Das graue Gesicht - graue Maus oder graue Eminenz?

in deutsch •  4 years ago 

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

„Das graue Gesicht“ wird er genannt - der neue japanische Regierungschef Yoshihide Suga. Das läßt auf einen Langweiler ohne Visionen und Charisma schließen. Sollte mit ihm tatsächlich eher ein Interimskandidat angetreten sein als ein Vertreter einer neuen Ära, eher ein Verwalter anstatt eines Gestalters?
Doch Vorsicht! Diese graue Maus entpuppt sich bei näherer Betrachtung als graue Eminenz. Im Hintergrund zieht er schon seit langem die Strippen und hält die Zügel fest in der Hand. Mit seinem Vorgänger Shinzo Abe bildete er eine kongeniale Seilschaft. Jahrelang hielt er ihm den Rücken frei. Nun rückt er an die erste Stelle.

Damit ist Kontinuität gewährleistet mit geringer Akzentverschiebung.
Überaus erstaunlich mutet bei Vorgänger und Nachfolger die Verbundenheit mit der Täternation von Hiroshima und Nagasaki an. Daß dieses Kapitel in den Beziehungen zwischen Japan und den USA zu keinerlei Verwerfungen geführt zu haben scheint, ist nur schwierig nachzuvollziehen.
Immerhin verfolgte Shinzo Abe einen nationalbewußten Kurs, für den er sich von Donald Trump Rückendeckung erhofft haben mag. Sein Nachfolger fühlt sich diesem Ziel, dem Vernehmen nach, bedauerlicherweise weniger verpflichtet. Es bleibt zu hoffen, daß er diesbezüglich dennoch „am Ball“ bleibt, um das Momentum nicht zu verlieren bei den Bestrebungen Japans, die Nachkriegsfesseln abzustreifen. Vom Erfolg dieses Vorhabens hängt auch Japans wirtschaftliche Zukunft ab, die ansonsten droht, zwischen den Reibereien der USA mit anderen Staaten zerrieben zu werden.
Die als „Abenomics“ bekannt gewordene Wirtschaftspolitik scheint weitgehend Yoshihide Sugas eigene Handschrift zu tragen. Mit ihrer Fortsetzung beschreitet Japan weiter einen gefährlichen Weg des billigen Geldes.
Noch aber steht Japan, ungeachtet der Rezession, noch immer besser da als viele andere Staaten, darunter vor allem Deutschland.
Die Japaner stehen weltweit an der Spitze der Lebenserwartung. Das Land kann mit hoher Sicherheit punkten, nicht zuletzt wegen der stringenten Abwehr minderwertiger und prekärer Zuwanderung aus dem Ausland. Dies ist auch der Grund, weshalb Japan weltweit bei der Arbeitsplatzsicherheit den ersten Rang verteidigt. Es setzt auf die Devise „Klasse statt Masse“. Ein exzellentes Bildungssystem führt dazu, daß wenige Menschen höhere Leistungen erbringen. Das relativiert in erheblicher Weise die Auswirkungen der Überalterung der Bevölkerung. Beim Einkommen liegt das Land im globalen Vergleich auf Platz sechs, beim Finanzvermögen in privater Hand auf Platz vier. Gerade letzteres läßt speziell die Menschen in Deutschland, das als reiches Land mit armer Bevölkerung gilt, neidvoll blicken. Ob diese Position von Japan gehalten werden kann, erscheint allerdings fraglich. Fielen früher Trauben von Japanern vor europäischen Luxusgeschäften auf, kann man heute auf ebay zahlreiche Angebote von Luxusgütern europäischer Provenienz aus Japan feststellen. Dies könnte einen Indikator für eine diesbezügliche Trendwende darstellen.

Yoshihide Suga mag weniger flamboyant als sein Vorgänger auftreten; weniger machtbewußt ist er nicht. Mit dem Abtreten von Shinzo Abe gelingt es ihm vielleicht, endlich auch öffentlich aus dessen Schatten herauszutreten und selbst an Statur zu gewinnen. Wir wünschen ihm um Japans willen, daß aus der grauen Maus ein leuchtender Koi werden möge.

https://www.msn.com/de-de/nachrichten/welt/japans-neuer-premier-yoshide-suga-das-graue-gesicht-der-macht/ar-BB191hSp?ocid=msedgntp
https://www.heise.de/tp/features/Japan-Ein-Bauernsohn-wird-neuer-Premierminister-4893550.html
https://steemit.com/deutsch/@isabellaklais/shinzo-abe-geht-aber-sein-auftrag-bleibt

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