Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!
Ein Flüchtling der etwas anderen Art macht derzeit Schlagzeilen. In einer Nacht~ und Nebelaktion verließ Juan Carlos von Spanien sein Land und setzte sich ins Ausland ab, um sich der Strafverfolgung wegen Korruption, Geldwäsche und Steuerhinterziehung zu entziehen. Asyl fand er in Abu Dhabi / Vereinigte Arabische Emirate. Daß er dorthin entkommen konnte, stellt einen gesonderten Skandal dar, denn als Tatverdächtiger mit Zugriff auf erhebliche finanzielle Mittel und mit zahlreichen engen Auslandsverbindungen hätte er geradezu den klassischen Kandidaten für eine Untersuchungshaft zur Fluchtvereitelung abgegeben. Mit etwas Glück wäre er in der Haft sogar auf einen alten Bekannten getroffen. Seinem Schwiegersohn war weniger Glück beschieden. Er sitzt - ebenfalls wegen ihm zur Last gelegter Finanzdelikte - bereits ein.
Nun kommen immer mehr Einzelheiten ans Licht und führen nicht unerwartet in die Westschweiz. Mit einer großzügigen Spende aus Saudi-Arabien über 100 Millionen Euro ausgestattet, führte der spanische Nassauer dort eine Zweitexistenz. Der auch für ihn selbst unerwartet hohe Geldsegen landete zunächst über seinen Genfer Vermögensverwalter Rhône Gestion bei der Banque Mirabaud. Daß sein Land gerade von einer schweren Wirtschaftskrise heimgesucht wurde, bekümmerte den Landesrabenvater nicht im geringsten. Ihm war nur an der Geheimhaltung der Zahlung gelegen. Sein Genfer Anwalt fungierte als Geldbote, wenn er bei Aufenthalten in Madrid etwas Taschengeld brauchte. Die Einführung der Meldepflicht der Banken bezüglich ausländischer Konteninhaber an deren heimatliche Steuerbehörden beunruhigte Juan Carlos. Auch die Banque Mirabaud fühlte sich mit ihrem Kunden inzwischen eher unwohl und ließ ihn erleichtert zur Konkurrenz ziehen. Gegen entsprechende Vergütung findet sich immer ein Pannenhelfer. Hier war es die Genfer Banque Gonet, die, von weitaus weniger Skrupeln geplagt, die heißen Scheine auf ihre Niederlassung auf den Bahamas transferierte. Dort unterhielt auch der Genfer Anwalt und Geldbote ein Konto, auf dem er die Vergütung für seine treuen Dienste in Höhe von 3,5 Millionen Euro bunkerte.
Gegen alle Beteiligten ermittelt nun der noch aus der Barschel-Affaire bekannte Staatsanwalt Yves Bertossa. Dies tut er jedoch - auf Weisung von oben? - mit beschränktem Eifer. 42 Millionen Dollar aus der Geschenkschatulle der Saudis haben inzwischen ihren Weg zu einer US-amerikanischen Bank gefunden, ohne daß Yves Bertossa jemals versucht hätte, diese dort arretieren zu lassen. Die Kuh, die man melkt, schlachtet man eben nicht; man tut nur so, als ob.
Genf erweist sich auch für steuerflüchtige Griechen als beliebter Hafen. Sie finden ebenfalls nichts dabei, daß ihr Land unter seiner Schuldenlast ächzt und ihre Landsleute zu Hause von existentiellen wirtschaftlichen Problemen heimgesucht werden. Sie kassieren sogar noch Unterstützungszahlungen der EU und schaffen sie an den einschlägig bekannten See.
Wenig bekannt ist, daß die rohstoffarme Schweiz eine globale Drehscheibe des Rohstoffhandels darstellt. Nur ein geringer Prozentsatz der gehandelten Ware berührt jemals Schweizer Boden. Der weitaus überwiegende Teil wird im Wege des Differenzhandels im Ausland erworben und dort auch wieder abgesetzt.
Wenn man liest, daß über die Schweiz 60% des globalen Handels mit Metallen und 39% des weltweiten Erdölhandels laufen, kommt man ins Grübeln.
Die rohstoffextrahierenden Industrien befinden sich zumeist in Ländern der Dritten Welt. Bei der Abwicklung des Verkaufs der Bodenschätze über die Schweiz - und nicht auf direktem Weg mit den Endabnehmern - drängt sich ein böser Verdacht auf. Die Machthaber der jeweiligen Lieferländer kontrollieren Förderung und Handel. Die Erlöse vereinnahmen sie großenteils selbst und entziehen sie ihren Landsleuten, indem sie sie gleich in der Schweiz anfallen lassen, wo sie auch verbleiben in Obhut der Herren Gonet und Kollegen.
Auf den Rohstoffhandel der Schweiz entfällt ein Ertrag von 4% des Bruttoinlandsproduktes, der den aus Finanzdienstleistungen und Tourismus weit hinter sich läßt. Daraus erklärt sich die geringe Neigung, sich aus dieser Art der Schattenwirtschaft zu verabschieden. Dies wächst in Dimensionen hinein, die eine Abkehr immer schwieriger machen.
Die sich gerne ihrer humanitären Einsätze rühmende Schweiz weist auch ein ganz anderes Gesicht auf. Einen Teil der humanitären Probleme, derer sie sich so beflissen annimmt, hat sie selbst mitverursacht. Einen Teil der von ihr zur Verfügung gestellten Spenden hat sie zuvor gestohlen. Man sollte es eher als Akt tätiger Reue einordnen, wenn man an der Lösung von Problemen arbeitet, die ohne einen zumindest so nicht entstanden wären.
https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-stories/schweiz-liebesnest-%C3%BCberm-rhonetal-konten-auf-den-bahamas/ar-BB18w0Sa?ocid=msedgntp
https://naturwissenschaften.ch/uuid/c9676728-b16a-53a2-8c48-0867b4fc438d?r=20200527115808_1565136583_37599fee-2926-584c-9fe5-c0d2f2d57435
https://www.eda.admin.ch/aboutswitzerland/de/home/wirtschaft/taetigkeitsgebiete/rohstoffhandel.html
https://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/mehr-als-nur-ein-angekratztes-image/story/28169163
https://www.tagesanzeiger.ch/wissen/technik/die-dunkle-seite-des-rohstoffhandels/story/17213479
https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/gunvor-im-visier-der-bundesanwaltschaft/story/16080824
https://rp-online.de/politik/ausland/griechenland-will-mit-schweiz-ueber-schwarzgeld-reden_aid-17533945
https://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/der-reiche-grieche-vom-genfersee/story/12013534
https://www.gevestor.de/details/superreich-in-der-krise-die-reichsten-griechen-710566.html
https://www.gevestor.de/details/superreich-in-der-krise-die-reichsten-griechen-710566.html