Ich habe mir vorgenommen, in der Reihe einigermaßen alphabetisch vorzugehen. Einigermaßen, weil ich jetzt doch einen Sprung mache und später im Alphabet zurückspringen werde.
Dafür bleiben wir erstmal bei unserem Patienten, der die Erstuntersuchung hinter sich hat. Wir wissen jetzt also, wie sein Kreislauf-, Atmungs- und neurologischer Zustand ist. Und damit sind wir und der Patient bereit für Schritt 2: die Anamnese.
Was ist das eigentlich?
Das Wort Anamnese stammt vom griechischen anamnesis (Erinnerung) ab und bezeichnet den Prozeß der Befragung eines Patienten oder eines Angehörigen oder Vertrauten des Patienten über die Vorgeschichte und das Umfeld des Patienten im Rahmen der Untersuchung eines medizinischen oder psychosozialen Notfalls. Auch bei der psychologischen Beratung wird der Begriff verwendet.
Und was macht Ihr da?
In der Notfallmedizin gibt es für die Anamnese zwei Schemata, die auf 6 Buchstaben reduziert werden können:
- SAMPLE
- OPQRST
Im Prinzip sind beide gleich wichtig, aber nicht gleich bekannt.
Das SAMPLE-Schema ...
... ist (meines Wissens) das gebräuchlichere und das bekanntere der beiden Schemata. Die Buchstaben stehen für
Symptoms - Symptome
Allergies - bekannte Allergienn
Medication - regelmäßig eingenommene Arzneimittel
Past Medical History / Past Illnesses - medizinische Vorgeschichte bzw. vorangegangene Erkrankungen
Last Oral Intake - was wurde zuletzt gegessen/getrunken/eingenommen?
Event - was ist direkt vor dem Eintreten der Beschwerden passiert?
Manchmal ergänzt man noch einen weiteren Punkt:
Risk factors - Risikofaktoren
Es wird anhand dieser Aufzählung schon klar: hier braucht man einen wachen Patienten oder einen gut informierten Pfleger oder Angehörigen, der diese Informationen weitergibt. Daher ist die Anamnese der medizinischen Erstuntersuchung unbedingt nachgeordnet.
Das OPQRST-Schema
Die Buchstaben stehen für:
Onset - Wann haben die Beschwerden eingesetzt?
Provocation / Palliation - Was verschlimmert / verringert die Beschwerden?
Quality - subjektive qualitative Beschreibung der Beschwerden durch den Patienten
Region / Radiation - welcher Körperteil ist betroffen? Strahlen die Schmerzen in eine bestimmte Richtung aus?
Severity - Stärke der Beschwerden auf einer Skala von 1 (kein Schmerz) bis 10 (größter vorstellbarer Schmerz)
Time - zeitlicher Verlauf der Beschwerden
Im Vergleich zum SAMPLE-Schema erfährt man also andere Details, weshalb beide Schemata ihre Berechtigung haben.
Üblicherweise fragt man erst SAMPLE ab und dann OPQRST, manchmal auch gemischt, denn oft erfährt man bei einer Frage nicht gleich alle relevanten Details. Manche Lernunterlagen bezeichnen OPQRST auch als den Inhalt des Punktes Symptome bei SAMPLE. Und manche erwähnen OPQRST gar nicht ...
Insgesamt hat man, wenn alle diese Punkte abgearbeitet sind, ein recht genaues Bild des Patienten. Man kann seine Beschwerden in Bezug zu seiner Vorgeschichte setzen und hat es leichter, eine valide Verdachtsdiagnose zu stellen.
Zusammen mit den Vitalparametern des Patienten werden alle im Rahmen der Anamnese erhobenen Details im Protokoll vermerkt und können so später abgerufen oder nachgelesen werden.
Jetzt haben wir unseren Patienten an einen Arzt übergeben. Die weiteren Folgen dieser Reihe werden daher etwas mehr in die Tiefe gehen und für den einen oder anderen nicht ganz so interessant sein. ;)
Quellen
meine eigene Erinnerung ;)
DocCheck Flexikon: SAMPLE-Schema
Wikipedia (deutsch): OPQRST
Wikipedia: Anamnese
Bisher ist in dieser Reihe erschienen:
Das ABCDE-Schema
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