Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!
Vom Außenminister des Gastlandes zum informativen Gespräch gebeten zu werden, stellt eine wertvolle Erkenntnisquelle für Diplomaten dar. Diese Gelegenheit bietet sich aufgrund der Arbeitsbelastung und häufigen Reisetätigkeit des russischen Außenministers Sergej Lawrow nicht allzu häufig.
Im Sammeln von Informationen und Eindrücken über das Gastland sowie der Berichterstattung darüber an die Zentrale des eigenen Außenministeriums besteht eine der wesentlichen Aufgaben von Diplomaten.
Ein solches Gesprächsangebot abzulehnen, stellt einen brüskierenden éclat ohne Beispiel dar, der die Ausweisung rechtfertigte, denn dadurch bekundet der Diplomat seine Geringschätzung des Außenministers des Gastlandes. Auch wenn inhaltlich nicht viel erwartet wird, was bei einem Gesprächspartner wie Sergej Lawrow einer schweren Fehleinschätzung gleichkommt, ergibt sich die Möglichkeit, Fragen an den Chefdiplomaten des Gastlandes zu stellen, die man nicht versäumen sollte.
Alexander Lambsdorff erhält auf seinem Moskauer Posten eine nicht unbeachtliche Auslandszulage und weitere Vergünstigungen. Sein Verhalten kommt daher einer Nichterfüllung seiner Pflichten gleich, auch wenn diese konzertierte Boykottaktion EU-weit abgestimmt und von dem amtierenden deutschen Außenflittchen angewiesen worden war.
Subversive Aktionen gehören nicht nur nicht zu den Aufgaben eines Diplomaten, sondern sind mit dessen Mission unvereinbar.
Kontakte zur Opposition sind erlaubt und sogar geboten, um Informationen über diese zu gewinnen. Schließlich kann die heutige Opposition eines Landes morgen dessen Regierung bilden. Dann ist es gut zu wissen, mit wem man es zu tun hat. Jegliche Parteinahme aber muß unterbleiben.
Die Teilnahme an der Beisetzung Alexej Nawalnys wirft die Frage auf, warum Lambsdorff nicht auch der von Jewgeni Prigoschin beigewohnt hatte, der in Rußland eine weitaus gewichtigere Rolle gespielt hatte als der zumindest in seiner späteren Zeit fremdgesteuerte Nawalny.
Durch sein unhöfliches und dämliches Verhalten wird Lambsdorff künftig vergeblich um einen Termin bei Sergej Lawrow nachsuchen, sollte ein solcher einmal im deutschen Interesse erforderlich werden. Er hat sich damit den wertvollsten Kontakt in seinem Gastland selbst zugeschüttet und sich die Erfüllung seiner Aufgabe endgültig unmöglich gemacht. Er darf ab sofort in den Mauern der Botschaft unterbeschäftigt und ahnungslos vor sich hindümpeln, was ihm nicht schwerfallen wird.
Was tut ein Diplomat, wenn er Weisungen seiner Zentrale erhält, mit denen er nicht einverstanden ist? Er remonstriert mit überzeugenden Argumenten dagegen. Bleibt dies erfolglos, räumt er seinen Posten und demissioniert.
Lambsdorff aber besitzt weder die intellektuelle, noch die ethische Statur, dies zu tun.
