Sisterhood

in deutsch •  6 years ago 

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Ich sitze mit meiner Herzensschwester am Lagerfeuer. Das Wetter ist grau, trüb und kalt. Meine Stimmung ist nicht viel besser. Die Flammen lodern, die Holzscheite knacken und Knistern vor sich hin. Wir hüten eingehüllt in Decken das Feuer. Die faszinierende, freundliche und seelenwärmende Atmosphäre lädt mich ein mein Herz zu öffnen.

Ich erzähle meiner Schwester im Herzen von meinen Muttersorgen. Schon meine Mama pflegte zu sagen: „Kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen.“ Als junge Frau mochte ich diesen Spruch nicht. Was meine Mama damit meinte, kann ich jetzt mit zwei erwachsenen Töchtern gut nachempfinden.

Meine Tochter steht mit ihrem gebrochenem Herzen vor mir. Ich sehe sie an. Sie ist schön, auch in ihrem Leid. In mir geht etwas mit ihrem Herzschmerz in Resonanz. Mir stehen auf einmal Tränen in meinen Augen. Ich will meine Tochter halten und trösten. Was kann ich für sie tun, frage ich mich immer wieder. Ich suche nach Lösungen für sie. „Willst du darüber reden?“ frage ich meine Tochter. Nein, sie mag jetzt nicht darüber reden. Sie sucht intuitiv in sich einen Ort auf, der nur ihr allein gehört. Es ist ein Ort des Alleineseins, der Stille und der Zurückgezogenheit. Ich möchte sie glücklich sehen. Ich möchte wissen das sie sich nichts antut. Ich lasse meine Tränen los. Sie laufen mir die Wangen herunter. Ich muss auch meine Tochter loslassen.

Ich lege Holz nach. Die Flammen schlagen wieder hoch. Meine Herzensschwester hört sich mein Herzensleid geduldig an. Ich fühle mich etwas erleichtert. „Geteiltes Leid ist halbes Leid“ sagt ein Sprichwort. Ich finde Trost in unserem Gespräch. Ich spüre das auch sie etwas bedrückt. Nachdem ich mit meinen Ausführungen fertig bin sagt sie zu mir: „Ach, weißt du was? Du sprichst mir gerade sehr aus meinem Herzen.“

„Liebe, erzähle mir doch von dir“ fordere ich sie auf. Elisabeth fühlt eine große innere Unruhe in ihrer Rolle als Mutter. Einen Traumpartner und danach immerwährende Liebe, Verständnis und Glücklich sein, so stellte sie sich das für ihre Tochter vor. Nun steht sie doch vor dem Scherbenhaufen ihrer Beziehung. Meine Schwester fühlt sich absolut hilflos. Sie sitzt mit der Mutter Ohnmacht und ihren beiden Kindern Traurigkeit und Wut an einem Tisch. Sie weiß nicht wohin mit sich und ihren heftigen Gefühlen. Der Blick von außen auf die Geschichte schmerzt sie sehr.

Ihre Tochter glaubt, dass alles wieder gutwerden wird. Mit Panikattacken zieht sie sich in ihr inneres zurück. Gern möchte Elisabeth ihre Tochter auf den Schoß nehmen und hin und her wiegen, so wie einst, wenn sie schlecht träumte als Kind. So gern möchte sie ihr sagen können, dass alles wieder gut werden wird. Für meine Herzensschwester sind die hereinbrechenden Selbstzweifel ihrer Tochter kaum zu ertragen. „Ich bin daran schuld. Ich muss jetzt das richtige tun.“ lädt sie sich selber auf.

Elisabeth erkennt sich in mir und meiner Geschichte wieder. Ich erkenne mich in ihr. Wir begegnen uns in unserer Sorge um unsere Töchter. Wir teilen uns mit. Wir geben und nehmen zu selben Teilen. Unsere wahrhaftige Begegnung am Feuer ist für uns eine große Gnade. Unsere Töchter verbrachten viele Jahre unter unseren schützenden Flügeln. Wir hatten Pläne für sie und wollten immer nur das Beste. Doch jetzt sind pflüge und keine kleinen Mädchen mehr. Wir teilen unseren Abschiedsschmerz von unseren Mädchen. Fast dreißig Jahre hat uns die Rolle als Mutter ausgefüllt. „Wer bin ich noch ohne diese Rolle?“ und „Was macht mein Leben zukünftig aus?“ fragen wir uns.

Wir sitzen am Feuer und wärmen uns gegenseitig. Es ist uns, als ob wir schon seit den Steinzeiten zusammensitzen, während die Männer auf Jagd waren. Wir Frauen haben uns unterstützt und alle Lebenszyklen miteinander geteilt. Es tut uns gut von Frau zu Frau auszutauschen und darüber zu sprechen. Das gibt uns festen Boden unter den Füßen. Wir empfangen im Kreise der Schwesternschaft am Feuer eine Botschaft: Es ist genug, weise Frau für uns selbst zu sein! Damit setzen uns damit für die Heilung unserer Töchter ein. Wir empfange sie mit unsere Liebe im Kreis der Frauen.

Ich lade dich ein, dich als einen Teil der Schwesternschaft wahrzunehmen.
Komm, setze dich zu uns ans Feuer, ruhe dich eine Weile aus, und lausche…

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