Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!
Nicht nur Elon Musk erinnert sich noch an die alten Zeiten und Praktiken der Kommunikation.
Das ausgehängte Telephon sorgte für Ruhe vor unerwünschten Anrufen, verhinderte aber auch die willkommenen und wichtigen.
Bei häuslicher Abwesenheit wurden Anrufe verpaßt ohne Information darüber. Erwartete und nicht eingetroffene Anrufe fesselten bisweilen vergeblich ans Haus.
Das Briefeschreiben war zeitaufwändig, und der Kontakt zu Schreibfaulen riß bald ab. Als Weg der schnellen, aktuellen Information war es ungeeignet.
Das „Geistern“ („ghosting“) stellt keine neue Erscheinung dar. Auch früher schon blieben Reaktionen aus.
Das Beenden von Beziehungen durch sms war dazumal zwar nicht möglich. Primitive, stillose und feige Charakterlumpen mißbrauchten als Überbringer der Botschaft eben einen Freund. Das Ergebnis war dasselbe.
Inzwischen werden kaum noch Nachrichten verpaßt. Man ist jederzeit erreichbar per e-mail, Mobiltelephon, Anrufbeantworter und soziale Medien. Das aber sorgt für eine hohe Erwartungshaltung bezüglich schneller Reaktionen und damit für Hektik, Unruhe und Stress.
Das schnell geschriebene Wort ist ebenso schnell übermittelt. Bisweilen erscheint es im nachhinein unreflektiert und wird bedauert; aber der Schaden ist eingetreten. Einen Brief konnte man noch einmal überdenken vor der Absendung. Das wäre auch mit einer noch zurückgehaltenen Nachricht über das Netz möglich, geschieht aber eher selten.
Die Kommunikation in den sozialen Medien mißachtet oft jede Form und jedes Mindestmaß an Anstand - selbst völlig Fremden gegenüber. Diskussionen arten über die Distanz leicht in Verbalinjurien aus.
Menschen werden öffentlich an den Pranger gestellt und finden keinen privaten Ruheraum mehr, in den sie sich zurückziehen könnten. Auch wenn sie selbst den Stecker ziehen, läuft es hinterrücks weiter und belastet sie.
Wünschen wir uns, das Rad zurückdrehen zu können?
Die Vorteile überwiegen eindeutig, wenn man die Nachteile zu verhindern weiß. Ihre Erkenntnis ist der erste Schritt zu ihrer Bewältigung.
Besonnenheit beugt der Reue vor. Die Regeln von Anstand, Erziehung und Stil gelten universell - auch im Netz. Dieses ist kein regelfreier Raum, wo man ohne Selbstbeschädigung und Blamage agieren könnte. Man sollte sich Auszeiten gönnen. Niemand braucht ständig präsent zu sein. Man braucht auch nicht jede Information aufzugreifen. Kluge Selektion bringt eine Menge. Von unschätzbarem Vorteil aber ist die Möglichkeit des raschen Zugriffes auf eine Fülle an Material.
Wie bei allen Erfindungen hängen der Nutzen und der Nachteil der neuen Kommunikationsformen davon ab, was man aus ihnen macht, d. h. ob man sie bewußt benutzt oder sich benutzen und von ihnen treiben läßt.