Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!
Im Anschluß an eine Fernsehgesprächsrunde hatte Christian Lindner (FDP) seine unter dem Tisch deponierte Rolex-Armbanduhr hervorgeholt und sie wieder angelegt.
Dies löste öffentliche Kritik an ihm aus, die diesen Vorgang vor dem Hintergrund von Lindners Ablehnung einer Kindersicherung zu skandalisieren versuchte.
Diese triviale Episode erscheint leider mehr als bezeichnend für Deutschland zu sein.
Christian Lindners Bezüge kann man der Höhe nach in Bezug auf seine Qualifikation und seine Leistung mit gutem Recht in Frage stellen. Das gilt jedoch für das gesamte Regime und innerhalb dessen für andere als Lindner noch sehr viel mehr. Wenn man hier ansetzt, ist das völlig legitim.
Was er jedoch mit diesem Geld anstellt, ist allein seine Sache, die niemanden etwas angeht. Wenn er Spaß an einer Rolex oder einem Porsche hat - bitte sehr! Andere treffen nicht weniger kostspielige andere Allokationsentscheidungen. Die absurden Verkleidungen vieler Politikerinnen entstammen auch nicht der Altkleidersammlung, auch wenn sie oft so wirken. Der als elitär geltende Golfsport ist weniger kostspielig als das populäre Skilaufen mit Anfahrten, Hotelkosten, Liftgebühren etc.. Gängige Perzeptionen erweisen sich auf den zweiten Blick oft als falsch.
Bei Jens Spahn und seiner Villa lag der Fall anders, da das Mißverhältnis zwischen seinem Einkommen und seinen Aufwendungen nahelegte, daß illegale Finanzquellen dabei eine Rolle spielten. Dieser Verdacht ist noch immer nicht entkräftet.
Christian Lindner, in Kenntnis des endemischen deutschen Neidkomplexes, versuchte sich - auf die denkbar ungeschickteste Art - dem zu entziehen. Bedeutend klüger wäre es gewesen, die Uhr zu Hause zu lassen oder sie völlig souverän offen zu tragen. Durch sein verschämtes Versteckspiel fiel er erst auf und demonstrierte grundlos ein schlechtes Gewissen, was dann erst recht ausgeschlachtet und gegen ihn gewandt wurde.
Bedauerlicherweise erweist sich Neid sehr häufig als ein unsere Gesellschaft zersetzendes Element. Er geht in der Regel von Individuen aus, die Leistung verweigern, oder zu ihr unfähig sind, aber deren Früchte für sich reklamieren. Bei Grünlingen ist diese Spezies besonders verbreitet.
Man braucht Christian Lindners Neigung zu neureichen Allüren nicht zu schätzen; aber man sollte seine Wahlfreiheit respektieren. Immerhin fährt er ein deutsches Auto. Am Handgelenk stünde ihm ein Modell von Lange oder Glashütte besser an; aber understatement ist nun einmal nicht seine Sache.
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/lindner-sorgt-mit-luxusuhr-f%C3%BCr-kritik/ar-AA19uYTH
