Man kann sagen, dass es ja nur ein Fußballspiel war. Und was heißt es schon, wenn man nicht zum zweiten Mal in Folge Weltmeister wird. Gut, der ein oder andere wird jetzt sagen, dass die deutsche Fußballnationalmannschaft über so viele Jahre eine stabile Leistung gezeigt hat. Bei den letzten Weltmeisterschaften und Europameisterschaften meist unter den letzten vier Teams war.
Aber darum geht es nicht. Vielmehr ist das deutsche Team nur ein Spiegel dessen, was in Deutschland derzeit passiert. Gegen Mexiko verlieren kann passieren, gegen Schweden zu gewinnen war mehr als Glück und hatte nichts mit herausragender fußballerischer Leistung zu tun. Aber Zwei zu Null gegen Südkorea unterzugehen und als Gruppenletzter aus dem Turnier zu scheiden hat schon etwas. Ja, ja, ich weiß, dass der ein oder andere jetzt sagen wird, dass dieses zwei null nur dem Umstand geschuldet war, weil man in den letzten fünf Minuten hinten aufmachen musste. Keine Sorge, das ist mir klar. Aber es gab zuvor neunzig Minuten, in denen verzagt und ängstlich reagiert wurde. Von agieren kann keine Rede sein. Und genau das passiert derzeit in Deutschland selbst. Der Spiegel versucht es mit einem Kommentar „Aufgeben gilt nicht“ (http://www.spiegel.de/sport/fussball/deutschland-nach-dem-wm-aus-aufgeben-gilt-nicht-a-1215396.html), worin die These kommt, dass Fußball und Politik in Verbindung stehen. Und es wäre nicht die Bild-Zeitung für Akademiker, wenn am Schluss des Artikels nicht die Meinung vertreten würde, dass wir weitermachen müssen, für eine weltoffene Gesellschaft. Zunächst einmal, meine These geht weit über die des Schreiberlings vom Spiegel-Online hinaus. Denn Fußball und Politik stehen nicht nur in Verbindung, nein, Fußball widerspiegelt genau das, was in einem Land passiert. Italien: nicht ins Turnier gekommen, Spanien, selbst einmal Weltmeister, schied in der darauffolgenden WM in der Vorrunde aus. Mit Italien und Spanien geht es jetzt bereits eine Weile abwärts, auch wenn Qualitäts-Massenmedien nicht müde werden zu betonen, welchen Aufschwung Spanien gerade nimmt. Zu Italien erübrigt sich derzeit jeder Kommentar.
Aber zurück zum Spiegel-Online, zur weltoffenen Gesellschaft, an der wir gerade jetzt verstärkt weiterbauen müssen. Was genau meint der Autor mit weltoffener Gesellschaft? War Deutschland nicht immer eine weltoffene Gesellschaft, ein Land, dessen Menschen nach dem zweiten Weltkrieg nicht nur in die Welt gereist sind, sondern auch viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern aufnahm? Iraner, die nach der Revolution von Khomeini das Land verlassen mussten, Vietnamesen, die als Boat People im Chinesischen Meer gerettet wurden, Exilanten aus Kuba, Deutsche aus Russland, Arbeiter aus Griechenland und der Türkei. Es lief nicht immer reibungslos und selbst geflüchteten Deutschen aus den Ostgebieten, Schlesien, Vorpommern, wurde Misstrauen entgegengebracht. Aber es funktionierte und man arrangierte sich.
Das Alles veränderte sich in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts. Ehemals deutsche Konzerne wurden durch die Hintertür übernommen und mit dem Ende der Amtszeit von Kohl, man mochte ihn mögen oder nicht, begann es, den Bach hinunterzugehen. Schröders Agenda 2010 sicherte den Wirtschaftsstandort Deutschland, zerstörte aber seine über Jahrzehnte gewachsenen Grundlagen. Dem Neoliberalismus wurde Tor und Tür geöffnet und Spieler wie Sorros und Konsorten geben im Hintergrund den Takt vor. Ein russischer Politologe, der scheinbar als alter Wolf auch schon viele Winter gesehen hatte, äußerte kürzlich in einem Interview auf RT: „Vergessen Sie nicht, dass auch die Politiker heute andere sind. Früher waren sie andere geistige Größen.“ Wohl war, wenn man sich Interviews und Reden heutiger deutscher Politiker anschaut und anhört, dann merkt man, dass das Mittelmaß die Latte ist, die es zu unterqueren gilt. Ganze zusammenhängende Sätze hört man selten und wenn, dann klingen sie wie auswendig gelernt. Spätestens seit September 2015 ist für Deutschland nun der Anstoß für das letzte Gruppenspiel erfolgt, bevor das endgültige Ausscheiden bekanntgegeben wird. Allerdings heißt der Gegner nicht Südkorea. Der Gegner heißt vielmehr schlechte Ausbildung und damit zunehmende Verblödung der Gesellschaft, Demotivation derjenigen, die bisher das Rad am Laufen hielten, durch eine orientierungslose Führungsmannschaft, Überschwemmung des Landes mit Goldkindern, ohne dass jemals eine Chance besteht, diese in die Gesellschaft zu integrieren und mit kulturellen deutschen Gegebenheiten vertraut zu machen.
„Zuwanderung aus fremden Zivilisationen schafft mehr Probleme, als es uns auf dem Arbeitsmarkt an positiven Faktoren bringen kann. Zuwanderung aus verwandten Zivilisationen, z.B. aus Polen, ist problemlos, z.B. aus Tschechien, ist problemlos, z.B. aus Österreich, ist problemlos, aus Italien, ist problemlos. Es fängt an, bei etwas östlicheren Gegenden, z.B. Zuwanderung aus Anatolien ist nicht problemlos. Zuwanderung aus Afghanistan bringt erhebliche Probleme mit sich. Zuwanderung aus Kasachstan bringt Probleme mit sich.“ Helmut Schmidt
Große Teile der deutschen Bevölkerung haben damit ein Problem. Wer dies negiert, der muss sich schlicht und ergreifend einmal auf der Straße umhören und zuhören. Allerdings jeder, der eine solche oder ähnliche Meinung vertritt, wird als rechter oder Nazi hingestellt, es wird faschistisches Gedankengut unterstellt und leichtfertig mit der durchaus problematischen deutschen Geschichte zwischen 1933 und 1945 gespielt. Und ja, die deutsche Gesellschaft ist gespalten und nein, es war nicht die AfD, die diese Gesellschaft gespalten hat. Es ist auch nicht Putin, der angeblich Trolle beschäftigt, deren Aufgabe darin besteht, die Gesellschaft zu spalten. Es ist, um es ganz deutlich zu sagen, die amtierende und deren Vorgängerregierung im Schulterschluss mit den sog. Oppositionsparteien Grüne, Linke, FDP, die dieses Land dorthin gebracht haben, wo es jetzt steht. Und eine Änderung ist nicht in Sicht. Wenn Seehofer derzeit versucht, die AfD rechts zu überholen, so ist dies den bevorstehenden Landtagswahlen in Bayern geschuldet. Am Sonntag, Seehofer will seinen Plan verkünden, wird ein warmes Lüftchen kommen, dann die Sommerpause und die Hoffnung, dass nach dem Urlaub in Deutschland wieder alles gut ist. Bereits gestern ist Seehofer bei Maischberger zurückgerudert (http://www.ardmediathek.de/tv/Maischberger/Schicksalstage-für-die-Regierung-Was-pl/Das-Erste/Video?bcastId=311210&documentId=53512820). Dieses Mal allerdings wird es im Herbst nicht aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden sein. Und hier greift der Fußball in die Politik, es kommt quasi zum backslash. So, wie die Gesellschaft die Fußballnationalmannschaft beeinflusst, unbewusst, so wirkt deren Abschneiden auf die Gesellschaft zurück.
Wer hätte auf ein zwei null für Südkorea gewettet? Aber auch hier, Verhandlungen mit dem Norden, eine scheinbare Annäherung werden Einfluss auf deren Nationalmannschaft haben. Dazu kommt, dass man die große Fußballnation Deutschland aus dem Turnier kegeln kann. Und dies letztlich getan hat. Die südkoreanischen Fußballer werden dieses Mal wohl kaum mit Bonbons beworfen werden, wenn sie zurück ins Land kommen.
Währenddessen wird in Deutschland schon wenige Stunden nach dieser historischen Niederlage versucht, alles zu glätten, den Ball flach zu halten, nur keine großen Diskussionen aufkommen zu lassen. Genau wie in der Politik und in der Gesellschaft. Es wird einen Schuldigen geben, vielleicht zwei, neue Namen tauchen auf und übernehmen, um alles genauso fortzuführen, wie zuvor. Das ist der Grund dafür, dass Deutschland fertig hat.
Es gibt keine wirkliche Auseinandersetzung mit den Problemen, Gegenstimmen zur derzeitigen Politik wird mit Totschlagargumenten begegnet und die Propaganda durch die Öffentlich-rechtlichen und Qualitätsmedien wird ein paar Lautstärken höher gedreht. Entweder hat Trump Schuld oder es ist Putin. Hat der vielleicht sogar Magneten in die Bälle bei der WM einbringen lassen und unterhalb des Spielfeldes den Mega-Magneten, mit dem er dort, flink wie ein Wiesel, mitlaufen und den Ball, ja das Spiel beeinflussen kann?! Was sich wie eine Verschwörungstheorie anhört wird vielleicht bald von ARD und/oder ZDF nach Vermutungen durch eine ungenannte Geheimdienstquelle womöglich eventuell vermutlich mit Power-Point-Folien aufgedeckt werden. Wer denkt, dass es durch mehr und mehr Propagandageschichten und Miß- bzw. Fehlinformationen gelingt, das System zu stabilisieren oder gar zu retten, der denkt auch, dass die Erde eine Scheibe ist. So, wie Honecker zum vierzigsten Jahrestag seiner Republik auf der Tribüne stand und die Fackeln vor ihm vorbeiflanierten, während hinter der Tribüne Oppositioneller verhaftet wurden, so steht Merkel im Bundestag mit ihren Konsorten und hofft, dass der Kelch an ihnen vorüberzieht.
Im Herbst wird höchstwahrscheinlich das letzte Lied gepfiffen.