Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!
Was mag sie wohl eingebracht haben, die öffentliche Vergebung der Söhne Jamal Khashuggis für den Mord an ihrem Vater?
Schon gleich nach der Tat überraschte die vergleichsweise moderate Reaktion der Söhne des Opfers, die sich medienwirksam im Königspalst empfangen ließen und mit dem Drahtzieher des Verbrechens vor den Kameras posierten, während eine der Töchter sich dezidiert kritisch zu dem Mord äußerte. Bereits damals konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die beiden Söhne sich mit den Tätern arrangiert und ein einträgliches Schweigegelübde abgelegt hatten.
Durch die neuerliche Geste werden wohl die fünf inzwischen für den Mord zum Tode verurteilten Bauernopfer der Hinrichtung entgehen. Damit bleibt das Verbrechen letztlich ungesühnt.
Die Ermittlungen der Vereinten Nationen und der CIA zu Hergang und Hintergründen des Mordes waren zu Ergebnissen gekommen, die Muhammad bin Salman schwer belasteten. Konsequenzen zogen sie allerdings nicht nach sich, was die Frage aufwirft, was eigentlich geschehen muß, damit die Völkergemeinschaft ihre Beißhemmung gegenüber diesem Schandregime verliert.
Wenigstens aber den Angehörigen des Opfers verliehen die Ermittlungsergebnisse Rückhalt und den Schutz der internationalen Aufmerksamkeit, denn in dieser Sache hätten die saudischen Schergen sich kaum noch mehr leisten können. Umso bedauerlicher erscheint es, daß die Söhne diese Stellung nicht zu nutzen wußten, um sich im Namen ihres Vaters zu Anwälten von Veränderungen in ihrem Lande zu machen. Stattdessen zogen sie es offensichtlich vor, den Vorfall lukrativ auszuschlachten.
Es bleibt zu hoffen, daß der Niedergang des Erdölpreises sich als ein dauerhafter erweisen und dem saudischen Regime das Substrat entziehen wird, mit dem es ihm immer wieder gelingt, sich von den Folgen seiner Verbrechen freizukaufen. Das Erdöl sollte bewirken, wozu allen anderen der Mut fehlt, weil die saudischen Verbrecher über Herrschaftswissen verfügen, das sie wie ein Panzer immunisiert gegen alle Anfechtungen.
Die Söhne Kashoggis aber haben eine Chance verpaßt, den Tod ihres Vaters zu rächen und in ihrem Lande Geschichte zu schreiben. Nicht selten erwies sich anderenorts schon ein Frevel als der entscheidende Tropfen zu viel, der das Faß zum Überlaufen brachte und einen grundlegenden Wechsel einleitete.
Für andere Staaten stellt sich die Frage, ob man in einem Staate Reformen den Weg bereiten kann, wenn die Bevölkerung dieses Staates nicht mitzieht. Solange diese sich ihre Rechte abkaufen läßt, hat sie wohl das Regime verdient, unter dem sie lebt. Für die Völkergemeinschaft aber ist ein solches Mitglied untragbar und relativiert den Wert der Kritik an Zuständen anderenorts, die hinter den dortigen zurückbleiben.
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/ermordeter-journalist-familie-vergibt-mördern-von-jamal-khashoggi/ar-BB14rgfK?MSCC=1590150894&ocid=spartandhp
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/panorama/expertin-hält-„vergebung“-von-khashoggis-söhnen-nicht-für-freiwillig/ar-BB14sLKy?ocid=spartandhp