Warum Insolvenz wehtut - und was das mit dem Steem und Autismus zu tun hat

in deutsch •  6 years ago 

@artpoet wollte ja unbedingt "Geschichten aus der Gosse" lesen.
Kann er haben.
Ich bin nach all den lauten Gedanken, es müsse in Steem investiert werden, wütend genug, um dem Wunsch nachzukommen.

Als ob es DEN Obdachlosen gibt.

Natürlich berichten RTL und Co. zu attraktiven Sendezeiten nicht über Obdachlose, die sich versuchen, n neues Leben aufzubauen. Die arbeiten gehen, aber kein eigenes Dach über dem Kopf haben, weil entweder fast der gesamte Lohn für die Rückzahlungen draufgeht oder weil sich in der Stadt, in der man seit Jahren lebt und jetzt wieder arbeitet, kein Vermieter findet, der auf evtl. ausbleibende Mietzahlungen Rücksicht nimmt. Müssen die Vermieter ja nicht, weil es genug Interessenten gibt, die finanziell flüssiger sind.

Jede große Stadt hat ihre Obdachlosenszene, das Spektrum ist vermutlich überall dasselbe. Wie in der restlichen Gesellschaft auch gibt's die Sorglosen, die Trinker, die Drogenkonsumenten, die Engagierten.

Ein Privatinsolvenzverfahren dauert 6-7 Jahre. Ziemlich lang also.
In der Zwischenzeit ist man unheimlich abhängig. Diejenigen, die dann wieder einen Job finden und ihn halten können, sind die wenigen Gewinner. Bei dem ganzen organisatorischen Kram muß man eigentlich irgendwann den Mut verlieren.
Und trotzdem ist das Thema noch so unbequem, daß keiner darüber redet.
Anstatt, daß man denen, die aus dem Dilemma herausfinden, gesellschaftlich den Rücken stärkt.

Alle Betroffenen haben auf eine bestimmte Art und Weise mit Geld gezockt, bevor sie insolvent wurden. Man muß nicht mal kaufsüchtig sein, ne Steuer- oder Mietschuld oder eine beim Stromversorger oder Telefonanbieter reicht aus.

Ich hoffe, ich hab jetzt klarer gemacht, warum mir die ganzen Investitionsaufrufe stinken. Es gibt keine Risikoanalysen, wie bei manchen anderen Anlageoptionen. Es ist und bleibt Glücksspiel. (Vermutlich steht deshalb, allein wegen der Symbolik, der einzige Bitcoin-Automat Deutschlands in einer Spielhalle abseits der Touristenpfade.)

Niemand hier schreibt ernsthaft was über Versteuerung von Kryptoeinkommen, obwohl es substantiell mehr Gewicht haben sollte als jegliche Investmenttipps - von denen es hier dagegen zuhauf gibt. Stattdessen werden Träume von steuerfreien Verdiensten ausgebreitet - und wer etwas auf sich hält, schimpft auch noch auf die eigene Regierung oder die des Nachbarlandes. Weil man Freiheit ja nur bis zur eigenen Nasenspitze denkt.

Mein Leben besteht zu einem Großteil aus Regeln. Das ist der Autismus bei mir. Kann man jetzt im negativen und im positiven Sinne verstehen. Ich neig ja eher zu einer negativen Interpretation, weil eine ganze Reihe Regeln nicht funktioniert hat und andere nicht formuliert waren, als ich sie gebraucht hätte.
Und mir geht - auch wegen meines fortgeschrittenen Alters - das Verständnis für Flexibilität, (Eigen- sowie Fremd-)Vertrauen und Geduld ab. Weil alles davon, von einem bestimmten Standpunkt gesehen, verletzend für andere ist. Wenn man sich das klarmacht, braucht man eigentlich auch kein Selbstvertrauen und keinen Optimismus mehr.

Ich hab gemacht, was ich gut fand, so als 20- bis 38jährige. Genutzt hat es mir nicht. Wie soll ich davon wegkommen, vor Individualismus, Träumereien und ähnlichem zu warnen? Ich würd gern auch lieber anderes tun, aber die Summe meiner Erfahrungen ist eben nicht, daß mir Freizügigkeit in der Art und Weise, wie ich sie zu leben imstande war, gut getan hat. Und da ich mich schon für n bißchen schlau halte (hey, immerhin hab ich einen Diplomstudiengang einer Technischen Universität abgeschlossen), kann ich mir nicht vorstellen, daß nicht andere noch leichter und umgangreicher reinfallen als ich.

Ich bin einigen gesellschaftlichen Standards zu entrückt, um noch sinnvoll meine eigenen Probleme verständlich zu erklären. Und ich habe nicht den Eindruck, daß sich daran etwas ändern wird - egal, ob mittel- oder langfristig. In meiner Wahrnehmung hängt nicht nur die Außenwahrnehmung meiner Person durch andere, sondern auch meine berufliche Zukunft und bedingt dadurch mein finanzieller Status. Der natürlich auch wieder auf meine seelische Befindlichkeit zurückwirkt. Wie gesagt, Insolvenz tut weh, Krankheit auch.

Man muß weder auf das eine noch das andere sehenden Auges zusteuern.

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Man kann nicht sehend durch diese Welt gehen ohne durch die Tränen der Wahrheiten eine verschwommene Sicht zu bekommen. Soweit ist und wird die Gesellschaft wahrscheinlich auch nicht mehr kommen durch Selbstreflektionen und den daraus abzuleitenden Konsequenzen, die Erkenntnisse auch entsprechend umzusetzen.

Ich habe mich in letzter Zeit öfters zum Optimismus gezwungen und immer dann, wenn destruktive Wahrheit die Schattierungen verwischt, mahne ich mir selbst das Depression oder Pessimismus lediglich der beste Beweis ist, dass mein "gesunder" Menschenverstand noch funktioniert. Emotionale Abkapselung bemerkte ich, doch ging ich immer weiter in diese Richtung. Viele meiner Äußerugen sind "normalos" zu radikal oder auch "verletzend". Doch nicht zu verleugnen. Es zieht sie nur zu sehr runter. Irgendwann kommt dann der Zwiespalt bei dem man sich entscheidet welche Sicht der Dinge man annimmt und wie man damit umgeht.

So wie du das schreibst, ist es auch. Was kann man tun? Wohin mit der Last wenn es kein Gehör dafür gibt? Wenn die Leute nichtmal drüber nachdenken wollen, weil ihr Bauchgefühl instinktiv für Unbehagen sorgt sobald sie ihre Komfortzone des "geschienten" Denkens verlassen und der Verstand anfängt die aus dem Zusammenhang gerissenen Zusammenhänge korrekt einzuordnen. Da prallen Welten aufeinander und Weltbilder werden erschüttert. Von Natur aus möchte man doch Frieden und Harmonie?! Und angesichts solcher Gegensätze bleibt dem Hirn der Masse bloß noch die Option, das Negative auszublenden oder so zu verbiegen, dass es in jene Komfortzone passt. De facto erscheint es gar nicht auf dem Radar.

Wie oft haben einem als Kind die Erwachsenen vor etwas gewarnt, was man leider gar nicht wahrnehmen konnte? Da hängen so viele Faktoren dran und das meiste ist der Kultur, der Erziehung und der Anfälligkeit für Manipulation geschuldet. Dazu kommen systembedingte Standards und das große Mysterium "sozialer Status". Was wird einem nicht alles suggeriert bevor man überhaupt angefangen hat wirklich zu denken? Man kann es mit einer Festplatte vergleichen, die zu Beginn schon halb mit Datenmüll gefüllt ist und dementsprechend wichtige Erkenntnisse ewig auf sich warten lassen. Die Birne rattert, alle werden zunehmend unruhig und müssen mit Konsum und Medien abgelenkt werden bevor sich noch etwas tut und die Menschen anfangen vor dem Nachdenken zu denken.

Wie ließe sich das denn ändern? Wie kann man ein System neu strukturieren ohne es abzuschalten? Die vielen Steuerzahler interessiert weder die Natur noch deren eigentliche Gesundheit. Nein, das einzige was zählt ist die Absicherung des sozialen Status. Keiner möchte obdachlos sein, jeder möchte ein schickes Leben mit allem was dazu gehört und finazielle Sicherheit die ein bedrucktes Stück Papier, bzw Chipkarte bieten kann.

Ganz zu schweigen von der Angst was andere über einen selbst denken. Vielen Menschen ist das viel wichtiger als sie jemals zugeben würden. Politik beeinflußt alles. Beschäftigt man sich intensiv mit diesen Themen kann man letztendlich nur zu dem Entschluss kommen, dass jeder einzelne sich selbst bei Seite stellen müsste um dieses System zu ändern. Ohne Steuerzahler oder Soldaten und Polizisten haben die Sklaventreiber, welche garantiert niemals obdachlos waren, keine Befugnis mehr und niemanden mehr der ihre Pläne weiterhin umsetzt. Das würde im Umkehrschluss bedeuten dass eine Nation vor die Hunde geht, dass alle hungern und verenden würden und genau das ist der Haken an der Geschichte. Es geht den Menschen einfach zu sehr gegen ihren Instikt sich selbst und all das unwichtige Material aufzugeben damit diese eine Welt auch mal für Menschen funktioniert, die sich nicht wie Schafe züchten lassen möchten.

Wo kämen wir denn dann hin? Wer verdient dann noch an überflüssigen Verbrennungsmotoren? Wer verdient dann noch an Kriegen? An fingierten Finanzkrisen? Die Liste ist endlos. Darf man davon noch träumen oder ist das zu optimistisch?

Ein komplexes Thema welches eigentlich so einfach ist, dass die Hirne dran zerbrechen. Hast du einen Riss im Hirn zeugt es davon dass du es benutzt hast!

Danke für deinen Beitrag.

Keep ya head up (:

Ich sage es mal so: Wer Geld hat was er nicht braucht kann das gerne in Steem investieren, aber ich würde mich nicht darauf verlassen das es nach oben geht. Habe es schon einmal geschrieben: Als die Deutsche Bank bei über 100 Euro stand konnte sich niemand vorstellen, dass sie jetzt für knapp über 8 Euro zu haben ist. Von daher ist nur eines (beim Steem) sicher: Unter 0 wird er nicht fallen. Hört sich jetzt platt an, aber das ist das Positive bei Aktien & Cryptowährungen im Gegensatz z.B. zu Beteiligungen: Du kannst zwar alles verlieren was Du eingesetzt hast, aber nicht mehr. Bist Du z.B. Gesellschaften einer BGR oder OHG dann geht bei einer Insolvenz auch alles andere mit drauf.