Ein Ausflug in die Provinz - dort wo Kohl, der Hund und so manch anderes begraben liegt...

in deutsch •  7 years ago  (edited)

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Einst war diese Stadt wirklich bedeutsam – Schauplatz von Reichstagen und ein Zentrum der Reformation.

Heute herrschen dort der Größenwahn und ein Bart ohne Plan. Aber alles der Reihe nach.

Von der Größe vergangener Zeiten zeugen noch heute eine Reihe von Kirchen, darunter der romanische Dom, dessen imposantes Äußeres kontrastiert mit einem kargen Inneren. Ignoranten hatten sich vor Jahrzehnten zum Ziel gesetzt, das Innere seinem ursprünglichen Zustand anzunähern und entfernten fast jeglichen Zierrat, der den Wandel der Jahrhunderte widerspiegelte. Sie vergaßen dabei jedoch die Bestuhlung, denn ursprünglich gab es diese nicht. Man pflegte seinerzeit dem Gottesdienst stehend beizuwohnen. Die Sitzgelegenheiten sind jedoch so geschmack~ wie schmucklos und unbequem dazu. Geschichtsbewußtsein sieht anders aus.

Doch nun in die Gegenwart.

Die breite Haupteinkaufsstraße als Fußgängerzone auszuweisen, entbehrt jeglicher Sinnhaftigkeit. Zur Besichtigung der Auslagen der Geschäfte und zur Tätigung der Einkäufe nutzt man die Gehsteige. Da Busse, Taxis, Anlieferer, Räder und auch unberechtigte Fahrzeuge die Mitte einnehmen, flaniert es sich dort ohnehin schlecht. Es spräche alles dafür, diesen Schildbürgerstreich rückgängig zu machen. Durch intelligente Verkehrsführung zeichnet dieser Ort sich auch an anderen Stellen nicht aus.

Die hiesige Verwaltungshochschule – ein Postgraduierteninstitut – hat einen guten Ruf. Sie hätte es nicht nötig, stets an ihr Modell, die École Nationale d’Administration in Frankreich zu erinnern, wo auch nur mit Wasser gekocht wird. Noch weniger allerdings hätte sie es nötig gehabt, sich die Bezeichnung „Universität“ anzumaßen. Wenn man nur ein Fach (Verwaltungswissenschaften) und selbst dieses erst nach Erwerb eines Studienabschlusses studieren kann, spricht das dem Begriff „Universität“, abgeleitet von „Universalität“, „universitas“ Hohn. Besser eine exzellente Schule als eine Möchtegern-Uni. Das große Vorbild nennt sich ja auch nur École (Schule). Aber so ist das eben mit dem Größenwahn.

Das Museum – ein ursprünglich reizvoller alter Bau - wurde erweitert, als die Denkmalschützer wohl gerade in Ferien weilten. Verschandelt durch einen geschmacklich abartigen Betonanbau, steht er nun als beredtes Zeugnis einer Bauschande da. Die ständige Sammlung verdient diesen Namen kaum, geschweige denn, daß sie ihrem Auftrag zur Präsentation der örtlichen und regionalen Geschichte gerecht würde. Sie schrumpfte zusammen zu Gunsten temporärer Ausstellungen, die als Geldmaschine dienen sollen. Da überrascht es nicht, daß der Direktorenposten als Durchgangsstation gilt, wo es niemanden lange hält.

Seit 2010 fungiert hier in Fortsetzung seines farb~ und profillosen Vorgängers ein Bart ohne Plan als Oberbürgermeister (Wahlslogan: “Der Mann mit dem Bart ist der Mann mit dem Plan - CDU.“). Der Bart war evident; der Plan war es nicht. Immerhin zeichnete sich bald ab, daß Bürgernähe nicht auf demselben stehen konnte. In seiner Kanzlei hatte es ihm wohl nicht mehr so recht gefallen. Um das Rathaus zu erobern, war er schnell eben mal in die Partei eingetreten. Was tut man nicht alles!

Der Bart ließ entgegen dem erklärten Willen der Anwohner einen zentralen Platz in der Stadt für eine Unmenge Geldes von einem Teil des alten Baumbestandes befreien und so umgestalten, daß er sich nun inmitten einer Hauptverkehrsstraße als Abgastankstelle anbietet. Daß er zum Verweilen nicht angenommen wird, blendet sein Schöpfer einfach aus. Die undankbaren Bürger wissen die Segnung einfach nicht zu schätzen.

Der Bart verfiel in einem Anflug an Kreativität auf die Idee, es sei einmal wieder an der Zeit für ein neues Stadt-Logo. Das fanden die Bürger überhaupt nicht und vereitelten das Projekt mit einer Internet-Initiative. Auf den Kosten des mit diesem Unsinn verbundenen Wettbewerbes blieb die Stadt sitzen, und es entging einem Grafik-Designer der erhoffte Auftrag.

Eines schönen Tages erlebten die Anwohner einer Straße eine böse Überraschung: Ihre Kirschbaumallee war weg. Der Bart hatte in einer Nacht~ und Nebelaktion die Bäume fällen lassen. Man ahnt es bereits: Er ist kein Naturfreund, aber vielleicht einer von Baumschuleignern. Die verschwundenen Bäume wurden nach heftigen Protesten der Bürger durch neue ersetzt.

Umweltfrevler erfreuen sich hier unter der Ägide eines der Ihren eher symbolischer Strafen, die sie bei der Verfolgung ihrer rücksichtslosen Profitgier nicht nennenswert behindern.

Vom Berliner Flugplatz aus fliegt nichts. Vom hiesigen Flugplatz aus fliegt zu viel. Er wurde unter Opferung geschützten Auwaldes ausgebaut und belästigt nun mit Lärm die Anwohner, gefährdet beim Überflug das Weltkulturerbe Dom, arbeitet an der Grenze der Rentabilität und erfreut nur die BASF, deren Wunsch diese Maßnahme entsprach. Sie unterhält hier ihren Heimatflugplatz, für den sie sich erkenntlich zeigen dürfte. Das ihr räumlich näher liegende Mannheim mit seinem Flugplatz gab sich entsprechenden Wünschen gegenüber wohl weniger aufgeschlossen. Inzwischen werden weitere Waldflächen unter Mißachtung eines Gerichtsurteil zerstört. Diese Flächen hat die Stadt an die Flugplatzbetreiber verpachtet und unternimmt gegen dieses Treiben natürlich nichts.

Gerade wird, ungeachtet von Bürgerprotesten, die Umgebung eines historischen Parks durch Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und ein Toilettenhaus verunstaltet, obwohl der Bahnhof gegenüber der Ort wäre, derartige Faszilitäten anzusiedeln. Der Bart hatte gar noch Schlimmeres dort vor, was durch Bürgereinsprüche etwas abgemildert wurde.

Ein permanentes Ärgernis in dieser Stadt stellt ihr ungepflegtes Erscheinungsbild dar – Müll allerorten. Doch wenigstens dafür hatte der Bart einen Plan. Es wurden zum Preise von 400.- € pro Stück neue Müllbehälter angeschafft. Die absolut geniale Idee dabei: Sie verfügen über kleinere Einwurföffnungen, damit die Raben (Welche Raben? In nennenswerter Anzahl im Stadtbild nicht präsent!) den Unrat daraus nicht in den Straßen verteilen können. Dies übernehmen aber nun die Bürger. Um und auf den neuen Behältern türmt sich der Unrat. Müll verschwindet nun einmal nicht, wenn man die Kübel verkleinert. Zu dumm aber auch! Dies führt allenfalls zur Notwendigkeit häufigerer Leerungen unter zusätzlichen Kosten.

Aus einem Gebäude in zentraler Lage in Nähe des Domes wurde eine bei Einheimischen wie Touristen beliebte Gaststätte verdrängt, um das Haus mit Invasoren zu belegen. Ein ökonomischer Schildbürgerstreich, dem die Stadt tatenlos zusah, anstatt es gegenüber dem Land als Eigentümer mit der Einlegung eines Vetos zu versuchen.

Die Schüler der Stadt werden mit den bundesweit üblichen Methoden und dem banalen Slogan „Stadt ohne Rassismus, Stadt mit Courage“ zu unkritischen Ja-Sagern erzogen, die anfangs sogar zum Basteln von Kulturbeuteln für Kulturverweigerer mißbraucht wurden.

Nun steht im nächsten Jahr die Oberbürgermeisterwahl an. Natürlich läßt sich das der Bart nicht nehmen. Gegen ihn tritt an seine bisherige Ordnungsdezernentin (SPD), die u. a. für das Mülldesaster verantwortlich zeichnet und natürlich die Bart-Jahre ganz schrecklich fand, die ohne sie und ihre Partei aber nicht möglich gewesen wären. Mad Maddin Schulz läßt grüßen. Es erübrigt sich fast zu erwähnen, daß sie sich noch niemals der Herausforderung eines Berufes gestellt hat. Das ist schon auf dieser niedrigen politischen Ebene nicht oft mehr der Fall. Dritter Bewerber im Bunde ist ein Mann aus Oggersheim (Nein, keine Angst! Wiederauferstanden ist erst einer der Legende nach. Dabei bleibt es vorerst. Aber irgendwie muß dort ein Nest sein. Das gibt zu denken.), der die Stadt aus der Busfahrerperspektive kennt und einen Doktortitel trägt, von dem er nach eigenem Bekunden nicht weiß, woher er stammt. Das allerdings ist neu: Endlich mal ein ehrlicher Politiker.

Fazit: Hier läuft es nicht so sehr anders als in großen Städten, womit der Anschluß an die Großen doch noch gefunden wäre. Wenn das keine reife Leistung ist - dank dem Betonbart, der für Partikularinteressen immer ein offenes Ohr hat, selten aber die Bedürfnisse der Bürger dieser Stadt akkommodiert.
Es bleibt zu hoffen, daß sich bis zum Wahltag doch noch ein respektablerer Bewerber findet. Eine Herausforderung böte das nicht eben bei dieser ärmlichen Bewerberlage. Ganz wie auf Bundesebene – oder?

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