Die Täter sind noch unter uns!

in deutsch •  4 years ago 

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Am 17. Juni 1953 unternahmen ostdeutsche Landsleute den ersten Versuch ihrer Befreiung aus der SED-Diktatur, der bedauerlicherweise scheiterte.

Der Gedenktag daran wurde im Westen des Landes bis zur Teilwiedervereinigung als Feiertag begangen und danach durch den 03. Oktober ersetzt. Diese Entscheidung fügte sich ein in eine lange Reihe von Akten deutscher Geschichtsvergessenheit. Beide Feiertage hätten mit voller Berechtigung nebeneinander Bestand haben können und müssen. Der 17. Juni wurde durch den 03. Oktober nicht obsolet. Die Opfer von damals haben weiterhin ihren eigenen Gedenktag verdient, denn ihr Aufstand war ehrenvoll und wurde durch die späteren Ereignisse nicht einfach überholt.

Zwar liegt in der Zukunft die Chance jeglicher Gestaltung, doch gründet diese auf den Fundamenten der Geschichte. Oft wird behauptet, die Vergangenheit sei unabänderlich. Gerade wir Deutschen aber haben noch sehr viel Aufklärungs~ und Korrekturbedarf bezüglich unserer Historie. Erst nach der Erkenntnis der vollständigen Wahrheit können wir über die Zukunft bestimmen, was nur im Rückgriff auf die Vergangenheit folgerichtig und gerecht erfolgen kann. Es darf keinen Bruch mit der Vergangenheit geben, denn die Zukunft steht in Kontinuität mit ihr. Die Konzentration allein auf die Zukunft ohne Rückkoppelung mit der Vergangenheit wird unseren Interessen nicht gerecht. Auch wir dürfen nichts vergessen! Teilerinnerung und Teilamnesie führen uns nicht vom Irrweg herunter, sondern halten uns auf diesem gefangen.

Die Auflösung der Stasi-Unterlagen-Behörde ausgerechnet an einem 17. Juni zeigt wiederum den falschen Umgang mit der Geschichte. Die SED-Diktatur ist so wenig aufgearbeitet wie die übrige deutsche Geschichte. Teile der Täter bewegen sich noch immer frei unter uns und bestimmen schon wieder (oder noch immer?) fatalerweise die Geschicke unseres Landes. Hier bleibt noch viel zu tun. Die Rosenholz-Akte befindet sich in Händen der US-Besatzer und dient bis heute als Kompromat zur Erpressung ihrer Statthalter in Deutschland. Die Auflösung der Stasi-Unterlagen-Behörde und die Eingliederung der Unterlagen in das Bundesarchiv erwecken den falschen Eindruck der endgültigen Abgeschlossenheit dieses Kapitels und des Überganges zu einer Normalität, die es nicht geben kann und darf.

Wir verneigen uns in Dankbarkeit und Respekt vor den Opfern des 17. Juni und halten ihr Andenken in Ehren. Ihnen schulden wir die Aufklärung der Wahrheit und versprechen, nicht zu ruhen, bis sie zu Tage gefördert und die Schuld gesühnt ist.

https://www.dw.com/de/meinung-die-stasi-und-17-juni-da-war-doch-was/a-57916807

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