Den eingefleischten Fußball- oder gar FC Bayern-Fans sind bestimmt schon mal die "kleinen roten Männchen" aufgefallen, die bei Spielen in der Allianz-Arena zu viert, zu sechst oder zu acht am Spielfeld sitzen oder stehen und zugucken.
Die Verantwortung für das Sanitätswesen in der Allianz-Arena liegt seit Jahren, vielleicht auch seit ihrem Bau, beim Bayrischen Roten Kreuz. Pro Spieltag sind dann etwa 60 Personen, alle ehrenamtlich, für die Versorgung kleinerer und größerer Wehwehchen bei den Fans - und teilweise auch bei den Spielern - zuständig.
Die Allianz-Arena bietet 75.000 Sitzplätze - und einer Ansage zufolge waren die gestern abend auch alle ausverkauft.
Die Versorgungsstruktur sieht dabei wie folgt aus:
- im "Erdgeschoß" befindet sich der Hauptstützpunkt mit dem Behandlungszentrum; hier gibt es 6 Behandlungsplätze und einen Akutplatz für Intensivnotfälle, einen Notarzt und von hier aus finden auch meistens Transporte ins Krankenhaus (sofern nötig) statt
- auf den Ebenen 2 und 6 gibt es vier bzw. zwei Sanitätsräume (Wachen in unserem Sprachgebrauch), die mit vier bis sechs Sanitätern besetzt sind und einen bestimmten Teil der Tribünen abdecken müssen
- am Spielfeldrand werden an den Zugängen zwei Teams (Nord und Süd) von mindestens 4 Personen postiert, die bei Alarmierung durch die Mannschaftsärzte für die Spieler zuständig sind
- eine Einsatzleitung von zwei oder drei Personen koordiniert die Einsätze
- ein Mitglied der Motorradstaffel weist ggf. einem Rettungswagen den Weg zu einer der oberen Wachen
Man ist für alles gerüstet, aber Gott sei Dank passiert in der Regel nicht viel.
Gestern war nun ein neuer Kollege mit dabei, der die Allianz-Arena bisher nur als Besucher kannte.
Ich hatte ihn während der Fahrt auf das vorbereitet, was ich als bisherigen Ablauf kannte: man kommt an, bekommt eine Wache zugewiesen, holt die Ausrüstung aus dem Schrank, fährt nach oben und verbringt dort den Abend, bis man abbestellt wird. Prinzipiell darf man am Eingangsbereich zu den Tribünen das Spiel mitverfolgen, aber es hängt ein bißchen vom guten Willen der Security ab.
Wir kamen also an, trugen uns ziemlich weit oben auf der Liste ein (das erste, was ungewohnt war), erhielten unsere Stadionausweise und dann hieß es: Ihr bleibt hier unten. Also im Behandlungszentrum. Das Personal, das dem BHZ zugewiesen wird, stellt aber auch die Spielfeldteams.
Die nächste Stunde verging mit dem Prüfen und Auffüllen der Ausrüstungsschränke an den Behandlungsplätzen, dem einen oder anderen Schnack, einem Imbiß und einer Teambesprechung. Wir zwei sollten, weil wir mit die höchste nichtärztliche medizinische Qualifikation hatten, den Akutplatz übernehmen - und verdammt, ich hatte auch wirklich Lust darauf!
Aber dann kam die Information, daß eine Gruppe von vier bis sechs Personen gar nicht erschienen war und deshalb umdisponiert wurde.
Also doch Spielfeldrand. Aber es half ja nichts.
Mit der Truppführerin zusammen packten wir unser Hab und Gut auf die Trage, die wir mitnehmen würden, stellten noch einen Kasten Getränke zusammen und diesen ebenfalls auf die Trage und zogen los.
Das Spiel selbst war tatsächlich kurzweilig. Ich bin kein besonders großer Fußballfan und finde auch nicht, daß man von der Seite den besten Blick hat, aber es ist auf jeden Fall etwas Besonderes, so nah am Geschehen zu sein. Die Spieler sieht man gar nicht so aus der Nähe (es sei denn, sie wärmen sich, wie einige der englischen Spieler, an unserer Ecke auf), aber das Maskottchen Berni kam ab und zu mal vorbei und schüttelte uns, der Security und auch den Fans hinter uns die Hände ...
Die Sitzplatzreihen auf den Tribünen waren in den vergangenen Wochen komplett oder teilweise erneuert worden und die Farbgestaltung der Sitze gibt nun Schriftzügen wie FC Bayern München, Mia san mia oder dem Vereinslogo Raum. Da es das erste Spiel nach der Renovierung war, hatte jemand die Idee gehabt, auf den Sitzen gefaltetes festeres Papier in Größe DIN A1 oder A2 und der Farbe des jeweiligen Sitzes auszulegen. Beim Einmarsch der Spieler sollten dann die Fans die Papiere hochhalten. Das taten sie auch - sogar schon viel früher.
Womit offenbar nicht gerechnet wurde: daß die Fans aus dem farbigen und bedruckten Papier Flieger und Wurfgeschosse machen würden. Gar nicht wenige landeten in den Zugängen, in denen wir uns aufhielten. Und nach max. 20 Minuten landete der erste Flieger auf dem Rasen, womit die Bastelei erst richtig losging.
Der Stadionsprecher bat darum, in der zweiten Halbzeit bitte keine Papierflieger mehr auf das Spielfeld fliegen zu lassen. Hat - Ihr könnt es Euch denken - nicht so wirklich funktioniert. Es landete zwar keiner mehr auf dem tatsächlichen Spielfeld, aber immer noch jede Menge davon auf dem Randstreifen … direkt den Security-Leuten vor die Füße …
Ich hätte ja Manchester zumindest ein Gegentor gewünscht, aber es sollte wohl nicht sein.
Etwa eine Viertelstunde nach Ende des Spiels durften wir wieder im Behandlungszentrum einrücken. Die Trage wurde wieder entladen, die Getränkeflaschen entweder zurück in die Kühlung oder in einen Leergutkasten gestellt - und dann war Feierabend!
Da niemand da war, den wir noch zur nahen U-Bahn-Station hätten fahren können, fuhren wir gleich schnurstracks nach Hause und redeten auf dem Weg noch ganz viel über dieses und jenes ...
Werd beim nächsten Bayernspiel im TV mal nach euch Ausschau halten. :))
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