Die Gnade des gefährlichen Wissens

in deutsch •  6 years ago  (edited)

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Vorteilsannahme (passive Bestechung), Betrug, Erpressung, betrügerischer Bankrott, Geldwäsche und Steuerhinterziehung: Das Strafregister von Ludwig-Holger Pfahls, dem einst auf Betreiben von Franz Josef Strauss die Leitung des Bundesamtes für Verfassungsschutz anvertraut war, ist beachtlich.

Überall, wo es galt, rechtliche oder tatsächliche Barrieren bei schrägen Geschäften zu überwinden, hatte Pfahls seine schmutzigen Klauen drinnen. Gegen entsprechende finanzielle Zuwendungen machte er das Unmögliche möglich.
Als Staatssekretär im Verteidigungsministerium verscherbelte er Panzer aus Heeresbeständen nach Saudi-Arabien, obwohl dadurch die Abwehrfähigkeit und die Ausbildungsfähigkeit des Heeres beeinträchtigt wurden. Für 3,8 Millionen DM konnte einer wie er Skrupel schon einmal beiseiteschieben.
In der Leuna-Minol-Affaire war Pfahls einer der zentralen Akteure. Der ostdeutsche Konzern ging im Rahmen seiner Privatisierung gegen Bestechungszahlungen an Elf-Aquitaine. Auch hier erwies Pfahls bereitwillig seine Dienste für 5,1 Millionen DM.

Nachdem ihm infolge staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen 1999 das Pflaster in Deutschland zu heiß geworden war, haute Pfahls in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ab. Wahrscheinlich war ihm von denjenigen zur Flucht verholfen worden, denen sein Auspacken schlaflose Nächte und vielleicht eine Unterkunft auf Staatskosten bereitet hätte.
In seine Suche involvierte Stellen vermuteten ihn in den folgenden fünf Jahren so ziemlich überall. Das reichte von der Wüste bis zum Dschungel. Manche hielten ihn gar für tot. Dann 2004 die Überraschung: Er hauste mitten in Paris in einem der besten Wohnviertel der Stadt in Eiffelturm-Nähe.
Seine Paten hatten sich nicht lumpen lassen - und solche brauchte und hatte er. Immerhin konnte er während der Zeit seiner Odyssee weder Kreditkarten einsetzen, noch auf seine Kontenbestände zurückgreifen, ohne Spuren zu hinterlassen. Das Leben in Paris aber ist kostspielig – zumal in dieser Gegend. Ob dazu tatsächlich sein aus dem Garten ausgegrabener Geldsack ausreichte, darf bezweifelt werden. Mit mehreren Identitäten ausgestattet (noch aus seiner Schlapphut-Ära?), passierte er unbehelligt Personenkontrollen an Flughäfen.
Es sieht ganz danach aus, als hätten an seinem Abtauchen interessierte obere Chargen die Suche der unteren Chargen nach ihm weidlich hintertrieben.
Dann 2004 die Panne: Er ging findigen Verfolgern unplanmäßig ins Netz. Das war eine brenzlige Sache für Kohl & Co.. Letzterer ersparte durch seine Zeugenaussage Pfahls Schlimmeres in der Panzer-Affaire – sich selbst aber sicher auch. Wenn zwei schmutzige Hände einander waschen, werden sie noch lange nicht weiß. Immerhin konnten sich seine Hintermänner auf Pfahls verlassen. Er mauerte vor Gericht und sagte nur aus, was ohnehin aktenkundig war. Omertà nennt man das bei der Mafia.
Insgesamt kam Pfahls, verglichen mit seinen Missetaten, recht glimpflich davon.

Wer nicht kooperiert, für den ist ein Baum im Berliner Wald reserviert, er verunfallt mysteriös oder wird in eine brasilianische Favela verbannt.

Gerade die Fälle Pfahls und Schill drängen sich zum Vergleich auf.
Ein erwiesener Verbrecher der skrupellosesten Art, Ludwig-Holger Pfahls, wurde in einem Luxus-Exil untergebracht. Erst als es unumgänglich war, erfolgte eine kaum angemessene Strafe. Heute lebt er wieder in Freiheit in Bayern und kämpft sogar noch dreist um die Rückerstattung eines Teiles seiner Beute – nicht ohne Aussicht auf Erfolg.
Ronald Schill dagegen wurde wegen Bagatellen verleumdet, ohne daß ihm jemals ein Vergehen nachgewiesen wurde. Er lebt heute unter erbärmlichen Umständen in einem Armenviertel in Brasilien. Der als intelligent, beharrlich und ehrgeizig bekannte Mann wurde zum Selbstrufmord gezwungen und muß erklären, er habe nie ernsthaft ein politisches Anliegen verfolgt. Jahrzehntelange erfolgreiche Arbeit nur zum Spaß?
Der Unterschied:
Pfahls kooperierte mit seinen kriminellen Förderern aus dem mafiösen Netzwerk der Politik und schwieg. Seine Insider-Kenntnisse zahlen sich noch immer für ihn aus.
Schill trat in Wort und Tat gegen erkannte Mißstände an. Wenn sich dabei auch noch Erfolg einstellt, ist man tot oder kaltgestellt.

Kein Schwein ruft mehr an bei Holger Pfahls. Klar, er soll ja auch nicht reden. Dafür wird er schließlich bezahlt. Klappe zu, Affe quicklebendig.

https://www.zeit.de/2018/11/ludwig-holger-pfahls-korruption-recht-politik-staat
https://steemit.com/deutsch/@isabellaklais/mysterioese-todesfaelle-boris-tron-floricic-kirsten-heisig-detlev-karsten-rohwedder-alfred-herrhausen-uwe-barschel-joerg-haider
https://steemit.com/deutsch/@isabellaklais/ein-politischer-selbstmord-als-ueberlebensgarantie
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