Sumpfblüten aus Meissen

in deutsch •  4 years ago  (edited)

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Weihnachten naht mit riesigen Schritten. Und weil Weihnachten bekanntlich jedes Jahr so plötzlich und unerwartet am Horizont auftaucht, suchen alle noch nach Geschenken.
Die Maulkorbpflicht und der Wegfall der Gastronomie vergällen das vorweihnachtliche Flanieren in den Städten.
Die meisten Einzelhandelsgeschäfte beklagen bitter das Ausbleiben der Kundschaft. Etwas besser sieht es bei den Lieferanten für Innenausstattung aus. Hier schlägt sich nieder, daß die Corona-Inhaftierten sich ihre Zellen gemütlich gestalten wollen. Kommt schon draußen keine so wirkliche Festtagsstimmung auf, will man wenigstens innen Oasen des Rückzuges schaffen.

Auch die weltberühmte Porzellanmanufaktur in Meissen versucht, dieses Bedürfnis zu bedienen.

Das renommierte Haus, wo Johann Friedrich Böttger zwar kein Gold, aber als erster in Europa das Porzellan erfand und damit doch eine Goldgrube erschloß, erweist sich schon lange nicht mehr als solche. Der Niedergang der zelebrierten Lebensart, abgelöst durch fast food, Spülmaschinen und Alltagshektik, setzte der Manufaktur schwer zu. Dies führte zu enormer Diskrepanz der Preise am Primär~ und Sekundärmarkt, die bis heute anhält. Die Manufaktur kann ihre Preisvorstellungen nur noch mit Mühe gegen die Konkurrenz von Handelsplätzen durchsetzen, wo wenig kunstsinnige Erben das Erbe ihrer Ahnen verschleudern. So geriet sie allmählich in eine wirtschaftliche Schieflage. In der Geschäftsleitung und im Aufsichtsrat lösten einander Kunstbanausen und Scharlatane ab, die keinen Bezug zu der Tradition der Produktionsstätte und zu ihren hochbegabten Künstlern entwickelten. Großspurige Flausen vom Umbau zu einem globalen Luxuskonzern mit Expansionen in die Bereiche Mode und Schmuck, in denen nicht auf eigene Kompetenz zurückgegriffen werden konnte und statt dessen extern hinzugekauft werden mußte, waren absehbar zum Scheitern verurteilt.
Noch immer hat die Schwerter-Marke ihre Neupositionierung nicht erfolgreich abgeschlossen und sucht weiterhin nach einer neuen Identität zwischen Tradition und Moderne, anstatt sich auf ihre Wurzeln und ihre eigentlichen Stärken zurückzubesinnen. Der Exkurs in die Modewelt wurde richtigerweise aufgegeben. Die Schmuck-Linie verrät Anleihen aus fremden Kollektionen (Piaget) und wirkt insgesamt verunglückt. Für die Manufaktur - mit ihrem grandiosen Potential auf ihrem Kerngebiet - ist es unwürdig, sich als drittklassiger Kopist zu versuchen. Unbemaltes Weißporzellan läßt die Kunstfertigkeit der Maler brach liegen. Man kann solches weitaus preisgünstiger anderenorts erwerben. Klobige Formen kontrastieren unelegant zur feinen Malerei und erinnern eher an billige Industrieware. Mit einem Tatoo-Engel biedert man sich an Kreise an, die man nie erreichen wird.
Eine Entgleisung der besonderen Art leistet sich das zu 100% dem Freistaat Sachsen gehörende Werk in seinem Weihnachtskatalog bei den Geschenkvorschlägen „für ihn“. So, als wären die end- und sinnlosen Debatten über harmlose Sarotti-Mohren völlig unbemerkt an der Leitung des Hauses vorübergegangen, prangt hier die Figur einer blauäugigen, blonden weißen Frau, die, eng bekleidet, auf allen Vieren kriechend Kaffee und Süßigkeiten auf ihrem Rücken in Richtung ihres Gebieters anschleppt. Wäre die Dargestellte schwarz, hätte es schon Proteste gehagelt. Deutsche selbst aber stellen ihre eigene Ethnie inzwischen derart diffamierend und erniedrigend dar. Man fragt sich, für welchen Markt das Objekt konzipiert wurde und darf gespannt sein auf die Resonanz - bei der Kundschaft aus dem Morgenland, aber auch bei der sonst so protestbereiten Aktivistenszene.
Man ist spontan versucht, mit einem Boykottaufruf zu reagieren, doch möchte man der derart mißbrauchten Ikone deutscher Handwerkskunst und ihren vielen genialen und nicht gebührend geschätzten Künstlern nicht noch mehr schaden.

Der Manufaktur ist für das neue Jahr endlich eine intelligente, kompetente und würdige Leitung zu wünschen, auf daß wir diese Perle nicht auch noch verlieren.

https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-stories/einzelhandel-cocooning-in-coronazeiten-l%C3%A4sst-ums%C3%A4tze-mit-m%C3%B6beln-explodieren/ar-BB18gVOF

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