Der Anfang der Geschichte zum Nachlesen:
Teil 1
Teil 2
Teil 3
Während sich die Damen auf dem Schloß Walshausen noch stritten, wie denn nun mit dem Unbekannten zu verfahren sei, wuchs bei unserem Recken die Vorfreude auf die Reise. Schon waren ein paar festliche Kleider und zwei Reitensembles in Kisten verstaut, die Kutsche auf Hochglanz gebracht, den Dienstboten und Mägden Anweisungen für die Zeit der Abwesenheit erteilt.
Am letzten Tag vor der geplanten Abreise ließ @meins0815 den Barbier kommen. Ohnehin war es wieder an der Zeit, den Bart und das Haupthaar etwas zu trimmen. Wenn es etwas gab, das dem Recken wichtig war, dann war es die neueste Haarmode. Daß in der Damenwelt über ihn getuschelt werde, das wollte er unbedingt verhindern. Dazu liebte er die Damen und sich selbst zu sehr. Es galt als unschicklich, den Eindruck zu erwecken, das Haar habe eine eigene Persönlichkeit.
Außerdem bot der Termin die Möglichkeit, die neuesten Klatsch- und Tratschgeschichten aus der Stadt zu erfahren. Johann, der Barbier, und unser Recke waren einander zur Studienzeit des Recken begegnet und nach einigen Besuchen im Barbiersalon von Johanns Vater, der sein Handwerk damals noch mit dem Sohn teilte, hatte sich herausgestellt, daß die beiden auf einer Wellenlänge waren. Zum Erstaunen und einer folgenden Erzürntheit des Vater des Recken kündigte @meins0815 dem bisherigen Hofbarbier - zumindest, was seine eigene Person anging.
Das war nun fast 30 Jahre her, in denen ihrerseits der Recke und der neue Barbier persönlich gewachsen, älter geworden, ergraut und altersmilde geworden waren. Ihre Freundschaft aber blieb trotz aller Entwicklungen gleich oder wuchs sogar noch. Selbstverständlich legte der Recke etwas Schulgeld für die Kinder des Barbiers zurück und ermöglichte ihnen den Besuch eines guten Internats.
Auch waren sich die Freunde zu gegenseitigen Beratern in allen Lebenslagen geworden und so konnte @meins0815 es kaum erwarten, Johann von der Kontaktanzeige und der bevorstehenden Reise zu erzählen.
Da kündigte das Hausmädchen auch schon die Ankunft des Barbiers an.
@meins0815 begab sich in die Eingangshalle, um seinen langjährigen Wegbegleiter gebührend zu begrüßen.
"Mein lieber Johann!"
"Mein lieber Graf Holstorff! Welch eine Freude! Ich sehe, Ihr braucht meine Dienste dringend."
"So ist es, mein lieber Freund, aber ich habe auch soviel zu erzählen."
Nun, man kennt ja die Barbiere. Sie lieben Geschichten. Das müssen sie auch, denn ihre Kunden erzählen ihnen praktisch alles. Johann hatte dies schon als Kind im Salon des Vaters mitbekommen. Große wichtige Herren gingen da ein und aus, doch wenn sie auf dem Stuhl des Barbiers saßen, fand Johann, waren sie alle gleich. Er hatte das einmal seinem Vater gesagt, als beide allein waren, und daraufhin eine schallende Ohrfeige bekommen. "Du mußt Dich mit diesen Herren gutstellen", hatte sein Vater gesagt, "denn sie werden auch Dir eines Tages den Lebensunterhalt bezahlen." Und so lernte Johann, was es hieß, diskret zu sein. Lediglich ab und zu schrieb er einige Episoden auf, die er später, wenn er sich zur Ruhe gesetzt hatte, seinen Söhnen zur posthumen Veröffentlichung als Buch übergeben wollte.
"Wie geht es Ihnen, mein lieber Graf?", fragte der Barbier, als @meins0815 auf dem Stuhl vor der Frisierkommode mit dem dreiteiligen Spiegel Platz genommen hatte.
"Ich bin in froher Laune, mein guter Johann. Ich werde einer Dame die Ehre geben, ihr aufzuwarten auf ihrem Schlosse im fernen Burgenland. Morgen schon reise ich ab."
"Ach, mein lieber Graf, das sind ja gute Neuigkeiten. Ich hoffe, Ihr findet dort die Zerstreuung, die Euch so fehlt."
"Das werde ich bestimmt, mein lieber Johann. Sie schrieb, sie mag die Musik und das gute Essen. Das gefällt mir schon mal sehr."
"Das glaube ich, mein lieber Graf. Nun, wer ist denn die glückliche Dame, die ihre Zeit mit Ihnen teilen will?"
Der Recke kramte in seinen Taschen nach dem sorgfältig zusammengefalteten Zettel. Ach, da war er ja.
"Hier ist die Kontaktanzeige, mein lieber Johann."
Johann nahm das Papier in die Hand und las langsam. Er war nämlich Legastheniker, deshalb hatte er anders als seine Brüder auch nicht die Oberschule besucht, sondern war schon mit 14 als Lehrling in den Betrieb des Vaters eingetreten.
"Die Gräfin zu Walshausen, wie schön. Ich hörte, es soll eine wunderschöne Gegend mit vielen Wäldern und Weinbergen sein."
So diskret die Barbiere gegenüber ihren Kunden sind, so indiskret sind sie untereinander. Es gab in jeder Stadt ein oder zwei Spelunken, in denen sich die Barbiere an einem bestimmten Tag der Woche trafen und sich austauschten über das Leben der Oberschicht. Formell hatte das den Zweck, daß, sollte einer der betuchten Herren die Dienste eines neuen Barbiers in Anspruch nehmen wollen, sich dieser nicht durch Unkenntnis der Vorlieben des neuen Kunden auffällig machte. Faktisch ging die geteilte Information weit darüber hinaus.
Und daher wußte der gute Johann längst von der beginnenden Romanze des Recken mit der burgenländischen Gräfin - und auch, daß sich hinter dem Namen wahrscheinlich eine andere aus dem Trio verbarg.
Denn auch die Dienstboten und die Postkuriere pflegten sich gelegentlich auszutauschen, und einge hatten sich beschwert, daß @meins0815 ein mürrischer Grantler geworden war.
Und als die Gräfinnen Leopoldine und Margarete ihren Plan ausheckten, hatte ein Neffe Johanns davon erfahren und die Nachricht gleich weitergegeben.
Fortsetzung folgt!
hm, ein Holstorff isser also???
:)))
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Hallo ich bin Mikrobi,
dein Beitrag hat mir sehr gut gefallen und du bekommst von mir Upvote.
Ich bin ein Testbot, wenn ich alles richtig gemacht habe, findest du deinen Beitrag in meinem Report wieder.
LG
Mikrobi
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Hi @isarmoewe , ein Bier für den Barbier und einen Sekt für die Schriftstellerin :-)) L G unsuwe
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Wie lieb! Prost!
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Bitte gib mir die Zeit, die ich nun benötige, mich rückwärts zu begeben und den Weg vom Anfang zu beschreiten.
Bis später
Wolfram
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ich lach mich schonwieder scheckig....geile geschichte ----hättest dreadlocks,müsste der recke nicht zum barbier......aber ich glaube,das war in der zeit,nicht angesagt.....
ein prost auf die reise.....
und die schreiberin ist ja mal hammer unterwegs--sie müsste mitreisen :-)
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Vielleicht gibt's mal eine andere Geschichte in anderem Stil, wer weiß ... ? :)
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Genial ! Hatte eben Kopfkino...
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