Hyperinflation? Meine Gedanken dazu

in deutsch •  4 years ago 

Es war etwa 2008 als etwas begann was schlechthin als Finanzkrise bewertet wird. Inzwischen screiben wir 2020 und man hört nur ab und zu davon aber irgendwie wurde diese Finanzkrise nie abgeschlossen.

Ich bin im Osten aufgewaschen und so wurde mir in der Schule beigebracht, dass der Kapitalismus generell 2 Krisenarten unterliegt. Die eine ist eine allgemeine Krise, die stetig die Arbeitsverhältnisse und Lebensbedingungen verschlechtert bis es zur Revolution und einer neuen Gesellschaftsform kommt. Die Andere sind ständig aufploppende zyklische Krisen die gern auch zeitgleich stattfinden. Die Finanzkrise von 2008 sollte zur letzteren Art gehören. Allerdings kann ich nicht bestätigen, dass sich mein Leben seit dem drastisch verschlechtert hätte, eher das Gegenteil. Ich kann aber nachvollziehen falls sich das Leben vieler anderer Menschen verschlechtert hat. Hier denke ich an Leiharbeiter, Zeitarbeitskräfte, Ich AGs, Ein Euro Jobber, Friseurinnen, Verkäuferinnen, Pflegepersonal und Angestellte in sonstigen Billiglohnbereichen.

Meine Großeltern erzählten mir immer von der Geldentwertung früher und der Wirtschaftskrise und das alles ganz schlimm war. Meine Lehrer ergänzten das dann mit ausführlichen Erklärungen zur Hyperinflation und dass die Arbeiter am Lohntag in der Pause das Geld über die Werktore zur Frau warfen, damit die gleich einkaufen konnte, denn wenn der Mann heim kam bekam man dafür nur noch die Hälfte oder gar nix. Gut das sind Dinge die hört man sich an und sagt sich ok war halt so wenn Opi vom Krieg erzählt aber ist nicht mehr so.

Das Finanzsystem hat uns weder ein Lehrer in der Schule noch ein Professor an der Uni erklären können oder wollen. Letztlich lief jede Diskussion darauf hinaus aber wenn die Kuhhaut doch nur in 100 Teile zerteilt wurde und jeder 10% mehr zurückgeben soll wo kommt dann bei den 100 Leuten die eine Kuhhaut mehr plötzlich her? Na klar der Staat kann doch das Geld drucken und damit ist das dann auch da. Ja aber nur weil der Staat Geld druckt bekommt es ja nicht der Eine für den keine Kuhhaut übrig geblieben ist. Dann muss er halt arbeiten und ein Teil der Kuhhaut verdienen. Ja aber ... und so ging das unendlich aber eine echte Antwort bekam man nie. Ich dachte immer ich wäre alleine zu blöd es zu verstehen und der Rest der Welt weiß einfach Bescheid und kann es mir nicht erklären weil ich so begriffsstutzig bin.

Das dem nicht so ist, habe ich gemerkt als 2007 eine anonyme Person im Internet eine Kryptowährung namens Bitcoin erfand. Plötzlich erschienen alle gestellten Fragen legitim und nur die früher bekommenen Antworten entpuppten sich als Antworten auf Klugscheißer Niveau von Leuten die selbst keine Ahnung vom Finanzsystem hatten und sich scheinbar auch nicht dafür interessierten aber weil Lehrer halt irgendwie antworten mussten.

Fakt ist, es gab eine Zeit in der hat man versucht soviel Geld im Umlauf zu halten wie es Werte auf der Welt gab. Hätte also jemand alles Geld der Welt besessen und hätte es ausgegeben, dann wäre alles von Wert was uns umgibt sein Eigentum gewesen. Dazu würden praktisch Rohstoffe, Fabriken, Erzeugnisse, Dienstleistungen etc. gehören. Eben alles was irgendwie Geld kostet. In der Zeit konnte man einen Dollar zur Bank tragen und dafür ein wertgleiches Stück Gold erhalten. Ich weiß nicht ob das System selbst einen grundlegenden Fehler besaß oder ob eine Regierung einen Fehler gemacht hatte oder ob es einfach am weltweiten zweiten Krieg lag. Auf jeden Fall wurde das System nach dem 2. Weltkrieg praktisch abgeschafft und ein System von Fiat Währungen geschaffen.

Diese Fiat Währungen waren nun nicht mehr an Gegenwerte gebunden. Jetzt hättest Du mit nem Dollar zur Bank gehen können aber statt den Gegenwert in Gold hättest Du nur schallendes Gelächter geerntet. Wenn also jetzt jemand alles Geld der Welt besessen hätte und dafür alles was es auf der Welt an Wert gab gekauft hätte, dann hätte er noch ne Menge Geld übrig gehabt für die er nix mehr bekommen konnte. Denn die Werte waren weg und hätten erst neu geschaffen werden müssen. Und dann ging es plötzlich los mit einem neuen Begriff - nämlich der Hyperinflation. Jetzt kamen nicht nur Weltwirtschaftskrisen in denen sämtliche Unternehmen den Bach runter gingen, nein jetzt mussten Regierungen sogar Angst haben, dass ihr Volk verhungert obgleich die Lager prall gefüllt sind. Wie geht sowas?

Gut um ehrlich zu sein gab es Hyperinflationen wohl auch schon vor der Einführung von Fiatgeld aber eben nur sehr selten. Was ist eine Hyperinflation? Es gibt keine genaue Definition aber in der Regel spricht man von Hyperinflation wenn die Preise innerhalb eines Monats um über 50% steigen. Gemeint sind alle Preise und nicht nur Luxusgüter sondern besonders eben auch Lebensmittel und Rohstoffe. Wie kommt es zu so einem Zustand? Bislang war es in der Geschichte immer so, dass die Regierung einfach Unmengen an Geld gedruckt hat ohne dafür Werte zu besitzen. Im modernen Wirtschafts- und Finanzsystem würde man davon reden, dass ein Land große Schulden aufnimmt. Für Otto Normalverbraucher nimmt das Land aber gar keine Schulden auf sondern druckt einfach nur viel mehr Geld. Das machen die USA seit 2008 am Stück. Ihre Verfassung sieht irgendwelche Notbremsen vor, damit genau das eben nicht gemacht wird. Dann kommt es zyklisch immer zu solchen Krisen im Senat wie im Dezember 2018. Der neue Haushalt kann nicht beschlossen werden weil er nicht verfassungsmäßig wäre - eine Einigung ist nicht in Sicht. Dann geht Teilen der Regierung das Geld aus, Behörden werden geschlossen und Mitarbeiter in eine Zwangspause geschickt. Dann gibts eine Einigung und alles geht von vorn los.

Weil der US Dollar die Leitwährung oder auch die Reserverwährung der Welt ist, ist es dort besonders interessant. Für Deutschland hat mich das nie angehoben, die Auswirkungen schienen aus meiner Sicht gleich Null zu sein. Erst als die Zentralbanken auf der einen Seite davon redeten sie würden für das nächste Jahr gern 2% Inflation haben, denn 0,xx ist einfach zu wenig für eine gesunde Wirtschaft. Und auf der anderen Seite anfingen Leute besonders erstmal Banken für das Einlagern von Geld zu bestrafen - Stichwort Negativ Zinsen - hab ich etwas Angst bekommen, dass der nächste Crash wohl doch noch zu meinen Lebzeiten stattfindet. Der Eine oder Andere wird wohl sagen "Was juckt es mich wenn meine Bank bei der EZB Zinsen zahlen muss weil sie mein Geld nicht arbeiten lässt sondern einlagert? Solange ich nicht zahlen muss - mir egal." Klar ist aber auch, wir zahlen immer - nur erkennen wir das nicht immer gleich. Es gibt ja nicht nur Kleinanleger die ihr Geld zur Bank tragen müssen. Die ganzen Versicherungen müssen ihr Geld auch auf Banken einlagern und dürfen dafür Strafzinsen zahlen. So sind beispielsweise bei der AOK im ersten Halbjahr 2018 etwa 6 Millionen Euro Negativzinsen also Strafzinsen an die Bank angefallen. Sprich das sind 6 Millionen die einfach so vernichtet wurden ohne dass dafür irgendwas gekauft, ein Krankenhaus gebaut oder ein Patient behandelt wurde. Bei der Rente sieht es nicht besser aus. Und nein, das hat sich auch 2019 und 2020 nicht verbessert - man hört nur nix mehr davon.

In 2020 kam nun noch Corona dazu. Finanziell erstmal kein Problem. Aber dann die ganzen Rettungsschirme. Für Schulbildung, Altenpflege etc. war nie Geld da, genau wie beim Rettungsschirm für Banken ist dann aber welches da wenn der Staat meint es müsse sein. Erzählt wird das Soforthilfen für den Mittelstand bereitgestellt werden. Vom Mittelstand hört man: "Von den paar hundert Euro kann man nicht überleben". Aber nicht systemrelevante Konzerne wie TUI werden mit Millionen gefördert. Aber ich schweife ab. Also kurzum in 2020 wurde vermutlich mehr Geld gedruckt als jemals nach 2008. Das kann nicht ewig ohne Folgen bleiben. Genau so ein Verhalten vom Staat löst gewöhnlich eine Hyperinflation aus. Auch das würde ich in weite Ferne reden aber inzwischen steigt der Bitcoin ohne Ende. Eine Währung die vor kurzem laut EZB nicht mal einen relevanten Wert hätte. Jetzt fragt man sich natürlich was steckt dahinter? Kaufen jetzt Leute wie Du und ich massenweise Bitcoins? Wohl kaum. Ein bischen klar um auf der sicheren Seite zu sein aber richtig viel kann man sich doch eh nicht leisten. Aber wer kauft sind riesige Firmen. Die einfach mal ein paar Millionen als Reserve in Bitcoins anlegen. Kein schlechter Gedanke. Denn genau das tut man möglichst vor einer Hyperinflation. Man kauft mit dem Geld das vermutlich morgen nix mehr Wert ist, Waren die morgen vermutlich im Wert steigen.

Was sind das für Waren die man da am besten kauft? In der Vergangenheit waren es Gold, Silber, Öl. Aber da in der Hyperinflation die Leute schnell zum Tauschhandel übergehen können es auch Ersatzwährungen sein. So zum Beispiel waren nach dem Krieg Zigaretten eine Ersatzwährung. Wenn ich danach gehe, sollte ich mich vielleicht mit Schnaps eindecken? Aber welche Sorte? Vielleicht hilft auch einfach ein wenig hamstern? Dann kann man später Klopapier gegen Nudeln tauschen :) Naja ich weiß es nicht was man machen sollte und ob eine Hyperinflation kommt. Aber wenn es wirklich Hyperinflationen gibt und geben wird, dann wäre jetzt jawohl der geeignetste Zeitpunkt dafür.

Laut der Theorie werden Hyperinflationen hervorgerufen wenn der Staat mit mehr als 100% des Bruttoinlandproduktes verschuldet ist. Das ist wohl ein Punkt an dem er es nicht mehr verhindern kann, egal was er tut. Interessanterweise kann eine Hyperinflation auch nur durch den Staat selber ausgelöst werden. Und sie dauern in der Regel nicht lange. Bisher zwischen 1 und 5 Jahren. Allerdings ist "nicht lang" eine recht lange Zeit wenn ich mit meinem Gehalt ein Brötchen für 2 Millionen Euro kaufen soll.

Ich warte schon seit Jahren auf den Tag an dem die EZB die Zinsen wieder anhebt. Dann fallen die Negativzinsen weg und unrentable Firmen welche nur durch die 0 Zinspolitik der EZB in der Krise am Leben blieben werden crashen. Dazu kommen noch die ganzen Firmen die eh wegen Corona dicht machen. Dann die ganzen Ausgaben des Staates für Medizin, Pflege, Kurzarbeitergeld und Existenzhilfen. Das sollte doch recht schnell zu einer Preisspirale führen.

Also aus meiner Sicht ist es keine Frage mehr ob sondern nur wann. Und ja, ich weiß auch nicht was man tun kann. Vermutlich werde ich zukünftig dem Wirtschaftskreislauf immer ein paar zusätzliche Produkte entnehmen und für schlechte Zeiten aufheben. Zusätzlich werde ich ich das monatliche Restgeld ins Bitcoins investieren. Und dann hoffe ich einfach, dass ich relativ glimpflich davon komme. Für wen die Gefahr einfach nur absurd und undenkbar ist für den hänge ich mal unter den Quellen einen Link zur Liste der bisherigen Hyperinflationen.

Quellen:

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