Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!
In der CDU, die gerade die Kandidaten für ihre Spitzenpositionen sichtet, und wo es einmal wieder mehr Prätendenten als zu vergebende Posten gibt (ganz vorne maximal zwei, wenn Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur auseinanderfallen; dazu addieren sich diverse Satellitenposten als Abfindung für Unterlegene), herrscht Ratlosigkeit.
Wem soll das Privileg zuteilwerden, die CDU in die Bedeutungslosigkeit zu eskortieren, nachdem sie ihre Stammwählerschaft betrogen und Deutschland in jeder Hinsicht an den Rand des Abgrundes geführt hat? Erstaunlicherweise herrscht Andrang zur Übernahme des Himmelfahrtskommandos, das wohl noch nicht als solches erkannt wurde. Mit Todesmut greifen nach dem Ruder, in der Illusion, es noch einmal herumreißen zu können:
- Schwarzfelsindianer Merz, der sich für so alternativlos hält wie den Atlantik,
- Musterschüler Spahn, der der Revolution im Wasserglas abgeschworen hat und es derzeit lieber mit Hausaufgaben versucht,
- Sackgesicht Laschet (so von „Focus“-Kolumnist Jan Fleischhauer dem Sinne nach treffend beschrieben), bei dem optisch und inhaltlich dem Wähler keine Umgewöhnung abverlangt würde von der aktuellen Okkupation des Kanzleramtes,
- Röttgen mit der Helmut-Schmidt-Frisur (für Atlantiker auch „der Kennedy vom Rhein“, der an selbigem aber baden ging) und
- zwei Kandidaten, die noch das Licht der Öffentlichkeit scheuen. Nicht so schüchtern, Herrschaften! Auch ein Duckmäuser muß wissen, wann er die Flagge wegwerfen - nein, Entschuldigung, natürlich zeigen - muß.
In dieser verworrenen Lage betritt ein Heilsbringer die Szene, so wie seinerzeit bei der SPD der heilige Martin aus Würselen: Walter Kohl.
Walter Kohl führte bisher ein Leben als Sohn.
In seiner Autobiographie beklagte er bitter sein hartes Los im Schatten seines Erzeugers. Eigentlich soll doch mit Zeitablauf die Erinnerung die Wirklichkeit eher verklären. Bei Walter Kohl verhält es sich umgekehrt. Seine Reflexionen über seine Jugend blenden vollkommen aus, welche Vorteile ihm seine Lage bot, und daß er diese trefflich zu nutzen wußte. So wurde er während seines Studiums in den USA beim deutschen Generalkonsulat in Boston vorstellig mit dem Petitum, ihm extralegal zu einem US-Führerschein zu verhelfen. Den dazu nicht bereiten Diplomaten drohte er mit Konsequenzen und seinem Vater.
Beruflich lief es wohl eher wechselhaft, weswegen er sich - im Anschluß an die Veröffentlichung erwähnter Autobiographie - durch larmoyante Auftritte in Fernsehgesprächsrunden in Erinnerung brachte.
Seine theatralischen Vorstellungen nach dem Tod seines Vaters vor dem Familienhaus in Oggersheim waren an Peinlichkeit kaum zu übertreffen. Stolz und Selbstachtung hätten es ihm versagen müssen, vor dem Haus herumzuhampeln wie ein abgewiesener Bettler. Mit familiären Differenzen kann man durchaus auch anders umgehen, ohne der weit verbreiteten Neigung zu verfallen, Dinge posthum zu beschönigen.
Gerade er, der sich - durchaus zu Recht - als Opfer seines Vaters darstellt, definiert sich immer wieder über ihn - und das noch in fortgeschrittenem Lebensalter. Es gelingt ihm nicht, aus dessen Schatten herauszutreten, die Vaterfigur hinter sich zu lassen und eigenes Profil zu entwickeln. Sein bewegtes Berufsleben läßt wenig Stringenz und Orientierung erkennen. Er versuchte sich bald hier, bald dort. Man darf unterstellen, daß seine Laufbahn ohne Refererenz zum Namen seines Vaters noch unsteter verlaufen wäre.
So folgt sein Eintritt in die CDU dem vorgegebenen Muster. Wieder versucht er, Kapital aus seinem Namen zu schlagen. Sein politisches Programm (ein 13%iger Mindestlohn und ein Zukunftsfond) mutet uninspiriert, unambitiös, ja frugal und bescheiden an und klingt eher wie Werbung in eigener Sache. Es überrascht nur, daß er erst so spät auf diesen Dreh verfällt. Ein Schnellmerker hätte die Früchte schon früher entdeckt. Wenn man schon antritt, eine politische Dynastie zu begründen, empfiehlt es sich nicht, selbst den Urvater zu demontieren, in dessen Nimbus man sich sonnen will.
Inzwischen ist mit dem Namen Kohl kein Staat mehr zu machen, denn mit seinem berühmtesten Träger ging die Verkohlung Deutschlands einher. Die heutigen Zustände gründen auf der damaligen Zeit und haben sich als logische Folge daraus entwickelt. Der Widerstand in der Bevölkerung gegen Straßen, Plätze und Gebäude als Träger des Namens Kohl zeigt, daß diese Ära nicht verklärt, sondern gebührend eingeordnet wird.
Man darf davon ausgehen, daß Walter Kohls Komet nicht abstürzen wird wie weiland der des heiligen Würseleners. Er wird erst garnicht aufsteigen. Der Mann macht wirklich alles falsch. So gesehen, ist er in der CDU dann doch richtig, wenn auch spät, angekommen - aber noch rechtzeitig zum Requiem.
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/walter-kohl-tritt-in-die-cdu-ein-–-und-will-mindestlohn-auf-13-euro-erhöhen/ar-BB10alWo?ocid=spartandhp
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/„er-sieht-so-aus-wie-sich-die-leute-einen-kanzler-vorstellen“/ar-BB10bdS0?ocid=spartandhp