Neuerdings klagen die Manager immer mehr darüber, dass ihre Untergebenen „nicht steuerbar“ sind. Dass Mitarbeiter und untergeordnete Führungskräfte Robotern gleich die Anweisungen ihrer Chefs ausführen, ist das Maß der Dinge - ganz unabhängig von den erzielten Arbeitsergebnissen. Loyalität als wichtigste Charaktereigenschaft.
Leider haben nicht nur Führungskräfte, sondern zunehmend auch Eltern das Problem, dass ihr Nachwuchs immer schwerer steuerbar wird. Und wie eigentlich immer, kann das Problem nur der lösen, der von den negativen Auswirkungen betroffen ist.
Hierarchieumkehr
Bei Eltern ist bereits ein pathologisches Maß erreicht, wenn Kinder nach der Aufforderung, den Tisch zu decken, sinnlose Rückfragen oder sich taub stellen - oder einfach die Messer oder Gläser notorisch „vergessen“. Wir sprechen hier so von 5-6-Jährigen. Diese Reaktion ist der Versuch, den Gegenüber wie ein Objekt zu steuern, also eine immer gleiche Reaktion auszulösen. Dabei ist es natürlich einfach, die Eltern durch offensichtliche Trigger zu der berühmten Weißglut zu bringen. Dadurch wird dann die Hierarchie umgekehrt. Die Eltern erziehen nicht die Kinder, sondern die Kinder steuern die Eltern.
Das Ganze setzt sich dann in Kindergarten, Grundschule usw. fort, wo die Kinder nicht angeleitet werden, sondern sich an Lernangeboten „bedienen“ dürfen – oder auch nicht. Inzwischen haben zu viele mehr oder weniger höflich „Nein, Danke!“ gesagt. Den Salat haben wir jetzt, wenn die Betriebe noch nicht einmal Abiturienten finden, die ein akzeptables Sozialverhalten an den Tag legen.
Wer sich für die Gründe dieser inzwischen flächendeckenden Sozial-Legasthenie interessiert, dem empfehle ich die Ausführungen von Dr. med. Michael Winterhoff, einem Kinderpsychologen:
Dr. med. Michael Winterhoff: His Majesty, the Baby! Wie Erziehung narzisstisch macht (1h02min)
Projektion
Für Eilige habe ich hier eine Kurzfassung: Es handelt sich um eine klassische Projektion. Die Mutter sieht ihr Kind als Teil von sich selbst und handelt auf kindliche Trigger reflexartig emotional, wie bei einer Verletzung - statt intuitiv übergriffig steuerndes Verhalten eines Gegenübers abzuwehren. Für die betroffenen Kinder bedeutet das, dass sie im Stadium eines Zweijährigen steckenbleiben und den Unterschied zwischen Objekt (Roboter) und Mensch nicht begreifen. Sprech-steuerbare Devices wie Alexa, Sophia oder Siri leisten hier sicherlich auch einen Beitrag.
Die Folge ist, dass die Eltern, die ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen in ihr Kind projizieren, den Kindern weder Anleitung noch Austausch bieten können. Aber das ist notwendig, da Sozialverhalten nicht erklärt werden kann, sondern mit einem Gegenüber eingeübt werden muss. Genau so wie man eine Sportart nur gemeinsam mit einem Trainer und viel Übung erlernen kann.
Für uns Eltern besteht noch Hoffnung! Unsere Kinder sind nämlich nicht krank, sondern haben sich in den gegebenen Umständen ganz normal verhalten. Laut Dr. Winterhoff müssen wir nur unseren Fehler erkennen. Für diese Erkenntnis brauchen wir aber etwas Zeit ohne störende Trigger von Kindern oder Chef. Dafür empfiehlt der Kinderpsychologe einen mehrstündigen Waldspaziergang.
Loyalität als Qualifikation
Vielleicht sollten auch die Führungskräfte in den Konzernen mal bei einem Waldspaziergang über Psychologie nachdenken, bevor sie blinde Loyalität verlangen. Zumindest so lange, bis sie uns durch AI-gesteuerte Roboter ersetzt haben. Aber vielleicht haben wir ja Glück, und die AI wendet sich gegen ihre Erschaffer.
Hoch lebe die natürliche Intelligenz!
Jeanne
Kontakt: [email protected].
PS: Falls ihr oben den Link verpasst habt, weise ich hier noch einmal darauf hin. Ist das ein Fake? Bei über 5 Millionen Aufrufen scheinen die 50.000 Liebhaber das Video für echt zu halten. Mir kommt der angebliche Erschaffer dieser künstlichen Intelligenz freakier vor als die Sprechpuppe Sophia. Doch bildet euch selbst ein Urteil:
The Jakarta Post: Meet Sophia: The first robot declared a citizen by Saudi Arabia