Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!
Das Gegenteil von gut, ist gut gemeint, zumal wenn man in der Sache völlig ahnungslos ist.
Im Koalitionsvertrag des schwarz-roten Regimes ist erstmals die Aufarbeitung des Kolonialismus ausdrücklich als Aufgabe definiert.
In Anbetracht der Tatsache, daß Deutschland nur sehr begrenzte Zeit und in sehr beschränktem Umfange Kolonialismus betrieb, haben andere (GB, Frankreich, Spanien, Portugal) weitaus mehr zu tun. Doch dieses Argument sollte uns nicht daran hindern, das Richtige zu tun, wenn es tatsächlich das Richtige wäre.
Die Kolonialzeit liegt so lange zurück, daß es schon schwierig werden dürfte, die Rechtsgrundlagen zurückzuverfolgen, auf denen das Eigentum von Museen an Artefakten beruht. Die Kolonialmächte waren in der Regel diejenigen, die die Funde und deren Bergung überhaupt erst ermöglichten. Viele Gegenstände gingen dann im Wege der einvernehmlich vereinbarten Fundteilung an die Europäer. Natürlich gab es dabei auch zahlreiche Unregelmäßigkeiten. Ob diese heute noch aufzuklären sind, erscheint höchst fraglich.
Es empfiehlt sich in jedem Falle, die Angelegenheit auch von ihrem Ergebnis her anzugehen.
Viele der Artefakte stellen historische Zeitzeugen der Entwicklung der Menschheit dar. Es handelt sich dabei um das globale Erbe. Das trifft noch keine Aussage über die Eigentumsverhältnisse daran, aber über das weltumspannende Interesse an seiner Erhaltung.
Gerade die kriegerischen Auseinandersetzungen dieses noch jungen Jahrhunderts haben diesbezüglich bereits zu enormen unersetzlichen Verlusten geführt (Ägypten, Irak, Syrien).
Doch auch schon zuvor war in Staaten der Dritten Welt die Tendenz unverkennbar, diese Schätze in erster Linie als Grundlagen der Vermarktung zu sehen, wohinter das konservatorische Element sträflich zurücktrat.
Erfreulich anders dagegen die europäischen und US-amerikanischen Sammlungen, die höchsten Wert auf die Pflege und Erhaltung legten. Ihnen ist das Überleben so manchen Stückes zu verdanken.
Am Beispiel Ägyptens läßt sich dies exemplarisch darstellen. Das weltberühmte Kairoer Ägyptische Museum beherbergt sagenhafte Kostbarkeiten. Einzigartig aber ist auch die Präsentation. Hinter von Schmutz erblindeten Scheiben liegen Stücke umgefallen in Regalen, zum Teil derart von Staub bedeckt, daß man sie kaum noch erkennt. Die ahnungslosen Aufseher betteln lieber die Besucher an, statt die Exponate zu beaufsichtigen. Die schlecht gesicherten und mangelhaft katalogisierten Depots sind wahre Fundgruben für Händler, die Stücke daraus verscherbeln.
Während des Bürgerkrieges, der zur Absetzung Mubaraks führte, drangen Plünderer in das Museum ein. Plötzlich war auf den europäischen und US-amerikanischen Kunstmärkten ein signifikanter Anstieg an ägyptischen Ausgrabungsstücken zu verzeichnen.
Vor diesem Hintergrund wären Transfers von Artefakten, die sich in Händen bewährter Kuratoren im Ausland befinden, in die Ursprungsländer ein Wagnis, das kaum zu rechtfertigen wäre.
Es wird wohl auch nicht dazu kommen, daß der Louvre in Paris, das Metropolitan Museum in New York, das Museo del Prado in Madrid und das British Museum in London sich ihrer Ausstellungsmagnete entäußern werden – auch wenn Émmanuel Macron damit verbal vorprescht.
Eine für alle optimale Lösung wäre, bei nachgewiesener Fehlerhaftigkeit des Eigentumstitels eine Vereinbarung zu treffen, wonach die Stücke als Dauerleihgaben dort verbleiben, wo sie sich befinden.
Die Banausen unseres Regimes hätten weitaus Dringlicheres zu tun.