Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!
Das hat er richtig gut gemacht - Claus Kleber. Die Reaktionen sind bezeichnend und geben ihm Recht.
Ganz offenbar schwante es selbst dem bestimmt nicht als systemkritisch einzuordnenden Nachrichtenmann, daß viele Nachrichten zwar bestenfalls akustisch wahrgenommen, nicht aber in ihrer Tragweite verstanden werden.
Daher nahm er sich die Freiheit, an den hirntoten Schlafschafen unter seinen Zuhörern - und das dürfte die Majorität sein, denn aufgeweckte, kritische Geister beziehen ihre Informationen schon lange anderenorts - ein Exempel zu statuieren und ihnen einen drastischen Denkzettel im wahrsten Sinne des Wortes zu verpassen.
Claus Kleber eröffnete seine Nachrichtensendung mit einem plakativen Anwendungsfall der NATO-Beistandsklausel, den er erst danach als fiktives Beispiel auflöste, das im Ernstfall aber schnell Realität werden könnte.
Die Zuhörerschaft gab sich überwiegend schockiert. Genau diese überraschte Reaktion aber sollte schockieren. Sie führt das Auditorium als unmündige Nachrichtenkonsumenten und unreife Wähler vor, die sich der Tragweite ihrer Entscheidungen nicht auch nur annähernd bewußt sind.
Die NATO-Beistandsklausel war nur ein Exempel, das beliebig ersetzt werden könnte. Das Echo wäre immer ähnlich.
Zu Recht wird die Volksferne des Regimes und seiner Aktionen beklagt. Das Volk macht ihm dies aber auch nicht eben schwer. Wenn der Souverän seine Delegierten dirigieren und kontrollieren will, wie Demokratie es voraussetzt, darf der Souverän nicht das Denken auslagern. Wer nicht denkt, wird gelenkt! Wer denken läßt, wird schnell vom „Ober“ zum „Unter“. Wer sich selbst freiwillig aus der Auseinandersetzung verabschiedet, braucht noch nicht einmal eliminiert zu werden.
Niemand kennt sich allumfassend überall aus. Wer weiß, daß er etwas nicht weiß, genießt einen enormen Vorsprung vor den Ignoranten, die sich ihres Status noch nicht einmal gewahr sind. Das geflügelte Wort vom “Mut zur Lücke“ sollte aber nicht allzu extensiv bis exzessiv beansprucht werden. Ganz grundlegende Tatsachen und Zusammenhänge in wichtigen Materien muß man schon parat haben, um sich eine Meinung bilden und kompetent mitentscheiden zu können, gerade auch im Hinblick auf die durch die Entscheidung implizierten Konsequenzen.
Das Problem stellt sich mehrschichtig dar:
- Der in Deutschland grassierende Bildungsnotstand schlägt hier voll durch. Weiten Teilen der Bevölkerung fehlt inzwischen schlicht das intellektuelle Rüstzeug, was sich quer durch alle Bevölkerungsschichten zieht. Das bereitet Scharlatanen den Weg zu ihren Opfern.
Themen mit den Bezügen Wirtschaft / Finanzen und Recht sind unpopulär, aber eminent wichtig. - Die Komfortzone wird nur widerwillig, wenn überhaupt, verlassen. Die an sich selbst und die Umgebung gestellten Ansprüche sind beschämend bescheiden. Man lebt sein kleines armseliges Leben. Auch dies spiegelt sich wider quer durch alle Bevölkerungsschichten hindurch. Erst, wenn die eigene Position unmittelbar tangiert wird, wacht man auf. Dann aber wird oft mit den falschen Mitteln an der falschen Front gekämpft, was mit der kognitiven Insuffizienz zusammenhängt.
Ein wenig Sendungsbewußtsein wäre schon nicht schlecht. Man muß es ja nicht gleich messianisch übertreiben. - Das „Wasch‘ mir den Pelz; aber mach‘ ihn mir nicht naß!“-Prinzip findet weite Verbreitung. Daß eine Entscheidung eine Kette von Konsequenzen nach sich ziehen kann, wird ausgeblendet oder erst garnicht erkannt. Es fehlt häufig die Einsicht in erforderliche, aber unbeliebte Maßnahmen, die eigene Verzichte mit sich bringen.
Wer sich ad infinitum alle Alternativen offenhalten will, verliert letztlich alle. Optionen wollen zur rechten Zeit ausgeübt werden. - Besonderer Beliebtheit erfreuen sich Aktionen, deren Konsequenzen auf andere verlagert werden. Der Grundsatz des Einstehens für die eigenen Entscheidungen trifft auf breite Ablehnung. Doch begründet diese Haltung nicht nur den Widerstand der davon Betroffenen, die die Rechnung übernehmen sollen; es bringt diejenigen, die ihre Verantwortung nicht wahrnehmen, in Abhängigkeit von anderen.
Verantwortung bedeutet immer auch Gestaltungsfreiheit und einen Anlaß zu der Reflexion, ob die eigene Entscheidung nicht besser revidiert würde. - Die Haltung, „Es wird schon gut gehen. Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Das schaffen wir!“, unterstellt als Prämisse den optimalen Verlauf. Dies führt ganz schnell in eine Schieflage, wenn der Optimismus sich als unbegründet erweist, was den Regelfall darstellt. Wenn sich der Erfolg nur beim Ausbleiben aller negativen Imponderabilien einstellt, steht er auf tönernen Füßen, anstatt auf solider Grundlage. So wird der Wagemutige zum Hasardeur.
Erfolgsprognosen dürfen nicht bar jeglichen Bezuges zur Wirklichkeit und Wahrscheinlichkeit getroffen werden. Eine Rückfallposition ist unerläßlich.
Noch einmal zurück zum Beginn: Claus Klebers Beispiel erklärt, daß die Befürworter der NATO auch die Konsequenzen davon bejahen müssen. Die gegenseitige Beistandspflicht (Einer für alle; alle für einen.) stellt einen tragenden Pfeiler des NATO-Statutes dar. Wer für Estland keinen Krieg mit Rußland akzeptiert, kann auch die NATO nicht akzeptieren, ohne sich mit sich selbst in Widerspruch zu setzen.
Das gilt, wie gesagt, nicht nur für dieses Beispiel und läßt sich beliebig fortsetzen.
Wer die Höhe der Mietpreise kritisiert und Migration befürwortet, versucht sich an der Quadratur des Kreises. Der Kampf gegen Miethaie erweist sich schnell als Schattenboxen.
Wir haben in Deutschland ein unerträgliches Ausmaß an Blindschleichen, Schlafschafen, Tagträumern, Faulpelzen, Sozialparasiten und Vollpfosten. Das ist unterirdisch! Claus Kleber hat den Anfang gemacht und eine Teilmenge von ihnen jetzt einmal aufgeschreckt. Hoffentlich bleibt sie wach. Der Rest darf auch nicht in seiner Lethargie und Ignoranz verharren. Eine Herkulesaufgabe!