Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!
Die herrschende Begriffsverwirrung, teilweise bewußt ausgespielt, macht es nicht nur Patrioten schwer, sich zu positionieren.
Es wird zu Recht von intellektueller Ausschußware in der Politik gesprochen und diese dann als „Elite“ tituliert. Ironie und Sarkasmus leben vom einmaligen Überraschungseffekt. Wiederholt sich der Kalauer permanent, wird er nicht nur schal, sondern droht auch Mißverständnisse hervorzurufen. Am Ende nimmt man ihn noch ernst!
Weitaus problematischer noch sind die Begriffe „Konservativismus“ und „Universalismus“.
Auch der Konservativismus weist verschiedene Strömungen auf. Man kann es auch Richtungen oder Flügel nennen. Eine bestimmte überwiegende Anzahl gemeinsamer Grundkoordinaten aber muß vorhanden sein, damit kein Sammelbecken der Beliebigkeit entsteht. Ebenso schließt das Wesen des Konservativismus bestimmte Haltungen aus.
Der Fall Afghanistan ist geeignet, so manchen Patrioten aufs Glatteis zu führen.
- Konservatismus definiert sich autonom aus sich selbst heraus. Damit entsteht automatisch eine Abgrenzung zu dem, was er nicht beinhaltet. Intellektuell schwach und ideologisch bedenklich wäre es, die eigene Position nur im Negativbild anderer, bzw. in der Opposition zu ihnen zu suchen. Damit verlöre man die Autorität zur Festlegung des eigenen Standpunktes und überließe anderen die Positionsbestimmung und die Deutungshoheit.
Der notwendige, da naturgegebene Antagonismus deutscher Konservativer zu den USA ist nur partieller Art. Auch dort gibt es echte Konservative, mit denen viele Gemeinsamkeiten bestehen. Das Verhältnis sollte differenzierter Betrachtung unterzogen werden. Hilfreich ist dabei, sich immer wieder der Tatsache zu vergegenwärtigen, daß echte Konservative die Interessen ihres Landes voranstellen und prioritär vertreten. Daraus ergeben sich häufig zwangsläufig unvermeidbare Interessenkollisionen, Differenzen und Konflikte. Wir müssen lernen, unsere Belange offensiv zu vertreten. Dasselbe sollten wir auch anderen zugestehen, solange die Meinungsverschiedenheiten fair ausgetragen werden.
Die Einmischung der USA in Afghanistan war ganz zu Beginn grob rechtswidrig. Seit die von den USA seinerzeit munitionierten Terroristen sich gegen sie selbst wenden, werden sie bekämpft. Dagegen können auch US-Gegner nichts haben. Die Terroristen sind nun einmal da und müssen wieder weg. Mittlerweile befürworten auch die Regierung und der zivilisierte Teil der Bevölkerung die US-Präsenz zu ihrer Sicherheit. - Grundlegende Werte und darauf beruhende Rechtssysteme sind nicht „westlich“, erst recht nicht US-amerikanisch, sondern universell und im ersten Viertel des 21. Jahrhunderts allen zivilisierten Menschen eigen. Sogar viele der Unzivilisierten leugnen ihren Widerspruch zu diesen Prinzipien, die sich auf Naturrecht (d. h. mit Geburt erworbenes und nicht erst später verliehenes Recht) gründen, mit fadenscheinigen bis absurden Argumenten, weil sie ahnen, daß man diese Grundlage nicht seriös und überzeugend angehen kann. Dazu gehören das Recht auf unversehrtes Leben und das Prinzip der Gleichberechtigung. Für alle müssen alle Wege offenstehen. Darauf laufen aber müssen sie selbst (können). Dort, wo dies keine Beachtung findet, ist dies bedingt durch Machtverteilung. Diejenigen, die Macht haben, besitzen ja diese Rechte. Den anderen werden sie vorenthalten zur Erhaltung der Macht.
Man darf das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Daß bei der Durchsetzung dieser Werte Fehler gemacht wurden und werden, und daß Werte bewußt falsch für unlautere Zwecke vereinnahmt wurden und werden, beseitigt nicht die Legitimität und Richtigkeit dieser Grundsätze.
In konservativen Kreisen kursieren bisweilen archaische Rollenbilder. Diese retrogewandten Ansichten sind mit einem Konservativismus mit ethischen Standards und dem Anspruch auf die künftige Übernahme einer Führungsrolle in der Gesellschaft unvereinbar. Anzustreben ist, Konservierenswertes zu konservieren und Reformbedürftiges zu reformieren. Nur ein moderner und nicht sektiererischer Konservativismus ist zukunfts~ und mehrheitsfähig.
Wer von den Konservativen Afghanistan den Afghanen überlassen will in der derzeitigen Lage des Landes, handelt verantwortungslos. Auch Konservative, ja gerade sie dürfen sich nicht in Toleranz gegenüber unzivilisierten und totalitären Strömungen ergehen und so zu Libertinär-Permissiven mutieren. Phantasten und Träumern zu globaler ideologischer Toleranz muß klar sein, worum es geht. Das schlimmste „westliche“ Diktat kann das Afghanistan ansonsten bevorstehende Schicksal nicht toppen. Das Terrorzentrum Riad zeigt, welche globale Gefahr von schwarzen Zivilisationslöchern ausgeht. Mit US-amerikanisch-saudischem Terror begann 9/11 und in der Folge davon der fatale Systemumbau, den Konservative heute bekämpfen müssen. Wir wollen nicht, daß sich der Quatsch von der Verteidigung der deutschen Freiheit am Hindukusch doch noch bewahrheitet.
Zur Waffengleichheit muß Toleranz militant verteidigt werden. Ansonsten überlebt sie nicht gegenüber Versklavungsbestrebungen. - Universalismus und Konservativismus stellen nicht notwendigerweise Antagonismen dar. Das hat nichts mit der One-World-Theorie zu tun! Man muß schon sehr genau unterscheiden. In einer faktisch interdependenten Welt existieren keine kommoden Rückzugszonen. Es bringt nichts, die Realität auszublenden. Gerade Konservative müssen sich global engagieren, um ihr Konzept durchzusetzen und zu verteidigen. Verzichten sie darauf, wird der leere Raum von ihren Gegnern besetzt, vereinnahmt und gegen sie verwendet.
Zur Begriffsbestimmung abschließend folgende Klarstellungen:
a) Sowohl Konservative, als auch Anhänger der One-World-Theorie sagen beide: Allen müssen alle Wege offenstehen. Aber nur Konservative ergänzen, daß die Betreffenden dann selbst darauf laufen (können) müssen. Das trägt den jeweils individuellen Unterschieden Rechnung und widersetzt sich Nivellierungsansätzen.
b) Auch Konservative müssen sich global aufstellen, vernetzen und agieren, um ihren Gegnern Paroli zu bieten. Das ist nicht zu verwechseln mit Globalismus und Universalismus als ideologischem Konzept.
c) Auch Konservative üben Toleranz, aber militant gegenüber denen, die Toleranz mißbrauchen zu ihrer Abschaffung. Hier verhält es sich wie bei der Demokratie, deren Instrumente heute mißbraucht werden zu ihrer Beseitigung, weil sie nicht wehrhaft genug ist.