Weltläufigkeit trifft auf Provinzialismus

in deutsch •  2 years ago  (edited)

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Ein Seniorinnenballett hatte die nette und originelle Idee, die derzeit in Mannheim stattfindende Bundesgartenschau mit Tänzen aus aller Welt zu bereichern.

Nicht gerechnet hatten sie mit der provinziellen Ignoranz und Engstirnigkeit der Veranstalter, die mit der Keule der „kulturellen Aneignung“ auf sie eindroschen.
Moniert wurden von den tumben Toren die Pharaoninnen-Kostüme, die Flamenco-Kleider, die Kimonos, die Saris und die mexikanischen Sombreros als zu klischeehaft.

Ägypter, Japaner, Inder, Spanier und Mexikaner sähen dies jedoch ganz anders.
Ägypten platzt schier vor Stolz auf seine pharaonische Vergangenheit und nutzt diese ausgiebig zur Vermarktung. Wenn das Ballett jetzt, wie verlangt, in Kostümen ägyptischer Arbeiterinnen auftreten muß, empfände man dies ägyptischerseits eher als Degradierung. Zwar stehen lediglich die Kopten in historischer Kontinuität mit den Pharaonen, doch identifiziert sich heute die gesamte Nation mit diesem Erbe und hat es sich angeeignet (sic!).
Kimonos und Saris stellen die Nationalkostüme Japans und Indiens dar, die aus praktischen Gründen im Alltag in Japan durch westlichen Kleidungsstil ersetzt werden (kulturelle Aneignung!), während sie in Indien noch durchweg gängig getragen werden. Bei festlichen Anlässen sind sie in beiden Ländern nicht wegzudenken.
Der Flamenco wird als historisch überlieferter Tanz in Spanien noch heute ausgeübt und Touristen gerne als typische Variante der Kunst dargeboten.

Will man Tänze verschiedener Nationen aufführen, was Interesse an und Bewunderung für andere Länder und ihre Bräuche manifestiert, gehören die dafür typischen Kostüme dazu. Oder sollen diese Tänze etwa im Dirndl parodiert werden? Das bedeutet ja nicht, daß durch die Kostüme vermittelt würde, die entsprechenden Landsleute träten stets stereotyp so auf. Dabei auf die Festkleidung zurückzugreifen, ist sogar geboten, um die Nationen nicht zu beleidigen. Hätten die Damen einen Bauchtanz zelebriert, wäre dies sehr viel eher kritisch diskutabel gewesen.
Wer stört sich in Deutschland daran, daß Ausländerinnen sich zum Oktoberfest in Dirndl kleiden?

Hier erweisen sich Ignoranten, die selten über ihren Tellerrand hinausblickten, als päpstlicher als der Papst. Sie maßen sich eine paternalistisch-bevormundende Haltung nicht nur gegenüber den Tänzerinnen, sondern auch über andere Staaten an, die sie glauben, vor „kultureller Aneignung“ bewahren zu müssen. Dabei fehlt es den „Kritikern“ selbst an Kultur. Sie sind hiermit aufgefordert, sich diese anzueignen.

https://www1.wdr.de/nachrichten/bundesgartenschau-kostuem-show-100.html
https://www.msn.com/de-de/unterhaltung/news/wirbel-um-kost%C3%BCme-tanzverbot-wegen-kultureller-aneignung-bei-der-bundesgartenschau/ar-AA19XKLD

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