Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!
Prof. Dr. Rainer Mausfelds Definition von Macht ist eine mögliche und wahrscheinlich auch die am häufigsten vorkommende. Sie ist aber nicht zwingend und nicht die einzig zutreffende.
Macht kann auch bedeuten, daß jemand die Möglichkeit hat, im Interesse aller oder zumindest vieler zu handeln, von denen er selbst ein Teil ist.
Nur ausnahmsweise wird jemand gegen sich und die eigenen Interessen entscheiden; aber sogar das kommt vereinzelt - wenn auch relativ selten - vor. Dann muß es noch nicht einmal zwingend aus positiver, altruistischer Gesinnung heraus geschehen, sondern entspringt in der Regel sogar bedingungslosem Schädigungswillen ohne Rücksicht auf (ggf. auch eigene) Verluste. Solche Charaktere erweisen sich als gefährliche Gegner, da sie weitgehend unberechenbar sind. Andere neigen häufig zu der Unterstellung, daß die eigenen Interessen die Grenze der Aktion der Gegenseite darstellen. Ist dies nicht der Fall, kommt es zu bösen Überraschungen.
Macht bedeutet grundsätzlich zuerst einmal die Möglichkeit, aus den verschiedenen Handlungsoptionen heraus eine Wahl zu treffen und diese durchzusetzen. Das kann gegen Widerstände, aber auch im Wege einer Überzeugungsbildung im Wege des Konsenses erfolgen. Daher ist Macht per se nichts Verwerfliches. Machlosigkeit als Gegenpol dazu kann sich als weitaus riskanter erweisen und aus Verzweiflung heraus in Gewalt ausarten, was dann wiederum in die Aneignung einer Machtposition mündet. Es kommt immer darauf an, wozu Macht, die per se wertneutral ist, eingesetzt wird. Erst danach kann sie beurteilt werden.
Je mehr jemand in einer Machtposition persönliche Bindungen aufweist, umso eher unterliegt er der Gefahr des Machtmißbrauches durch Begünstigung seiner entourage (Nepotismus). Je unabhängiger ein Machthaber ist, desto eher handelt er nach objektiven Kriterien im Sinne einer optimalen Lösung. Schließlich hat das letzte Hemd keine Taschen, aber es besteht der Wunsch, ein ideelles Vermächtnis zu hinterlassen und positiv in Erinnerung zu bleiben.
Mit Macht ausgestattet, kann man andere seinem Willen unterwerfen, man muß dies aber nicht tun. Selbst wenn man es tut, kann dies durchaus bisweilen zum Vorteil der anderen geschehen, was diese vielleicht erst später erkennen.
Die Erfahrung, wonach Macht oft mißbraucht wird, sollte nicht per se zu ihrer Verteufelung führen, sondern zu einer sorgfältigen Auswahl derer, denen Macht übertragen wird. Dabei muß auch ein Mechanismus zur Rücknahme der Investitur vorgesehen werden.