"Für einen arbeitslosen Schauspieler könnte sich der Hausunterricht seiner Kinder als persönliche Offenbarung erweisen" - ist der Satz, den Netflix als Inhaltspitch für den Film "Wish I was here" angibt. Der Film kam schon im Herbst 2014 in die Kinos, aber ich bin erst jetzt zufällig darüber gestolpert.
Als ich den Kurzinhalt bei Netflix las, dachte ich mir, das könnte interessant werden; Was wird der Vater seinen Kindern wohl beibringen? Es ist nicht so, dass die Inhaltsangabe falsch ist, aber es geht nicht wirklich darum. Die Prämisse wird etwas deutlicher, wenn man sich den Trailer ansieht. Aidens Vater (Mandy Patinkin "Homeland") hat seither das Geld für die private jüdische Schule für Aidens Kinder bezahlt.
Als er an Krebs erkrankt, fehlt das Geld, denn Aiden (Zach Braff "Scrubs") selbst ist in seinem Traumjob als Schauspieler eher semiaktiv. Der Hauptfamilienfinanzier ist also Aidens Frau Sarah (Kate Hudson), die aber nach Aidens Auffassung ebenso ihren Traumjob hat - im Büro mit einem Perversen. Es gilt als Tabu, auf eine öffentliche Schule zu gehen und auch Aidens Versuche, bei der privaten Schule etwas Zeit zu kriegen, um das Geld aufzutreiben, scheitern. Also bleibt die einzige Möglichkeit der Hausunterricht.
Dabei stellt sich schnell heraus, dass Aiden weder das Wissen noch die pädagogischen Fähigkeiten zu haben scheint, um seinen Kindern den konventionellen Schulstoff beizubringen. Er schnappt sich seine Kinder und zeigt ihnen, was für ihn von Bedeutung scheint. Schnell verbindet er mit dem "Hausunterricht" seine eigenen Verpflichtungen. So möchte sein Vater nicht im Krankenhaus sterben - also muss das Haus hergerichtet werden.
Außerdem soll Aiden seinen Bruder dazu bringen, sich nochmal blicken zu lassen - auch hier helfen die Kinder mit, Überzeugungsarbeit zu leisten. Geht es aber um Hausunterricht? Nicht wirklich. Bei "Wish I was here" geht es viel mehr um Selbstverwirklichung, Glück, Verantwortung. Da werden Fragen aufgeworfen wie "wie wichtig ist es, meine Träume zu erfüllen in Anbetracht meiner Verpflichtungen" oder "stehen meine Träume im Weg von anderen".
"Wish I was here" lässt sich einordnen zu Filmen wie "Little Miss Sunshine" oder "Captain Fantastic". Also relativ harmlose, lebensbejahende Filme, die man mal so weggucken, lachen und sich mitnehmen lassen kann und eventuell etwas für sich daraus mitnimmt. Zach Braffs Film wird wohl nicht in die Filmgeschichte eingehen, aber er hat definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient. Hat man also an einem Sonntagnachmittag mal nichts zu tun und würde sich gern was reinziehen, was einen nicht direkt das Adrenalin durch die Adern schleudert oder für die nächsten 3 Tage in tiefster Depression hinterlässt, dann kann man "Wish I was here" auf jeden Fall mal angucken.