Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!
Alle reden von Aiwanger und einer schon fast archäologischen Geschichte, die ein frustrierter Pauker ausgrub und ins Rollen brachte.
Dabei gibt es einen nicht schon längst verjährten, sondern geradezu brandaktuellen Fall von Holocaustverharmlosung, dessen Urheber unstreitig feststeht - nämlich den des feigen Sofa-Pöbels Kiesewetter, der seine sichere Kissen-Graben-Stellung in seinem persönlichen Feldzug gegen Rußland einmal kurzfristig verließ und gegen säuferische Zerstreuung auf einem Volksfest einwechselte. Schon das entgleiste gefährlich, denn dort beschimpfte er das Ordnungspersonal als „schlimmer als KZ-Wärter“.
Soll ihm wegen einfacher Struktur seiner Denkvorrichtung Generalamnestie gewährt werden, sodaß er weiterhin seinen gefährlichen Blödsinn stumpfsinnig weiterverbreiten kann?
Auch das Unkraut des grünen Wildwuchses läßt sich bei anti-judaistischen Schmähparolen nicht lumpen. Aus diesen Reihen hageln die Steine aufs dem Glashaus gerade besonders heftig.
Spätestens nach seinem Hitler-Auftritt jedenfalls darf Söder jetzt endgültig und offiziell als Södolf tituliert werden.
Anlage 1
RT-DE
vom 29. August 2023
Bayern-Wahlkampf: "Viele Fragen offen" und "keine Vorverurteilungen"? Kampagne beschädigt Aiwanger.
Der Süddeutschen Zeitung ist gelungen, Zunder in die heiße Phase des bayerischen Landtagswahlkampfs zu bringen. Ihre Behauptung, Hubert Aiwanger habe das unsägliche Pamphlet verfasst, hat sich als falsch erwiesen. Trotzdem legen SZ und Mainstream nach.
Mit inquisitorischer Strenge verfolgen die Mainstream-Medien, angeführt von der Süddeutschen Zeitung (SZ), den Wirtschaftsminister und stellvertretenden Ministerpräsidenten Bayerns sowie Vorsitzenden der Freien Wähler, Hubert Aiwanger. Die Kampagne gegen den bodenständigen Politiker sorgt dafür, dass in Bayern "jetzt vieles ins Wanken" gerate, meint offenkundig befriedigt die SZ.
Bodenständig? Dem bayerischen Politiker attestiert die Wikipedia ausdrücklich: "Aiwanger spricht erstsprachlich einen ausgeprägten mittelbairischen Dialekt, der sich bei ihm im Hochdeutschen in einer regional gefärbten, niederbayerischen Umgangssprache niederschlägt, die kaum Dialektmerkmale enthält und no am standarddeutschen Wortschatz bleibt."
Der Aufhänger
Eine Kundgebung in Erding, auf der sich im Juni Hubert Aiwanger bajuwarisch-deftig an die Zuhörer wandte, wie es ein Franz Josef Strauß einst regelmäßig getan hatte, wurde ihm nun zum Verhängnis. Dieser Auftritt in Erding dient einer Presse als Aufhänger für substanzlose Verdachtsberichterstattung, die den Pressekodex und die Unschuldsvermutung hinter sich gelassen hat, wie es aus einem Interview der Welt mit dem Düsseldorfer Strafrechtler Udo Vetter hervorgeht.
Laut Focus nahm ein früherer Lehrer Aiwangers an dessen Auftreten in Erding Anstoß und soll Aiwanger sowohl bei dem aktuellen Direktor von Aiwangers früherem Gymnasium als auch bei der SZ denunziert haben. Demnach habe erst der Lehrer den "Skandal ins Rollen gebracht".
Wegen des, zugegeben, reichlich geschmacklosen Schüler-Pamphlets, das 1987 zusammengeschrieben wurde, und für das sich Aiwanger, damals 16 und nicht 17 Jahre alt, wie meist geschrieben wird, nun zu verantworten hat, wurde der bayerische Koalitionsausschuss von Ministerpräsident Markus Söder einberufen – 36 Jahre nach dem Vorfall an Aiwangers Schule.
Das Vorgehen der SZ ist alles andere als journalistisch sauber, sondern erfüllt alle Kriterien einer Schmutzkampagne, an der sich andere Mainstream-Medien und die Opposition beteiligen.
Noch bevor geklärt ist, was es mit dem Flugblatt tatsächlich auf sich hat, meint der Chefredakteur des Münchner Merkur, Georg Anastasiadis, einen "tiefen Fall" Aiwangers zu beobachten. Wie die meisten Mainstream-Zeitungen und -Portale spricht auch der Merkur von einer "antisemitischen Hetzschrift" – wobei zumindest unklar ist, was an dem widerwärtigen Flugblatt antisemitisch sein soll. Der Merkur betreibt Kampagnenjournalismus, indem er als "Sachstand", noch dazu als "weitgehend unbestritten", hinstellt, was vielmehr unklar ist.
"Gewiss, Aiwanger war damals noch Schüler. Doch von einem fast Volljährigen wäre doch eine Reife zu erwarten gewesen, die ihn davon abhält, mit Hitlerbärtchen an der Schule herumzustolzieren und widerwärtigste Ermordungsparolen zu verbreiten."
So fabuliert der Merkur, ebenso wie die SZ, von anonymen "Zeitzeugen", die sich heute aus "Sorge" an die Öffentlichkeit gewandt hätten, "dass sich der heute 52-jährige Aiwanger zurück zu seinen 'antidemokratischen Wurzeln' bewege". Aiwangers Kritik in Erding an der Berliner Politik und am Zustand der Demokratie verdreht der Merkur zu suggestiv-rhetorischen Fragen:
"Ist diesem Aiwanger zu trauen? Hat er sein menschenverachtendes Weltbild von früher wirklich überwunden?"
Verteidiger
Aiwanger erhielt unterdessen prominente Unterstützung vom deutsch-jüdischen Historiker Michael Wolffsohn, der sich in der Bild-Zeitung mit einem Gastkommentar für den bayerischen Vize-Ministerpräsidenten einsetzte und festhielt, dieser sei "bislang [...] nie durch irgendwelche antisemitischen Äußerungen" aufgefallen. Wolffsohn stellt fest: "Ist jenes Flugblatt antisemitisch? Es ist menschenverachtend, aber ist es deswegen automatisch antisemitisch? Antisemiten machen Juden als Juden verächtlich. Sie fordern die Benachteiligung und sogar Ermordung. Kein Wort davon in diesem dreckigen Text. Merke: Nicht jeder Dreck ist zugleich antisemitisch."
Anonyme Denunzianten beabsichtigten, den "konservativen Aiwanger" und die Freien Wähler als "Nazis, und daraus abgeleitet, Antisemiten" abzustempeln. Die Gleichsetzung von konservativ mit "Nazi" und "Antisemit" sei "ahnungslos und verleumderisch". Und Wolffsohn über derlei Zuschreibungen weiter: "Wer es dennoch tut, lasse uns Juden aus diesem miesen Spiel raus."
Der Historiker prangert die doppelten Standards an, die von Politik und Medien angewandt werden, wie der aufgebauschte Skandal um das Flugblatt zeige: "Die hysterischen Aiwanger-Kritiker messen mit zweierlei Maß. Konservativen werfen sie jugendliche Dummheiten, Widerwärtigkeiten, Fehler oder Straftaten lebenslänglich vor und fordern noch Jahrzehnte später, also heute, Konsequenzen."
Als Beispiele führt Wolffsohn unter anderem den früheren Außenminister Joseph ("Joschka") Fischer (Bündnis 90/Grüne) und die SPD-Politikerin Sawsan Chebli an. Fischer, weil er im Alter von 25 Jahren einen Polizisten brutal zusammengeschlagen hatte. Chebli, weil sie in jugendlichen Jahren selbst antisemitisch eingestellt war, nun aber Aiwanger Antisemitismus per Twitter/X unterstellte. Zwar habe sie den betreffenden Post von ihrem Account inzwischen gelöscht, doch sei "entlarvend", dass sie für sich in Anspruch nehme, was sie für Aiwanger nicht gelten lasse.
Apropos SPD, gegen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach verkneift sich Wolffsohn nicht die Spitze, auf einen Fehler in einem Tweet Lauterbachs hinzuweisen. Auch Lauterbach hatte sich eilig gegen Aiwanger gewandt und im Eifer von "Ausschwitz" getwittert. Dazu Wolffsohn: "Weiß er nicht, dass man Auschwitz nur mit einem S schreibt?"
Aber auch die Süddeutsche selbst bekommt von dem deutsch-jüdischen Historiker ihr Fett ab. Was Juden angehe, habe die Weste der SZ selbst "dunkle Flecken", wie sich an einer veröffentlichten Karikatur Netanjahus zeige, "die sich nicht wirklich von den extrem antisemitischen Judenzeichnungen der Nazis unterschied".
In der Sonntagsrunde des Kontrafunks mit Burkhard Müller-Ullrich machten die Diskutanten auf den Umstand aufmerksam, dass das inkriminierte Flugblatt erstaunlich fehlerfrei und ordentlich getippt sei. Zudem fänden sich darin Begriffe wie "Erfüllungsort", deren Gebrauch durch Minderjährige, und seien sie auch Gymnasiasten, zumindest Erstaunen hervorrufen könne. Der Sonntagsrunde stieß – ähnlich wie Michael Wolffsohn – das Messen mit zweierlei Maß auf: Denn vergleichbare Äußerungen einer Sarah-Lee Heinrich (Bündnis 90/Grüne) seien nie einer ähnlich scharfen Kritik unterzogen worden, offenbar deshalb nicht, weil sie von einer Grünen kamen.
Bruder gesteht – Kampagne geht weiter.
Was die Schreibmaschine betrifft, so hat die SZ inzwischen nachgelegt und, wenn auch hinter der Bezahlschranke, ein "Gutachten" präsentiert, mit dem nachgewiesen werden soll, dass die Schreibmaschine, auf dem das Flugblatt getippt wurde, dieselbe gewesen sei, auf der Hubert Aiwanger eine Facharbeit geschrieben habe. Die Maschine mag dieselbe gewesen sein, aber nicht zwangsläufig die Person, die sie benutzt hat.
Nachdem sich der Bruder Aiwangers, Helmut Aiwanger, am vergangenen Sonnabend gegenüber der Presse als Verfasser des Pamphlets zu erkennen gegeben hatte, gerät auch er in den Fokus der Öffentlichkeit. Bild breitet nun auch Einzelheiten aus seinem Leben aus, kommt aber über Helmut Aiwanger zum Schluss: "Bayrisch bodenständig. Er ist nicht links, aber auch nicht rechtsradikal oder antisemitisch."
Die Passauer Neue Presse zitiert Helmut Aiwanger mit einer Erklärung dazu, wie die Flugblätter in die Schultasche seines Bruders gekommen seien: Der jüngere Aiwanger-Bruder habe deeskalieren und die Flugblätter wieder einsammeln wollen: "Ich bin mir nicht mehr ganz sicher [...] Aber ich glaube, dass Hubert sie wieder eingesammelt hat, um zu deeskalieren."
Der Bruder des Vize-Ministerpräsidenten äußerte sich auch zu seiner damaligen Motivation, weshalb er das Pamphlet geschrieben habe.
"Ich habe das Schriftstück nicht erstellt, um Nazis zu verherrlichen, den Holocaust zu leugnen oder Hass und Gewalt zu schüren."
Vielmehr habe er damit seine Lehrer provozieren wollen – mit einer "stark überspitzten Form der Satire", die er heute als Jugendsünde bezeichnet. Helmut Aiwanger weiter: "Ich schäme mich für diese Tat und bitte vor allem meinen Bruder um Verzeihung für die damals verursachten Schwierigkeiten, die auch noch nach 35 Jahren nachwirken."
Das Sitzenbleiben, die Konflikte zwischen Lehrerkollegium und Direktor, die soziokulturellen Reibereien zwischen (angeblich) "linken" Lehrern und Bauernkindern, all dies kommt nach Jahrzehnten wieder an die Öffentlichkeit. So werden nach bald 40 Jahren die unappetitlichen, aber mehr oder weniger alltäglichen, auch pubertären Querelen an einer niederbayerischen Schule von der SZ über die Zeit bis zur FAZ wieder aufgewärmt, in offenkundig denunziatorischer Absicht.
Und sogar der sonst gern vergessliche Bundeskanzler mischt sich in den bayerischen Wahlkampf zusammen mit den Grünen – und faktisch an der Seite Söders – ein, wie die Tagesschau meldet. Der stellvertretende Regierungssprecher erklärte demnach: "Das muss aus Sicht des Bundeskanzlers auch alles umfassend und sofort aufgeklärt werden und müsste dann gegebenenfalls auch politische Konsequenzen haben."
Noch ehe die Vorwürfe geklärt sind, erscheint die Vorverurteilung Aiwangers perfekt – und eine Fortsetzung der Koalition von CSU und Freien Wählern so gut wie unmöglich.
https://rtde.site/inland/179070-bayern-wahlkampf-viele-fragen-offen/
Anlage 2
Tichys Einblicke
vom 28. August 2023
Wie Markus Söder mit einem „Sonderermittler“ und Hitler Vergleich Aiwanger zu Fall bringen will
von Roland Tichy
Markus Söder will seinen Stellvertreter zur Ablösung zwingen. Ein "Sonderermittler" soll die Verwicklung Aiwangers in der Flugblattaffäre klären. Söder könnte so seinen größten Konkurrenten aus der Politik drängen und der CSU die Mehrheit sichern. Und jetzt noch ein Hitler-Vergleich. Hat Söder damit überzogen?
In Bayern überschlagen sich die Nachrichten. Ein pensionierter Lehrer für Deutsch und Latein bringt die Landesregierung arg in Bedrängnis, nachdem er das fragwürdige Flugblatt eines Schülers an die Süddeutsche Zeitung durchgestochen hat.
Ein Lehrer packt aus, Markus Söder liefert Hitler-Vergleich.
Es wirft ein besonderes Licht auf den Schüler Hubert Aiwanger, heute stellvertretender Ministerpräsident. Natürlich auch auf den Lehrer, denn der unterliegt auch als ehemaliger Lehrer der Lehrerdienstordnung, die ihn zu unbedingtem Stillschweigen verpflichtet. Von Ausnahmen für Politiker ist dort keine Rede. Im Paragraphen 14 der Lehrerdienstordnung heißt es:
„Die Lehrkraft hat, auch nach Beendigung des Dienstverhältnisses, über die ihr bei ihrer dienstlichen Tätigkeit bekannt gewordenen Angelegenheiten Verschwiegenheit zu bewahren. Dies gilt nicht für Mitteilungen im dienstlichen Verkehr oder über Tatsachen, die offenkundig sind oder ihrer Bedeutung nach keiner Geheimhaltung bedürfen. Spannungen und Gegensätze innerhalb der Schule erfordern vertrauliche Behandlung. (2) Auskünfte an Presse, Rundfunk und Fernsehen erteilt nur die Schulleiterin oder der Schulleiter oder die von ihr oder ihm beauftragte Lehrkraft.“
Sollte ein Lehrer Schulakten 35 Jahre lang aufbewahrt haben um sie zum gegebenen Zeitpunkt aus der Schublade zu ziehen? Keine schöne Vorstellung, was immer man den Aiwanger-Boys zur Last legen will. Die Verschwiegensheitsverpflichtung wirkt auch während der Pension. Auch da gibt es viel aufzuklären.
Früher hat dieser Lehrer gegen Söders Weltraumpläne opponiert, jetzt sieht er Bayern durch Aiwanger bedroht und dessen geistigem Kinderkostüm, dem der seit 32 Jahren nicht entwachsen sein soll. Zwar ist der damalige Direktor im vorigen Jahr verstorben, aber noch gibt es Lehrer und Mitschüler, die befragt werden können. Ein altes Flugblatt wird zur
Staatsaffäre. Aber solches Papierwerk zählt ja schon lange nicht mehr in einer moralisierenden Gesellschaft. Ganz sicher ist sich auch Markus Söder nicht beim Umgang mit der Affäre und sendet widersprüchliche Signale.
Söder
Der Koalitionspartner mag es ihm „nicht ganz leicht machen“, sagte Markus Söder am Abend bei einer Wahlkampfveranstaltung in Landshut, wenige Kilometer von Aiwangers Heimat. Aber „ich möchte eine bürgerliche Koalition in Bayern eindeutig behalten. Und ich möchte keine Grünen in der bayerischen Staatsregierung.“ Bei einem Wahlkampf-Auftritt im Landshuter Bierzelt imitiert Bayerns Ministerpräsident Markus Söder seinen Vize in Gestik und Mimik von Adolf Hitler, berichtet der Deutschlandfunk: „Ich werde in München mal auf den Tisch hauen“, brüllt Söder mit markig-verstellter Stimme in den Saal. Söder dann später mit normaler Stimme: „Überraschenderweise sind die, die im Zelt daheim recht groß sind, in München relativ klein. Mit jedem Kilometer näher in meine Nähe, werden sie – wie soll ich sagen – freundlicher, geschmeidiger.“ Offensichtlich sucht Söder den Show-Down mit Aiwanger. Das ist ein einzigartiger Vorgang. Ein Fortgang der Koalition scheint unmöglich – zu den Fragen an Aiwanger kommen jetzt Fragen nach der charakterlichen Eignung Söders beim Umgang mit politischen Krisen.
Söder spürt, dass Aiwanger die Sympathie Vieler hat. Dabei hatte Söder noch am Montag ganz andere Pläne, wie TE berichtet hat. Am heutigen Dienstag findet eine außergewöhnliche Sitzung des Koalitionsausschusses statt: CSU und Freie Wähler bilden in Bayern die Landesregierung.
Wie TE erfuhr, erwägt Markus Söder die Einsetzung eines „Sonderermittlers“ der Landesregierung. Er lässt derzeit prüfen, welche „honorige Persönlichkeit“ als „Sonderermittler“ in Frage käme, da die Staatsanwaltschaft wegen der Verjährung des Falles nicht handeln will. Der „Sonderermittler“ soll Lehrer und Mitschüler von Hubert Aiwanger befragen sowie klären, inwieweit die Familie des Vorsitzenden der Freien Wähler einschlägig vorbelastet sei. Nach mehrtägigem Schweigen erklärte Aiwanger, dass sein Bruder das Flugblatt verfasst habe. Offensichtlich soll jetzt der politische Hintergrund der Bauernfamilie ausgeforscht werden. Dass es nach deutschem Recht keinen „Sonderermittler“ geben kann versteht sich. Das ist und bleibt Aufgabe der Staatsanwalt, die zudem weisungsgebunden handelt – aber nicht willkürlich Anweisungen folgen darf.
„Sonderermittler“ führt zum politischen Ende Aiwangers.
Politisch hätte der „Sonderermittler“ schon vor möglichen Ergebnissen große Wirkung. Aiwanger könnte als Minister kaum mehr tätig sein, wenn der „Sonderermittler“ eingesetzt wird und „ermittelt“. Sollte er nicht freiwillig zurücktreten, müsste ihn Söder entlassen. Ohne Aiwanger sind die Freien Wähler führungslos; zudem sind bereits wichtige Politiker der Freien Wähler von ihm abgerückt. In den kommenden Tagen will Söder zudem publizistisch erklären, dass der Holocaust als größtes Verbrechen der Geschichte nicht relativiert werden dürfe, die gesamte Staatsverfassung und Staatsraison Deutschlands sei vom Kampf gegen den Nationalsozialismus geprägt. Da künftig das Wahlalter auf 16 Jahre gesenkt werden soll, sei es unmöglich, den Vorgang als Jugendsünde abzutun. Außerdem drohe damit ein Dammbruch bei Jugendlichen.
Rohrkrepierer
Der Schuss der SZ gegen Aiwanger geht daneben - und trifft den Schwarzen.
Die CSU beobachtet mit Sorge, dass sehr viele Jugendliche der AfD zuneigen. Offen ist, wem der Vorfall bei der kommenden Landtagswahl am 8.10.2023 besonderen Schaden zufügt. Aber genau darum geht es in diesen Tagen.
Mehrere Möglichkeiten sind denkbar. Söder setzt darauf, die Freien Wähler „zu vernichten“, erklärte eine mit der Sache betraute Person. Denn die Freien Wähler beschneiden die Erfolge der CSU, die in der Vergangenheit lange mit absoluter Mehrheit den Freistaat regieren konnten.
Unter dem CSU-Parteivorsitzenden Erwin Huber zogen bei der Landtagswahl 2008 die Freien Wähler erstmals mit 10,2 Prozent der Wählerstimmen und 21 Mandaten in den Landtag ein und bilden dort nach CSU und SPD die drittstärkste Kraft. Bei den Landtagswahlen 2013 und 2018 konnten die Freien Wähler mit 9,0 Prozent der Wählerstimmen und 19 Mandaten bzw. 11,6 Prozent der Wählerstimmen und 27 Mandaten jeweils den dritten Platz behaupten. Söder hält es für den größten Fehler Hubers, dies nicht verhindert zu haben, da sie unmittelbar der CSU Stimmen abspenstig machen. Mit der Landtagsfraktion haben die Freien Wähler zudem eine Plattform errungen, um sich zu verbreitern. Bei den kommenden EU-Wahlen wollen sie ebenfalls antreten. Auch eine Teilnahme an der Bundestagswahl wird überlegt.
Die Mehrheit der CSU wird weder von der SPD bedroht, die an der 10-Prozent-Hürde kämpft, noch von den Grünen, die nach jüngsten Umfragen angesichts ihres schwachen Führungspersonals und des Gegenwinds aus Berlin nur mit etwas über 10 Prozent der Wähler rechnen dürfen.
Bedrohung von AfD und FW
Die Bedrohung der sieggewohnten CSU geht von den Freien Wählern (FW) und der AfD aus. Söder hofft offensichtlich, dass ein großer Teil der bürgerlichen Wähler aus dem Aiwanger-Lager eher zur CSU tendieren als zur AfD. Die AfD ihrerseits hat Aiwanger kritisiert. Allerdings ist bei vielen Wählern die Verärgerung über die offensichtliche Kampagne der Süddeutschen Zeitung groß, was zunächst zu einer Stärkung der Rolle Aiwangers führt. Sollten die Freien Wähler aber daran zerbrechen, könnten viele zur AfD abwandern, „und damit dem Original die Stimme geben statt der Aiwanger-Kopie“, so lautet die Befürchtung aus dem Umfeld Söder.
Für die Regierungsbildung ist die AfD aber nicht maßgeblich. Söder hofft vielmehr darauf, mit Hilfe abtrünniger Aiwanger-Wähler wieder eine eigene Mehrheit der CSU zu gewinnen. Dies braucht er auch innerparteilich, da seine bisherigen Stimmergebnisse für CSU-Verhältnisse als blamabel gelten.
Zwar hat Söder eine Zusammenarbeit mit den Grünen bislang abgelehnt und sie als „Feind“ bezeichnet. Doch Söder hat seine Beweglichkeit oft genug unter Beweis gestellt. Sollte die CSU einen Koalitionspartner benötigen, wäre der geradezu gezwungen, mit den Grünen zu koalieren. Dann wäre von „staatspolitischer Verantwortung“ noch am Wahlabend die Rede. Eine eigene, hinreichend stabile Parlamentsmehrheit hätte die CSU voraussichtlich bereits bei rund 48 Prozent der Stimmen. Zöge wegen des Aiwanger-Debakels die FDP doch noch in den Landtag ein und gewinnt die CSU aus eigener Kraft einige Aiwanger-Stimmen in der Wahl, wäre auch eine Koalition mit der FDP denkbar. In jedem Fall will Söder sich mit dem Erfolg aus der Landtagswahl um die Rolle des Kanzlerkandidaten der Union bewerben.
Das Aiwanger-Flugblatt
Im Schuljahr 1987/88 tauchte im Burkhart-Gymnasium Mallersdorf-Pfaffenberg im niederbayerischen Landkreis Straubing-Bogen ein Flugblatt auf, das auf dem Schulklo zirkuliert sein soll. Aiwanger und sein Bruder besuchten damals die 11. Klasse. In der Schrift ist vom „Vergnügungsviertel Auschwitz“ die Rede. In einem fiktiven „Bundeswettbewerb“ wird gefragt: „Wer ist der größte Vaterlandsverräter?“ Als erster Preis wird „ein Freiflug durch den Schornstein in Auschwitz“ genannt. Zweiter Preis: ein „lebenslänglicher Aufenthalt im Massengrab“, vierter Preis: „einjähriger Aufenthalt in Dachau“.
Anlass des Flugblatts war offenbar ein Geschichtswettbewerb, an dem das Gymnasium teilnahm. Der damalige Direktor der Schule ist mittlerweile verstorben. Da ein Disziplinarverfahren durchgeführt worden war, müssten allerdings noch Akten auffindbar sein, hofft man in der Umgebung von Söder. Hubert Aiwanger hat behauptet, sein Bruder habe die Flugschrift verfasst. Dieser wiederum hat das Flugblatt mit der Wut erklärt, die er wegen einer Nicht-Versetzung empfunden habe.
Der Schulfrieden in Bayern ist jedenfalls gestört. Jetzt werden alte Rechnungen beglichen. Das Tor hat sich geöffnet.
Anlage 3
https://steemit.com/deutsch/@isabellaklais/von-der-wiege-bis-zur-bahre
https://steemit.com/deutsch/@isabellaklais/wer-bringt-schandmaul-kiesewetter-zur-strecke