Vertrauen

in deutsch •  2 years ago 

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Viel ist derzeit von Vertrauen und noch viel mehr von dessen Verlust die Rede.
Hier geht es nicht um Mißverständnisse oder eine unterschiedliche Sicht der Dinge. Beides kann man aufklären, bzw. diskutieren. Hier geht es um enttäuschte Erwartungen und schlechtestenfalls unfaires Verhalten einer Seite.

Erwartungen mögen einseitig und für die andere Seite nicht unbedingt erkennbar sein. Sobald sie aber erkannt werden, muß offen darüber gesprochen werden, ob sie erfüllt werden können, oder ggf. warum nicht. Oft werden Erwartungen nicht thematisiert, weil sie fälschlicherweise als bekannt vorausgesetzt werden. Es ist immer hilfreich, sie offen zu formulieren, um die Gegenseite zu einer Stellungnahme dazu herauszufordern.

Liegen eingegangene Verpflichtungen vor, müssen diese buchstabengetreu und sinngemäß erfüllt werden. Die wechselseitige Kommunikation hilft stets bei der Klärung eventuell unklarer Tragweite der Verpflichtung oder ihrer Interpretation.

Schließlich gibt es auch noch Selbstverständlichkeiten, die stillschweigend vorausgesetzt werden dürfen, auch wenn sie nicht explizit vereinbart wurden.

Ein Vertrauensverlust wiegt schwer und ist kaum mehr reparabel. Die enttäuschte Seite prägt die bereits gemachte negative Erfahrung mit der Gegenseite und die nicht auszulöschende Erinnerung daran. Wer schon einmal hinter die Fichte geführt wurde, rechnet verständlicherweise mit der Wiederholung. Man kann vielleicht gerade noch vergeben, aber niemals vergessen. Und die Präsenz der Erinnerung macht in der Regel auch das Vergeben unmöglich.
Damit verbunden ist für die düpierte Seite auch die Frage der Selbstachtung. Wer einmal ausgetrickst wurde, möchte es nicht noch einmal erleben, als die / der Dumme vor sich selbst und anderen dazustehen. Und schließlich ist nichts dümmer, als den gleichen Fehler mehrmals zu begehen.

Rußland wurde in der Vergangenheit wiederholt hintergangen und sein Vertrauen auf die redliche Einhaltung von Verträgen und Abmachungen von den westlichen Schurkenstaaten bewußt und gewollt enttäuscht und mißbraucht (NATO-Osterweiterung entgegen gegenteiliger Zusage; Rotation bei Truppenstationierungen, um deren Verbot zu unterlaufen). Sogar die oben erwähnten Selbstverständlichkeiten wurden außer Acht gelassen, wenn bei Telephonaten des russischen Staatspräsidenten mit seinem französischen Kollegen auf Seiten des letzteren weitere Personen mithörten, ohne daß dies Wladimir Putin zuvor mitgeteilt worden wäre. Gleiches gilt für die einseitige Information der Medien über den Inhalt solcher Gespräche durch Macron, ohne die Erlaubnis der anderen Seite dazu eingeholt zu haben.

Die Folge von Vertrauensverlust sind permanentes Mißtrauen und innere Abneigung. Zwischen den Beteiligten sind im Grunde keine konstruktive Zusammenarbeit und keine sinnvolle Kommunikation mehr möglich. Die Atmosphäre ist vergiftet und das Verhältnis auf Dauer zerstört. Man kann sich dann nur noch über das Allernotwendigste unter totaler Absicherung verständigen.
Im privaten Bereich führt dies zwangsläufig zum definitiven Bruch. Im geschäftlichen Bereich kann man einander vielleicht nach Möglichkeit meiden. Im politischen Bereich entsteht ein gefährliches Patt, solange die Akteure nicht von der Bildfläche verschwinden.

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