Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!
Manche orakeln bereits, daß Erzbischof Georg Gänswein, der ehemalige Privatsekretär von Papst Benedikt XVI., sich mit Medienkommentaren und seinem Enthüllungsbuch um Kopf und Kragen rede. Diese Sicht der Dinge aber erfolgt aus etwas blauäugiger Perspektive.
Das Buch enthüllt bedauerlicherweise, aber nicht unerwartet, nichts zu den wahren Hintergründen der vorzeitigen Demission des Alt-Papstes. Darin hätte sein wirkliches Verdienst gelegen. Damit aber hätte der treue Adlatus seinen Mentor und Förderer der Schwäche bezichtigen müssen, dem von politischer Seite auf ihn ausgeübten Druck nicht widerstanden zu haben, was ihm seine Loyalität wohl verbat.
Ansonsten zeigen die Querelen in den „heiligen Hallen“, wie sehr es dort menschelt. Aber das hatte man bereits geahnt.
Interessant verspricht die Abhandlung über den Fall der vor 40 Jahren spurlos verschwundenen damals 15jährigen Emanuela Orlandi, der Tochter eines Vatikan-Bediensteten, zu werden. Wie man auf fünf Seiten darlegen kann, daß man nichts weiß, wird spannend werden.
Einstweilen liegt das Werk erst in italienischer Sprache vor, was wohl auf den italienischen Geisterschreiber zurückgeht. Der italienische Titel „Nichts als die Wahrheit“ dürfte kaum so ins Deutsche übernommen werden, da ihn Dieter Bohlen für ein Buch bereits besetzt hält.
In nächster Zukunft wird der Ketzer Jorge Bergoglio über Don Giorgios berufliche Zukunft befinden müssen, der mit 66 Jahren noch etwa 10 Jahre zu jung für den klerikalen Ruhestand ist. Seine Vergangenheit an der Seite von Bergoglios theologischem Antagonisten und seine Suspendierung vom Amt des Protokollchefs des Vatikan durch den Argentinier - nebst diversen anderen Kontroversen, ausgetragen teils hinter, teils vor den Kulissen - haben dafür gesorgt, daß der deutsche Geistliche und sein Chef keine Freunde sind und das auch voraussichtlich nicht mehr werden. Daß der Deutsche selbst noch in den Kreis der Papabiles aufsteigen wird, erscheint wenig wahrscheinlich. Seine Nationalität hinderte ihn nicht daran, denn es besetzten schon mehrere Italiener den Papstthron hintereinander. Konservative wie er aber haben derzeit keine Konjunktur. Und nach den von ihm offengelegten Kontroversen wird ihm in der Kurie der Rückhalt für einen Konsens fehlen.
Vor dem Hintergrund dieser Einsicht aber hatte der Kleriker freie Feder zur Abrechnung mit dem Amtsinhaber. Revanche wird dieser sich kaum leisten können. Straft er den Autor allzu deutlich mit einer Versetzung als Nuntius in die Wüste ab, wird er dadurch nicht nur seinen eigenen Ruf beschädigen, sondern auch das Papstamt. Eine posthume Kanonisierung wird er sich so dann auch verbauen, denn ein rachsüchtiger Heiliger ist noch schwieriger vorstellbar als ein solcher Papst.
Von wegen „um Kopf und Kragen geredet“. Da hat ein nur vordergründig Schwächerer den Stärkeren vom Platz gewiesen und diesen trefflich auf den Haken genommen, wo dieser nun zappelt. Gut gemacht! Die Rechnung wird immer zum Schluß eröffnet.
https://www.domradio.de/artikel/gaenswein-buch-sorgt-schon-vorab-fuer-schlagzeilen
https://www.rheinpfalz.de/politik_artikel,-benedikts-privatsekret%C3%A4r-g%C3%A4nswein-redet-sich-um-kopf-und-kragen-_arid,5452593.html?reduced=true
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