustand mal vorübergehend verschlechtern, müsst ihr auf die Fortsetzung eventuell ein paar Tage warten :-)
Mit diesem Genesungstagebuch will ich nicht nur über meine Fortschritte (und eventuelle Rückschläge) berichten. Vor allem möchte Menschen in ähnlichen Situationen Mut machen. Egal ob sie selbst oder Angehörige bzw. Freunde betroffen sind.
Fortsetzung, Teil 9: Russisch Roulette - Entscheidung fürs Leben
Die vorhergehenden Artikel findest du hier:
- Teil 1: Auf der Isolierstation der Hämatologie - Was passiert da eigentlich in meinem Körper?
- Teil 2: Auf "Am Wind Kurs" - Geburtstag feiern im Krankenhaus
- Teil 3: Die 72 Stunden Regel - Endlich nach Hause
- Teil 4: Prüfungen, Vorfreude und das Tal der dunklen Schatten
- Teil 5: Das Meer ruft - Ab in den Süden
- Teil 6: Club Nautique - Die Maus auf dem OP-Tisch
- Teil 7: Was bitteschön ist Steemit!? - 33. Hochzeizstag
Schöpfe Kraft aus der Familie...mentale Stärke kann alles überwinden! Alles Gute!
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