Pipeline-Gewirr

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Viel internationale Aufmerksamkeit absorbiert derzeit das Pipeline-Projekt North-Stream II von Rußland zur Ostsee.
In den Hintergrund treten dagegen zwei weitere Projekte dieser Art: Turk Stream und Eastmed.

Turk Stream soll Erdgas von Rußland über das Schwarze Meer bis in die Türkei durchleiten. Eine zweite Trasse soll Bulgarien, Serbien, Ungarn und Österreich beliefern.
Turk Stream tritt an die Stelle von South Stream, das ursprünglich von Rußland aus, unter Umgehung der Türkei, über Bulgarien direkt den europäischen Markt bedienen sollte, aber wegen der Krim-Krise auf Druck der EU und der USA scheiterte.
Gegen Turk Stream erheben die USA, anders als bei North Stream II, keine Einwände. Der Grund dafür liegt darin, daß die Türkei in nennenswertem Umfang auch teures Erdgas aus den USA bezieht. Man kann sich von den US-Sanktionen also freikaufen. Wen hätte das überrascht?
Die Türkei strebt nach der Position eines Umschlagzentrums für Erdgas, als das sie für die Abnehmerstaaten unentbehrlich würde.
Recep Tayyip Erdogan erweist sich als Innenpolitiker für sein Land als echte Katastrophe, die die Türkei in ihrer Entwicklung weit zurückgeworfen hat. Außenpolitisch aber profiliert er sich als wahrer Visionär, der die ihm vorgegebenen Möglichkeiten vollständig ausschöpft und das Gewicht seines Landes geschickt in die Waagschale legt, sodaß es maximal zum Tragen kommt.
Dies veranschaulicht, wie wichtig es ist, Interessen und Ziele zu definieren, ehe man sie dann ansteuert. Außenpolitik ist keine Verwaltungsarbeit, zu der sie die uninspirierte und intellektuell dürftig ausgestattete Angela Kasner degradiert. Erdogan führt vor, wie es geht. Dabei läßt er die plan- und orientierungslos durch die internationale Arena irrende camarilla von Kasner und Maas ziemlich alt aussehen.

Eastmed soll Erdgas von Israel aus über Zypern und Griechenland nach Italien transportieren.
Ursprünglich war auch die Beteiligung Ägyptens, Jordaniens und der Palästinenser geplant gewesen. Israel entschied sich dann aber für eine Durchführung ohne die Araber, deren Erpressungspotential nicht vergrößert werden sollte.
Muß man noch erwähnen, daß Eastmed sich der Unterstützung der USA erfreut?

Weder Eastmed, noch Turk Stream reichen an die Kapazitäten von North Stream II heran. Beide wären für Deutschland unergiebig.

In Anbetracht der kopf- und planlos eingeleiteten Energiewende in Deutschland erweist sich North Stream II als unverzichtbar. Absolut inakzeptable Alternativen wären ansonsten das Erlöschen der Lichter hierzulande oder der Bezug von umweltschädlichem fossilem Brennstoff aus dubiosen Auslandsquellen, in deren Abhängigkeit Deutschland sich damit begäbe. Umweltfreundlicher wird fossiler Brennstoff nicht dadurch, daß er jenseits deutscher Grenzen gewonnen wird.

Erstaunlich erscheint vor diesem Hintergrund, daß offenbar nicht erwogen wird, gegen die Vertragsaufsage des Unternehmens Allseas mit Regreßforderungen vorzugehen. In existenzgefährdender Höhe wären sie geeignet, das Unternehmen doch noch wieder zur Aufnahme der Arbeit zu bewegen. Es darf sich nicht lohnen, vor den USA einzuknicken und vertragsbrüchig zu werden.

https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/turkstream-erdoğans-kühne-träume/ar-BBYBeX3?ocid=spartandhp#page=1
https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/501551/Energie-Konflikt-im-Mittelmeer-Israel-Griechenland-und-Zypern-starten-Pipeline-Projekt-Eastmed
https://www.welt.de/wirtschaft/article204725766/EastMed-Das-ist-Europas-neue-Problem-Pipeline.html
https://www.manager-magazin.de/politik/weltwirtschaft/eastmed-neue-gas-pipeline-soll-abhaengigkeit-von-russischem-gas-verringern-a-1303443.html
https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/griechenland-israel-und-zypern-unterzeichnen-abkommen-fuer-bau-von-gas-pipeline-a-1303432.html