Wenn ich mir auf meinen Reisen mein Gepäck anschaue, erstaunen mich zwei Tatsachen immer wieder aufs Neue.
Zum einen überrascht es mich, mit wie wenig materiellem Besitz man dennoch sehr gut leben kann. Zum anderen ist es eine erleichternde Freude, dass ich alle meine Sachen als Handgepäck im Flugzeug mitnehmen darf. Wer plant ultimativ freizügig (im Sinne der Ortsunabhängigkeit) zu leben, der sollte sich überlegen, ob er sich nicht auch von seinen unnötigen Besitztümern trennen möchte.
Freiheit durch Loslassen
Vielleicht kennst Du es. Du recherchierst eine Sache im Internet und ganz schnell sind 30 Webseiten in Deinem Browser geöffnet. Die Titel der Seiten sind schon abgeschnitten, weil aufgrund der begrenzten Pixel-Anzahl Deines Bildschirms die vielen offenen Tabs immer kleiner werden. Wenn Du jetzt auch noch an einem älteren Netbook arbeitest, geht die Performance ganz schnell in die Knie.
Ich glaube, dass auch in unserem Kopf jedes Mal so etwas wie ein neuer Tab geöffnet wird, wenn wir eine Verbindlichkeit eingehen und Verantwortung auf uns nehmen. Aber was hat das mit Handgepäck und der Menge unserer Gegenstände zu tun? Ich bin davon überzeugt, dass unsere Habseligkeiten auch einiges von uns fordern und wir mit jedem Kauf einer neuen Sache weitere Verbindlichkeiten eingehen. Unsere Sachen fordern Aufmerksamkeit. Sie wollen gepflegt und gegebenenfalls repariert oder ersetzt werden. Je nach unserem Charakter wollen sie auch mehr oder weniger zur Schau gestellt oder genossen werden. Sie fordern Platz ein. Sie wollen eventuell abbezahlt werden oder sich durch besonders häufige Nutzung auszahlen. Viele Dinge wollen beschützt und versichert werden gegen Zerstörung und Diebstahl. Und obendrein sagt sogar der deutsche Gesetzgeber, dass Eigentum verpflichtet. Das sind eine Menge Dinge für Gegenstände, die vielleicht hauptsächlich nur dumm rumliegen und möglicherweise ewig auf die Eventualitäten und Anlässe ihres Gebrauchs warten.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Loslassen hier einige Vorteile bringt und alte Ketten sprengt.
Natürlich ist absoluter Minimalismus schwierig. Er ist wahrscheinlich auch nur in einem längeren Prozess umsetzbar. Und sicherlich ist es für viele von uns nicht wünschenswert, dass die ganze Welt minimalistisch lebt. Denn unser individueller Minimalismus ist leichter zu realisieren, wenn wir hin und wieder doch einmal benötigte Dinge ausleihen oder mieten können. Und dazu brauchen wir Leuten, die den Minimalismus offensichtlich nicht so radikal leben wie wir selbst. Eine gute Fragestellung beim Ausmisten könnte daher lauten: „Dient mir eine Sache mehr zur Freiheit, als sie mich bindet und träge macht?“
Die Vorteile von einem Leben aus dem Rucksack
Je weniger ich besitze, desto entspannter lebt es sich. Je schlanker ich mein Leben gestalte, desto flexibler bin ich. Aber auch für Dich kann es ganz neue Möglichkeiten eröffnen, wenn Du einmal abspeckst. War da nicht das Job-Angebot in Asien? Oder was war mit der Idee eines Sabbaticals in Australien? Doch was ist dann mit der vollgeräumten Wohnung? Wie schaffe ich das ganze Zeug ins Ausland? Oder: Wer zahlt solange die Miete? Muttis Keller ist ja selbst voller Gerümpel!
Ich habe innerhalb von einem Jahr so viel ausgemistet, dass ich letztlich nur noch meine leerstehenden Möbel verkaufen musste um gänzlich aus dem Rucksack zu leben. Dabei musste ich sogar kaum etwas wegschmeißen. Das meiste war noch gut genug für Kleinanzeigen in eBay oder Facebook. Meine Bücher habe ich größtenteils verschenkt. Wenn ich nun durch die Welt reise, brauche ich nicht einmal mehr Gepäck aufgeben, sondern spaziere einfach mit meinem Pacsafe Venturesafe 45L direkt durch die Kontrolle zum Gate. Einmal kam es jedoch vor, dass ich trotz Online Check-In einen weiteren Schalterbesuch am Flughafen tätigen musste. Obwohl ich mit ca. 12kg Gesamtgewicht (ja, ich bin noch ein Anfänger, viele reisen auch nur mit der Hälfte an Gewicht) sogar noch 5kg über dem Maximalgewicht für Handgepäck lag und die Airline-Mitarbeiter beim Schalter meinen Rucksack gewogen haben, gab es keine Beanstandungen. Anderenfalls hätte ich einfach meine Laptoptasche, die man meist gratis als 2. Handgepäcksstück mitnehmen darf, rausgenommen und ein paar schwere Utensilien als Kleidung umfunktioniert. Generell empfiehlt es sich auch in den stark klimatisierten Flugzeugen etwas überzuziehen (siehe Zwiebelprinzip). Ansonsten gilt auch beim Gate einfach die Regel: Lässig und leicht den Rucksack auf den Schultern tragen und entlastende Hüftgurte nach Möglichkeit verstecken, dann gibt es auch keine Probleme. Wenn man dann am finalen Ziel oder beim Transitflughafen gelandet ist, kann man einfach durch etwaigen Kontrollen spazieren und muss nicht auf das Gepäck warten. Und wenn mal ein spontaner Ortswechsel ansteht, muss ich auch nicht lange überlegen, was ich einpacken soll. Ich packe einfach schnell meinen Rucksack und habe immer alles dabei. Und da mich mein Minimalismus zwingt niemals irgendwelches Zeug zu kaufen, brauche ich mich auch bezüglich der Zollbestimmungen meiner Zielländer nicht unnötig zu sorgen.
Aber was ist, wenn…
…die mitgenommenen Dinge nicht ausreichen?
So gibt es selbst in Entwicklungsländern immer irgendwie die Möglichkeit, dringend benötigte Sachen bei Bedarf einzukaufen. Häufig sogar wesentlich günstiger als in Deutschland. Auch Arzneimittel sind im Notfall fast überall erhältlich. Wobei hier natürlich eine gewisse Vorsicht geboten ist. Glücklicherweise zählen Apotheker und Ärzte auch in anderen Länder zu den Gebildeten und sprechen daher auch besser Englisch als der Durchschnitt.
…ein Trip ansteht, der besonderer Ausrüstung bedarf?
Normalerweise halte ich mich immer in der Zivilisation auf. Sollte ich aber doch mal auf die Idee kommen, den Mt. Everest zu besteigen, dann werde ich mich dann um entsprechende Ausrüstung bemühen. Bis dahin werde ich solches Zeug aber nicht mit mir rumschleppen.
…die Kleidung zum Wechseln ausgeht?
Bisher habe ich noch immer eine günstige oder kostenlose Waschmöglichkeit gehabt. Für die absoluten Notfälle taugt aber auch ein Waschbecken und Seife. Leider bin ich hier aber auch noch sehr ängstlich, sodass ich für mindestens eine Woche mit Staub und Schweiß Klamotten dabeihabe. Dies soll sich aber in Zukunft reduzieren!
…nicht für jede Wetterlage vorgesorgt ist?
Aktuell plane ich ohnehin nur, mein Leben im Sommer zu verbringen. Aber wer weiß… wenn ich es schaffe, noch mehr Klamotten auszusortieren, dann kann ich mir sogar einen Pulli für einen Winterbesuch in Deutschland gönnen. Für Notfälle gilt aber auch hier das Zwiebelprinzip.
…nicht alles in den Rucksack passt?
Mit der richtigen Technik, lässt sich sogar die Wäsche so komprimieren, dass immer alles in den Rucksack passt (siehe Packanleitungen).
…man unterwegs weitere platzraubende Dinge kauft?
Man muss eben auf den Platz achten. Eine Regel, die ich für mich gesetzt habe lautet: Wenn ich etwas kaufen möchte, dann muss dafür eine alte Sache aus dem Gepäck rausfliegen. Auch habe ich mir die Challenge gesetzt vor jedem Flug eine Sache auszusortieren.
…man unterwegs bestohlen wird?
Das ist sicherlich ärgerlich, weil dann im schlimmsten Fall gleich der gesamte Besitz weg ist. Aber mit etwas vorsorge, kann man die schlimmsten Konsequenzen abfedern. Dazu jedoch mehr in einem anderen Artikel.
Meine Packliste
Kommen wir zum „Inhaltlichen“ – was nehme ich mit auf meinen Reisen bzw. was besitze ich überhaupt noch?
Elektronik – die Grundlage meiner Tätigkeiten
- Microsoft Surface Pro 4 (inkl. Zubehör)
- Samsung Galaxy S7 Dual-SIM (das schlechteste Handy allerzeiten, absolute Abzocke! Nie, nie wieder Samsung!)
- Samsung Schnelllade-USB-Kabel (benutze ich auch für andere Geräte, so vermeide ich doppelte Kabel im Gepäck)
- Aukey EP-B26 Bluetooth Headset
- Bildschirmreinigungstuch
hama USB 3.0 Card Reader(Update: Wann hätte ich das schon gebraucht? Mein Surface Pro 4 hat ja immerhin ein MicroSD-Slot)HDMI-DVI-Adapter(Update: Die Zeiten der Uni-Präsentationen sind vorbei, somit konnte das auch weg!)- SKROSS Welt-Stecker-Adapter
- Anker PowerBank
- LAN-Kabel-Adapter mit weiteren USB-Slots
- Bluetooth Foto-Auslöser für Handy und Handy-Stativ
Mini-Lautsprecher(Update: Kopfhörer genügen mir völlig!)- SIM-Karten-Aufbewahrungsset (Da die Prepaid-Karten ohnehin immer ablaufen, brauche ich es vielleicht gar nicht mehr)
- Stecker-Leiste
- Netbook-Tasche
- USB-Stick
Kleidung – in warmen Ländern eher sekundär
- 1 Plastikgürtel mit Geheimfach für Notdevisen und Passkopie
- 1 Paar Sandalen
- 1 Paar feste Sportschuhe
- 1 Kappe
- 1 Buff
- 1 Packing Cube
- 1 Wäschenetz
- 1 Tüte für dreckige Schuhe
9 Unterhosen(Update: Yeah, bin schon runter auf 8 Stück)6 Paar kleine Socken(Update: 2! Wie konnte ich nur… brauche sie ohnehin nur, wenn ich die festen Schuhe anziehe)7 Paar Socken(Update: 3 reichen locker, auch für Deutschland. Ansonsten schnell mal im Waschbecken gewaschen!)3 Kurze Hosen(Update: 1 reicht. Ansonsten habe ich sowieso nur die Badehose an oder eine meiner hauchdünnen Sporthosen)6 T-Shirts(Update: 3. Tendenz: Austauschen gegen luftigere T-Shirts)3 Sporthosen(Update: 2 tun’s auch)1 Lange Hose(Update: Keine. Sporthosen reichen. Ich bin schließlich immer im Urlaub und nicht auf dem Laufsteg)1 Zip-Off-Hose(Update: Unbequem. Weg damit!)- 1 Zipper-Hoody
- 1 Badehose
- 1 Sarong (In Europa eher in Schottland beliebt; in Asien aber auch von Männern getragen)
Kosmetik – wohl das größte Risiko bei der Flughafen-Kontrolle
- Zahnpasta
- Zahnbürste + Aufbewahrungscase
- Nagel-Clipper
- Kamm
- Deo
- Duschgel/Shampoo
Haargel(Update: Ich trage jetzt immer kurze Haare. Alles andere ist zu heiß)- Pflaster
- Ohrstäbchen
- Pinzette
- Sea To Summit Kulturbeutel
- Rasierer
- Frischhalte-Beutel für Flughafenkontrolle
- Mini-Handtuch
Großes Microfaser-Handtuch (Vielleicht miste ich dieses große unbequeme Brillenputztuch aus. Es werden ohnehin überall Handtücher gestellt und zur Not habe ich noch meinen Multifunktions-Sarong)Ohrstöpsel(Update: Ich bin in der Stadt aufgewachsen. Eigentlich schockt mich kein Lärm mehr!)
Utensilien – was man sonst noch so braucht
- Geldbeutel zum Mitnehmen
- Geld- und Dokumententasche
- Reisepass
- Personalausweis
- Impfausweis
- Internationaler Führerschein
- EU-Führerschein
- Passbilder für Visa und offizielle Dokumente
- Revolut-MasterCard
- Number26-MasterCard
- Number26-MaestroCard
- 2 Bitcoin-VisaCards
- DKB-MaestroCard
- DKB-VisaCard
- Beglaubigte Kopie vom Reisepass
- Schreibzeug
- Schlüsselbund
- TSA-Nummern-Schloss für Rucksack
- Vorhänge-Nummernschloss
- Anbinde-Draht für Rucksack
- Sicherheitsnetz für Rucksack
PacSafe Venturesafe 45L Handgepäck-Rucksack(Update: Habe jetzt den Osprey Sojourn 45L)- Regenschutz für Rucksack
- Brillenetui
- Wäscheleine
2 Türhaken zum Aufhängen vonDingen(Update: Wer braucht so etwas??)- Komprimierbarer Rucksack
- Komprimierbare Trinkflasche
Komprimierbarer Schlafsack(Update: Bisher hatte ich immer saubere Betten mit guter Bettwäsche)- Aufblaskissen
Mal sehen, was ich bei meinen nächsten Flügen noch so ausmisten kann. Denn der nächste Wechsel meines Aufenthaltsortes kommt bestimmt. Wann? Das hängt einzig und allein von meiner Laune ab!
Was würdest Du machen, wenn Du Deinen ganzen Besitz einfach auf Deiner Schulter mitnehmen könntest? Schreibe es doch unten in den Kommentarbereich!
Hi! I am a robot. I just upvoted you! I found similar content that readers might be interested in:
https://de.liberated.blog/blog/handgepaeck/
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Wir sind noch im kompletten Materialbesitz, nach 2 Umzügen haben wir schon gut reduziert, dann wohnst wieder ein paar Monate in der neuen Wohnung und merkst wie es still und heimlich wieder alles anwächst.
Ich denke man braucht einen Termin an dem man losziehen möchte, ab da kommt dann sicherlich der große abverkauf. Eben so wie bei Dir.
Das haben wir alles noch vor uns, dessegen freue ich mich so wenn ich so einen schönen ausführlichen Bericht lese wie von Dir. Das Motiviert einen wieder.
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Probiert mal folgende Regel aus: Für jeden neuen Gegenstand, der reinkommt, müssen 2 entsorgt werden. Darüber hinaus muss jede Woche ohnehin ein paar Sachen entrümpelt werden.
Wenn Ihr einen Hausflohmarkt/Hausräumung in Facebook/Lokalzeitungen usw. ankündigt, dann kann man schnell viel Zeug loswerden. Wenn die Leute kommen, dann nehmen sie meist mehr mit, als sie eigentlich wollten, weil sie hier und da noch etwas entdecken. Das Geld, was man dadurch einnimmt, motiviert auch nochmal stark.
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