Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!
Man hört ihn immer wieder, wenn etwas dramatisch schiefgelaufen ist - den ominösen Satz „Ich übernehme die Verantwortung.“ Meistens wird er gravitätisch vorgetragen, und der Sprecher kommt sich dabei so richtig bedeutsam vor.
Dabei ist diese Formel dem Repertoire „Dümmer geht ’s nimmer!“ entlehnt und völlig sinnentleert.
Die Verantwortung für etwas ist einem zugewiesen oder nicht. Im nachhinein übernehmen kann man sie nicht, allenfalls im vorhinein. Man kann sich zu der Verantwortung bekennen. Das aber ist ein deklarativer und kein konstitutiver Akt.
Oft wird diese Aussage getroffen im Rahmen eines eingetretenen Kontrollverlustes. Dann aber hatte der Betreffende bereits die Verantwortung, wurde ihr aber nicht gerecht. Er hätte etwas wissen müssen und können, wußte es aber tatsächlich nicht. Er hätte etwas verhindern müssen, tat es aber nicht. Er hätte etwas unternehmen müssen, unterließ es jedoch.
Korrekt hieße es: „Ich trage die Konsequenzen.“
Gerade diese aber will man vermeiden. So klebt man weiterhin an seinem Posten und überläßt die Schadensregulierung anderen, von der strafrechtlichen Aufarbeitung ganz zu schweigen. Im Regelfall werden Versager auf hoch dotierte Posten bei der EU oder in der Wirtschaft abgeschoben, leider aber nicht entsorgt, sondern noch belohnt. Von Verantwortung keine Spur!
Jeder, der diese leere Phrase drischt, sollte aufgefordert werden zu erklären, welche Folgen er persönlich daraus ableite. Es ist einfach keine große Geste, sondern leeres Gerede, das als solches entlarvt werden muß.
Die Aufgabe des Postens ist das Mindeste, was man erwarten kann von jemandem, dem es ernst ist mit der Reue. Damit es nicht einfach mit einem Sich-Davonstehlen sein Bewenden hat, müssen danach zivilrechtliche und strafrechtliche Konsequenzen folgen.
Muhammad bin Salman, den Untersuchungen der Vereinten Nationen, US-amerikanischer und türkischer Behörden des Mordes an dem Journalisten Jamal Khashuggi überführt haben, übernimmt die Verantwortung für die Tat, die er weder in Auftrag gegeben haben will, noch will er Kenntnis entsprechender Pläne gehabt haben.
Eine wahre Groteske! Das Verbrechen geschah nicht irgendwo, sondern in den Räumen des saudischen Generalkonsulates in Istanbul. Wenn er, zumindest über eine Informations~ und Befehlskette, keine Kontrolle über Vorgänge in offiziellen Räumen seines Staates ausüben kann, ist er unfähig zur Führung desselben. Das nennt sich Organisationsverschulden.
Doch die vorliegenden Erkenntnisse gehen von ganz anderer Qualität seiner Involvierung aus. Wenn er den Mord nicht direkt angeordnet haben sollte, ließ er zumindest die späteren Täter wissen, womit sie ihm einen großen Gefallen erweisen könnten. In einem totalitären Regime reicht das schon aus, um servile Dienstleister auf den Plan zu rufen, die dann auch tatsächlich tatkräftige logistische Hilfestellung erfuhren und danach für allfällige Belohnungen anstanden.
Dieser Fall ist eine Schande für alle, die es ermöglichten, daß diese Untat ungesühnt blieb. Das internationale Rechtssystem hat endgültig seine Glaubwürdigkeit verloren. Wenn sich einer von ihnen erdreistet, noch einmal die Menschenrechte in irgendeinem Zusammenhang zu reklamieren, muß er, mit diesem Scheitern konfrontiert, in seine Schranken gewiesen werden. Ein Rechtssystem, das hier versagte, taugt nicht.
„Too big to jail“ (wahrscheinlich eher: “too well informed”) darf es nicht geben. Doch in Anbetracht der drohenden Kompromate landeten die präsumptiven Richter hier selbst auf der Anklagebank.
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/mord-ohne-folgen/ar-AAHYHoQ?ocid=spartandhp
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/mord-an-saudischem-regimekritiker-bin-salman-übernimmt-verantwortung-für-mord-an-khashoggi/ar-AAI3vTC?ocid=spartandhp
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/kommentar-der-grausame-tod-von-jamal-khashoggi-eine-schande-für-saudi-arabien/ar-AAI7Tij?MSCC=1570003378&ocid=spartandhp