Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!
„Über den Wolken muß die Freiheit wohl grenzenlos sein.“ sang nicht nur Reinhard Mey, sondern dachten sich auch zahlreiche junge Leute mit dem Berufswunsch Pilot - vorzugsweise natürlich bei der Lufthansa. Die Welt aus der Vogelperspektive als Arbeitsplatz, Stippvisiten in fernen Ländern, ein komfortables salaire und ein sicherer Arbeitsplatz bei einem der begehrtesten Arbeitgeber lockten viele in diesen Beruf.
Die Lufthansa AG nährte dieses verklärte Berufsbild mit einer sorgsam gepflegten corporate identity und einem bewußt elitären Anspruch bei der Personalauswahl. Nur die Besten sollten Aufnahme finden in die Familie der Lufthanseaten. Rekrutierungsprobleme gab es nie.
Der zunehmende Wettbewerb in der Flugbranche, verbunden mit dem Kostendruck, veränderte die Situation allmählich und führte zu einer Verschlechterung der Konditionen, wenn auch von einem recht hohen Niveau aus. Nicht mehr alle ausgebildeten Piloten wurden vom Branchenführer und Wunscharbeitgeber übernommen.
Corona schließlich versetzte der Luftfahrt einen harten und unerwarteten Schlag. Für neue Piloten gibt es plötzlich keinen Bedarf mehr. Anwerbung von Personal findet nicht mehr statt. Selbst die sich bereits in Ausbildung befindlichen Aspiranten möchte die Lufthansa AG am liebsten loswerden. Dabei verfährt sie nicht eben fair mit ihren einst umworbenen Familienmitgliedern. Hochqualifiziert und noch immer sehr motiviert, sehen diese einer ungewissen Zukunft entgegen, zumal sie einen Teil der beträchtlichen Ausbildungskosten selbst tragen müssen.
In dieser Situation ist es nicht nachvollziehbar, daß die Lufthansa AG eine sichere Einnahmequelle in Form der entgeltlichen Ausbildung ausländischer Flugschüler aufgibt. Diese noch immer nachgefragte Leistung ermöglichte ihr zumindest die Aufrechterhaltung der Ausbildungskapazitäten. Auch wenn der Flugverkehr nun eingebrochen ist, wird er nicht auf ewig auf dem gegenwärtigen tiefen Stand verbleiben. Nicht zuletzt durch ruhestandsbedingte Abgänge wird auch künftig ein bestimmter Bedarf an Piloten bestehen.
Die Lufthansa AG versucht, den Flugschülern den Gang an die Öffentlichkeit zu verwehren und ihnen einen Maulkorb zu verpassen. Wer Differenzen jedoch in der Familie halten will, muß deren Mitglieder schon ordentlich behandeln.
Hier wäre dringend staatliche Unterstützung für die unverschuldet in die bredouille Geratenen geboten. Wer Milliarden für ausländische Sozialschmarotzer aufwendet, kann und muß auch für eine überschaubare Anzahl deutscher Leistungsträger das Erforderliche erübrigen.
„Kommen Sie zu uns! Wir sind eine große Familie.“ So warb dereinst das Auswärtige Amt um den diplomatischen Nachwuchs.
Hier wurde ebenfalls der Anspruch erhoben, nur die Besten seien für diese Aufgabe gerade gut genug, was grundsätzlich auch zutrifft. Dumm nur, daß es dort eine feste Anzahl von Planstellen zu besetzen gibt und diese die der sich bewerbenden Genies oft überstieg. So mußte man schon mal unerfreuliche Kompromisse eingehen, die sich dem Erfolg deutscher Diplomatie und der Reputation unseres Landes im Ausland nicht unbedingt förderlich erwiesen. Zudem handelt es sich beim Auswärtigen Amt um eine hierarchisch strukturierte Behörde mit nicht nur anspruchsvollen Aufgaben. Der fälschlicherweise erweckte andere Anschein und die Tendenz zur Einstellung von überproportional überqualifiziertem Personal führten in diesem Hause zu Legionen frustrierter innerer Emigranten und zahlreichen Alkoholfreunden.
Der Beruf des Diplomaten verlor über die Zeit vieles von seinem Reiz. Früher verfügte der Diplomat auf seiner Auslandsstation über das exklusive Wissen um die Verhältnisse vor Ort, berichtete auf dieser Basis nach Hause und beriet die Regierung, die sich auf seine Kompetenz verließ. Im Ausland repräsentierte er sein Land und stellte dort oft einen der wenigen seiner Nationalität dar, die die Bürger des Gastlandes kennenlernten. So prägte er entscheidend das Bild seines Landes draußen.
Das waren noch Zeiten …! Heute reist jeder Hinterbänkler des deutschen Bundestages ins Ausland und hält sich für einen Außenpolitiker. Dort angekommen, weiß und kennt er auf wundersame Weise bereits alles und erfreut die Umgebung mit vorgefaßten, aber selten zutreffenden Meinungen zu allem und jedem. Besonders exzellent beherrscht er es, in Unkenntnis international (also auch in Deutschland) üblicher und landestypischer Verhaltensweisen sein Land im Ausland zu blamieren. Die Diplomaten werden als Reiseveranstalter, Gästeführer und caterer mißbraucht.
Die Politikerlinge telephonieren und treffen sich permanent direkt mit ihren ausländischen Kollegen, ohne es noch für nötig zu befinden, die Diplomaten darüber zu informieren, geschweige denn zu konsultieren.
So läuft die Aufgabenstellung des Diplomaten weitgehend leer, bzw. wird banalisiert.
Die Besetzung der Spitze des Hauses mit einem Gewaltverbrecher und Schulversager schließlich vermittelte wirklichem Spitzenpersonal die Überzeugung, sich dort in unangemessener Gesellschaft am falschen Platz zu befinden. Perlen vor einer Sau, sozusagen.
Was ist vor diesem Hintergrund im Hinblick auf die Berufsentscheidung zu raten?
- Eine solide Ausbildung zahlt sich stets aus, nicht zuletzt im Hinblick auf sich eröffnende Alternativen, sollte sich der Traumberuf als Albtraum erweisen.
- Zeiten ändern sich. Am Ende der Ausbildung kann sich die Arbeitsmarktsituation völlig verändert darstellen - im Positiven wie im Negativen. Man sollte sich daher an seinen Begabungen und Neigungen orientieren. Eine Punktlandung im Hinblick auf eine Marktlücke ist Glückssache und kann nicht über die Distanz von Jahren angepeilt werden. Aber wer gut ist, hat immer Konjunktur.
- Leben Sie Ihren Traum! Auch wenn er in der Praxis hinter den Vorstellungen zurückbleibt, haben Sie wenigstens diese Erfahrung gemacht und quälen sich nicht lebenslänglich mit der Frage, wie es gewesen wäre, wenn …. Unerfüllte Träume haben die fatale Eigenschaft, immer gigantischere Größen anzunehmen. Haken Sie das Ganze ggf. ab, und wenden Sie sich anderen Herausforderungen zu.
Greifen Sie nach den Sternen und geben Sie nie auf! Auch wenn Sie die Sterne vielleicht nicht ganz erreichen, kommen Sie so garantiert immer weiter, als wenn Sie es nicht versuchen. Testen Sie Ihre Grenzen, und lassen Sie sich von sich selbst überraschen!
Viel Glück bei der wichtigsten Entscheidung Ihres Lebens! Sie werden es brauchen - jetzt mehr denn je.