Hiermit melden wir gehorsamst, …

in deutsch •  3 years ago 

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Der Springer-Verlag will in Reaktion auf den Fall Julian Reichelt eine Meldepflicht für Paare in seiner Belegschaft einführen.

Die Absicht ist sehr löblich, denn private Tandems, die einander als Seilschaft dienen, stören den Betriebsfrieden und gehen auf Kosten der (Be-)Förderung nach Eignung und Leistung zum Schaden des Arbeitgebers und der anderen Mitarbeiter. Den gleichen Effekt mit genau entgegengesetzten Vorzeichen entfalten Rachefeldzüge nach einer Trennung, die auch den Beruf erfassen.

Die Umsetzung einer Meldepflicht jedoch dürfte sich problematisch gestalten.
Das beginnt mit der Frage, ab wann diese Meldepflicht einsetzen soll. Bei der großen Begeisterung füreinander auf den ersten Blick ist der Beginn der Beziehung noch relativ einfach zu determinieren. Bei einigen aber entwickelt sich das Ganze erst graduell über längere Zeit hinweg, sodaß selbst die Beteiligten über ihren Status noch verunsichert sind, bzw. ihre diesbezügliche Sicht darauf durchaus jeweils differieren kann.
Dann gibt es die Ein-Aus-Beziehungen („on-off“) derer, die nicht miteinander, aber auch schlecht ohne einander zurechtkommen. Sie dürften eine Meldestelle nachhaltig in Schach halten.
Das Ende einer Partnerschaft schließlich kommt bei manchen ganz abrupt, bei anderen tritt eine allmählich Entfremdung ein, die sich über längere Zeit hinzieht.
Wer geschickt genug ist, die Beziehung klandestin zu führen, unterläßt eine an sich gebotene Meldung. Wer soll dies dann wie überprüfen?
Eine Personalabteilung dürfte sattsam damit beschäftigt sein, mit Umstrukturierungen auf alle diese Fluktuationen zu reagieren.
Schließlich stellt sich die Frage, ob das Privatleben den Arbeitgeber überhaupt interessieren darf. Dies wird man nicht ohne weiteres affirmieren oder negieren können, denn oben beschriebene Zusammenhänge wirken aus dem an sich privaten Bereich direkt auf den Beruf ein.

Das Problem läßt sich unter Umgehung der genannten Hindernisse recht simpel dadurch lösen, daß Benachteiligte gegen ihre Diskriminierung bei übergeordneter Stelle remonstrieren mit Hinweis auf die eventuell eine Rolle spielende Beziehung. Dann kann dem zielgerichtet nachgegangen werden, was wesentlich ökonomischer und ergiebiger ist.

https://www.tagesspiegel.de/politik/intime-beziehungen-am-arbeitsplatz-eine-meldepflicht-fuer-paare-ist-ein-ausdruck-von-doppelmoral/27798450.html

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