Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!
Die SPD liegt darnieder. Fliehkräfte zerreißen die Partei. Die verzweifelte Suche nach einer Führung zeigt, daß sie noch nicht einmal mehr bei ihren eigenen Leuten mit Rückhalt rechnen kann. Die Wählerschaft bricht weg.
Doch einer hat ihr ewige Treue geschworen: Thilo Sarrazin.
Seine Stimme ist ihr sicher. Wenn in Wählerumfragen die SPD demnächst nur noch eine Stimme aufweist, ist es die seine. Er würde auch auf der Stelle ohne Vorbehalt die Parteiführung übernehmen - ohne Murren und Knurren - wenn er nur dürfte. Seine Liebe ist bedingungslos, unverbrüchlich und immerwährend.
Mit Thilo Sarrazin an der Spitze hätte die SPD, wie es ihre dänische Schwesterpartei gerade vorexerziert hat, eine reale letzte Chance, sich aus dem Tal der Tränen zu verabschieden und das Erfolgsmodell der Nachbarn zu kopieren. Doch leider ist Einsichtsfähigkeit bei ihr nicht verbreitet, warum sie schließlich dort gelandet ist, wo sie sich befindet. Pech für Thilo Sarrazin, noch mehr aber für die SPD.
Es bleibt Thilo Sarrazins Privileg, bei seiner Partei als Letzter das Licht auszuschalten. In Treue fest. Liebe läßt sich nicht erzwingen. Und einer antiken Tragödie gleich, gibt es in dieser Geschichte nur Verlierer.
Thilo Sarrazins Loyalität zu seiner Partei, die schon lange nicht mehr die seine ist, wenn sie es jemals war, wohnt ein gehöriges Maß an Irrationalität inne. Seine beharrlichen Bemühungen, seinen Parteiausschluß abzuwehren, lassen ihn zum Polit-stalker werden. In der Sache selbst gibt es für ihn nichts zu gewinnen. Seine Grundsätze und Ziele lassen sich in dieser Partei nicht verwirklichen. Als einziger luzider Rufer in einer Wüste, bewohnt von Ignoranten und Irrlichtern, hat er keinerlei Aussicht, jemals eine Mehrheit hinter sich zu versammeln.
Warum also kämpft ein solch intelligenter Mensch wie er sehenden Auges permanent gegen Windmühlen und begibt sich dabei in eine derart unwürdige Lage? Man kann Idioten nicht zu ihrem Glück zwingen. Dazu gezwungen, würden sie es nicht als solches empfinden. Dieser Kampf ist nicht zu gewinnen. Das weiß Thilo Sarrazin natürlich auch. Doch was ist sein Motiv? Er bewiese doch sehr viel mehr Souveränität, wendete er sich erhobenen Hauptes ab nach der Devise, „Die haben mich überhaupt nicht verdient! Eine Perle vor die Säue geschmissen!“
Bedauerlicherweise begibt Thilo Sarrazin sich durch die Verstrickung in dieses sinnlose Gefecht der Möglichkeit, sein Anliegen erfolgreich zu befördern - in anderer Konstellation, auf anderen Wegen und ohne den Bremsklotz der SPD am Bein. Stattdessen verschwendet er kostbare Zeit und Energie. Daß ihm das nicht bewußt wäre, kann man ausschließen.
Stünde er mit voller Überzeugung hinter Deutschland und hinter seinen perfekt richtigen Konzepten dafür, stellte er sich seinem Lande damit zur Verfügung. So aber verzichtet er aus nicht nachvollziehbaren Gründen auf die Chance der Erprobung seiner Theorie. Und wieder gibt es nur Verlierer: ihn und Deutschland.
Diese Haltung teilt er mit den Dissidenten anderer Parteien (Maaßen, Wendt, Wimmer, Bosbach etc.), die ebenfalls auf verlorenen Posten stehen, wobei keiner von den anderen aber so singularisiert ist wie er.
Kann ein Schlauer so dumm sein?
