Schwierige Gratwanderung

in deutsch •  4 years ago 

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Von all den Maßnahmen, erlassen mit der formalen Zielvorgabe der Eindämmung der Verbreitung des Corona-Virus, erscheinen einige mehr, andere weniger geeignet, diesen Zweck überhaupt zu erfüllen. Je einschneidender sie sich auswirken, umso kritischer muß ihre Geeignetheit hinterfragt werden.

Die Desinfektion der Hände beim Betreten eines Gebäudes und die Wahrung der aufgegebenen Distanz gehören sicher zu den Maßnahmen, die die Einzelnen wenig belasten. Anders dagegen sieht es aus mit dem Maulkorb, der nicht nur entwürdigend wirkt, sondern auch beim Sprechen und Atmen nachhaltig behindert. Aufgedrängte Einkaufswagen liegen dazwischen.
Dementsprechend sollte abgewogen werden, wo man verstärkt dagegenhält und bewußt Zeichen setzt (z. B. lässig getragenen Schal anstelle von Maulkorb - und auch dies allenfalls bei absoluter Unvermeidbarkeit), oder wo man die Maßnahme mitgeht, um das Regime nicht zu weitergehenden Beschränkungen und zu repressiven Reaktionen herauszufordern, die nur diesem in die Hände spielen.

Was sich am Wochenende in Nordrhein-Westfalen vor Ikea-Märkten abspielte, stellt Teilen unserer Bevölkerung ein Zeugnis der Unreife aus. Es legt die Vermutung nahe, daß das schwedische Modell des Umgangs mit Corona sich für Deutschland schon wegen mangelnder Einsichtsfähigkeit der Bevölkerung nicht eignet. Sollte Selbstdisziplin keine deutsche Tugend mehr sein?
Der schwedische Weg zur Eindämmung der Verbreitung von Corona erscheint weitaus permissiver, als er tatsächlich ist. Schweden legt die Verantwortlichkeit zur Ergreifung von Vorkehrungen zum Selbstschutz in die Hände seiner Bevölkerung. Und es funktioniert weitgehend. In Deutschland wären diesbezüglich arge Zweifel angebracht.

Bedarf der Deutsche nach sechs Wochen der Konsumabstinenz tatsächlich am vordringlichsten neuer IKEA-Möbel? Nur inzidenter sei daran erinnert, was das über das Umweltbewußtsein aussagt. Weiß der Deutsche mit seiner Freizeit wirklich nichts Besseres anzufangen, sodaß ein Besuch bei IKEA sein höchstes Glück darstellt? Abhängen in einer Welt fern des Tageslichtes?

Stehen diese in jeglicher Hinsicht anspruchslos billigen Vergnügungen dafür, das Regime zu noch stringenterem Vorgehen zu provozieren, das schließlich oppositionelle Betätigung jeglicher Art fast bis zur Unmöglichkeit erschwert? Geschicktes Taktieren sähe anders aus, zumal noch nicht einmal demonstrative Frontalopposition die Triebfeder war, sondern stupide Ignoranz.

Als falsch erwies sich hier nicht die Bestrebung zur raschen Rückkehr zur Normalität im Sinne einer ökonomischen Schadensbegrenzung; vielmehr wurde dieser Ansatz im Stich gelassen von einer unreifen Bevölkerung, die mit dem Instrumentarium anscheinend nicht umzugehen weiß. Sie ruft damit böse Geister auf den Plan, die nur darauf warten, sich die Rolle des Vormundes anzumaßen.

Große Teile der Bevölkerung oszillieren noch immer zwischen Servilität und Unüberlegtheit. Beides ist gleichermaßen fatal.

https://www.msn.com/de-de/nachrichten/coronavirus/nach-wiedereröffnung-lange-schlangen-vor-ikea-filialen-sorgen-für-entsetzen/ar-BB13A2sp?ocid=spartandhp

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