Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!
Im Alter von nahezu 89 Jahren verstarb in München mein hochverehrter Hochschullehrer Professor Dr. iur. Hans-Ullrich Gallwas.
Bis zuletzt hatte er sich noch aktiv engagiert in der Frage der Verkleinerung des Bundestages. Daß er sich gerade dieses Themas angenommen hatte, ist bezeichnend für seinen wachen und kritischen Verstand, der sehr sensibel auf Mißstände und Ungerechtigkeiten zu reagieren pflegte.
In seiner aktiven Zeit konnte man ihn nicht nur tagsüber im Unterricht an der Universität München erleben, sondern auch abends vor dem Fernseher auf Sendung als begehrter Experte zu aktuellen juristischen Themen in politischen Magazinen.
Von ihm unterrichtet zu werden, empfand sicher nicht nur ich als Ehre und Privileg. Jede Vorlesung bei ihm erwies sich als Quelle neuer Erkenntnis und war einfach mit purer Freude am Lernen verbunden. Er wußte jedes Thema aktuell, interessant und lebendig zu gestalten.
Charakteristisch für ihn und beispielgebend für andere war seine durch hohe Intelligenz bedingte Findigkeit, mit der er Probleme auf seine Art bewundernswert zu meistern vermochte. Wo seine Kollegen sich beispielsweise für die Einführung der Anwesenheitspflicht im Unterricht verkämpften, löste er diese Frage einfach dadurch, daß er im Unterricht Hinweise erteilte, ohne deren Kenntnis die nächste Klausur nicht zu bewältigen war. Etwas flapsig, aber mit ausgesprochen hohem Respekt darf man sagen, er war ein superschlaues Kerlchen, das erforderlichenfalls auf unkonventionellen Wegen zum Ziel gelangte.
Er lehrte mich kritisch zu denken und mutig den als richtig erkannten Standpunkt zu verfechten. Bei ihm zählten einzig die Qualität und Überzeugungskraft der Argumentation sowie der gesunde Menschenverstand, dem das Ergebnis standhalten mußte.
Ich würde den heutigen Studenten gönnen, von einem wie ihm auf das Berufsleben vorbereitet zu werden. Ein besseres Rüstzeug könnte man ihnen nicht wünschen.
Ich verdanke Ihnen viel, Herr Professor. Während meines Berufslebens stellte ich mir bei juristischen Problemen oft die Frage, wie Sie wohl entschieden hätten. Dies diente mir stets als exzellenter Leitfaden. So werde ich es auch weiterhin halten.
Mit herzlichem Gruß darf ich Sie auf Ihre letzte Reise verabschieden. Lieben Dank für alles. Sie waren großartig! Es war ein Glück, von Ihnen auf den beruflichen Weg gebracht zu werden.
Dankbar und tieftraurig
Isabella Klais
