Dauerbaustelle Deutsche Bahn

in deutsch •  2 years ago 

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Eine Zugfahrt nach längerer Abstinenz bringt erstaunliche und bestätigt alte Erkenntnisse.

Das 9-Euro-Ticket sorgt wohl für sehr unterschiedliche Erfahrungen.
Grundsätzlich dürfte nur in der Nähe beliebter Ausflugsgebiete mit einem ermäßigungsbedingt höheren Passagieraufkommen vor allem an Wochenenden zu rechnen sein. Wo auch sollten anderenorts und an anderen Tagen all die neuen Passagiere herkommen? Die Menschen arbeiten, lernen oder befinden sich im Ruhestand. Das 9-Euro-Ticket sorgt nicht für mehr Zeit, die man mit Fahrten verbringen könnte. Die Inhaber von Monatskarten können jetzt den ermäßigten Tarif in Anspruch nehmen. Damit sparen sie Geld, nutzen die öffentlichen Verkehrsmittel aber nicht intensiver als bisher. Es ist immer dieselbe Anzahl von Reisenden unterwegs. Überzeugte Autofahrer bekommt man ohnehin kaum auf die Schiene. Dafür gibt es durchaus valable Gründe, wie Gepäckmitnahme, zeitliche Flexibilität und die Begleitung von Tieren, die auf den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht im 9-Euro-Tarif vorgesehen sind.
Tatsächlich zeigt der Praxistest, daß die Auslastung der Züge nicht wesentlich zugenommen hat. Man findet immer noch einen Sitzplatz - zumindest außerhalb der Stoßzeiten.

Wenn es dennoch zu beträchtlichen Unannehmlichkeiten kommt, liegt dies am Versagen der Deutschen Bahn, die nunmehr schon seit Jahren Verspätungen und Ausfälle mit Bauarbeiten begründet. Jetzt verkündete der eklatant inkompetente Vorstand Richard Lutz die weitere Notwendigkeit grundlegender Renovierungsmaßnahmen in den kommenden Jahren. Was, fragt man sich, wurde die ganze Zeit denn veranlaßt, wenn es noch immer einen Renovierungsstau des Ausmaßes gibt, daß er das Funktionieren der Bahn gravierend beeinträchtigt bis lahmlegt?

In Deutschland werden Milliarden vergeudet und ins Ausland verschoben. Die interne Infrastruktur läßt man verrotten und belügt die Bevölkerung über die wahren Gründe für die Mißstände.

Eine Fahrt in die Schweiz verdeutlichte die Realsatire, die Deutschland sich leistet.
Die deutschen Inlandsstrecken hätte ich eigentlich zum Nulltarif zurücklegen können. Weder auf der Hin~, noch auf der Rückfahrt fanden Fahrkartenkontrollen statt.
In der Vor-Corona-Zeit und während der Corona-Pausen war die enorme Intensität der Fahrkartenkontrollen in deutschen Zügen, Bahnen und Bussen schon fast zur Belästigung ausgeartet. Jetzt unterbleiben sie wohl völlig.
Sehr sporadisch kamen Bahnmitarbeiter durchs Abteil und wiesen Nicht-Maulkorbträger auf die Maulkorbpflicht hin. Hatten diese keinen Maulkorb dabei, erhielten sie als Service der Deutschen Bahn ein kostenloses Papiertaschentuch mit dem plump-vertraulichen Hinweis: „Wenn ich Dich nochmal erwische, schmeiß‘ ich Dich raus.“ Ob es an der schwarzen Hautfarbe des Angesprochenen lag, daß er gleich geduzt wurde? Ergänzt wurde die Maulkorbkontrolle durch die Durchsage, daß der Kontrolleur „keine Lust“ habe, jede/n auf die Maulkorbpflicht hinzuweisen. Wer keinen solchen tragen wolle, könne ja aussteigen. Sehr bedrohlich klang das jedenfalls nicht.
In der Schweiz rissen sich sogar Bahnmitarbeiter feixend sofort den Maulkorb vom Gesicht.
Wenn das Nachbarland ohne dieses Theater auskommt, wirft dies ein bezeichnendes Licht auf Germanistan, wo Kauzigkeit kultiviert wird.
Deutschlands Insellage als Maulkorbreich scheint wohl der Anlaß für die Vermeidung des Kundenkontaktes durch die Bahnmitarbeiter zu sein. Nachdem bereits die Lufthansa sich aus Gründen der Flugsicherheit weigert, die Maulkorbpflicht an Bord durchzusetzen, weil die dadurch entstehende Gefährdung in keinem Verhältnis zum Infektionsrisiko stehe, ergreift anscheinend auch die Bahnbediensteten die Angst vor aufbegehrenden Passagieren, die sehen, daß es im Ausland ganz anders geht.
Der Komplettausfall eines Zuges in Deutschland und die halbstündige Verspätung eines anderen führten dazu, daß Anschlußverbindungen nicht mehr klappten. Überhaupt endeten die deutschen Züge alle in Basel, obwohl sie planmäßig bis Zürich fahren sollten. So wirbt man nicht für den Umstieg auf die Schiene.

Es liegt jetzt an der Bevölkerung, auch hier eine Rückkehr zur Vernunft zu erzwingen. Wie man sieht, funktioniert es.

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Man stelle sich nur vor, all die Corona-Milliarden würden in die Bahn fließen.