Ich bin kein Ukrainer, war noch nie einer und werde auch nie einer sein.

in deutsch •  3 years ago  (edited)

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

„Jetzt sind wir alle Ukrainer.“ verkündet Markus Söder und kommt sich dabei besonders originell vor. Doch Originalität stirbt mit der Wiederholung.

Die unreflektierte Unsitte, Betroffenheit, Solidarität, Mit~ oder Beileid zu bezeugen, indem man verbal die Identität der Opfer anzunehmen erklärt, grassiert zusehends und nimmt schon die Form eines sinnentleerten Rituales an.

Ihren Ursprung findet sie wohl im Ausspruch John F. Kennedys seinerzeit in Berlin: „Ich bin ein Berliner!“ Dann hörte man Derartiges erst wieder nach dem Überfall auf die Zeitung „Charlie Hébdomadaire“ in Paris, wo plötzlich spontan Menschenmassen skandierten „Je suis Charlie!“ Seither aber geht mit fast jedem adversen Ereignis eine Proliferation von Erklärungen dieser Art einher.

Offenbar wird die Anmaßung und Absurdität dieser Aussage kaum jemandem gewahr. Jemand, der munter durch die Straßen rennt, erklärt sich identisch mit Schwerverletzten oder gar Toten. Letztere können sich dagegen nicht mehr wehren. Erstere dürften sich verunglimpft fühlen. Markus Söder, fern der Kämpfe im sicheren München, bewacht von seinen Sicherheitsleuten und im Panzerfahrzeug chauffiert, will ein Ukrainer sein. Damit beleidigt er diejenigen, denen gerade auf den Straßen der Ukraine die Kugeln um die Köpfe fliegen. Wenn er noch dazu den Plural bemüht, zeugt dies von Hybris (pluralis maiestatis) oder dreister Vereinnahmung der anderen. Auch Kennedy flog zurück nach Washington und mußte sich nicht mit dem damaligen Berliner Alltag herumschlagen.
Das tumbe Nachäffen entwertet die Aussage schließlich zur Gänze, wo man früher wenigstens noch guten Willen zu unterstellen geneigt war.

Der einzige Fall, in dem ein solches Bekenntnis gerechtfertigt wäre, wäre die Konstellation, in der man erklären wollte, einen Angriff auf einen anderen als Angriff auf sich selbst zu werten, gefolgt von entsprechender Gegenwehr. Dazu muß man dann aber auch im Stande sein, wenn man sich nicht der Lächerlichkeit preisgeben will.

Also, laßt diese unwürdige und abgegriffene Farce bitte sein! Hohle Phrasen zu dreschen, bedeutet das Gegenteil von echter Anteilnahme.

Wenn Markus Söder jetzt ein Ukrainer sein will, soll er sich bitte in die Ukraine begeben. Hier wird er niemandem fehlen.

https://www.br.de/nachrichten/bayern/soeder-bei-friedensdemo-jetzt-sind-wir-alle-ukrainer,Syx72RQ

7e8b2bec-644f-4dd1-8fd7-79f2061918a5.jpeg

Authors get paid when people like you upvote their post.
If you enjoyed what you read here, create your account today and start earning FREE STEEM!
Sort Order:  

Hi @isabellaklais , der "Berlinerspruch" vom Kennedy wird meist fehlinterpretiert und aus dem Zusammenhang gerissen :-)) Ich glaube er hat Sinngemäß gesagt : "Wenn Berliner bedeutet stolz und freiheitsliebend zu sein , dann kann ich behaupten "Ich bin ein Berliner" Und "Fähnchensöder" ist keinen Deut besser als "Kurnazsteineimer" L G unsuwe