Berlin mal anders – Ideen für den nächsten Besuch: Der Südwestkirchhof in Stahnsdorf

in deutsch •  6 years ago  (edited)

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Egal zu welcher Jahreszeit, der Südwestkirchhof in Stahnsdorf ist einen Ausflug aus der wimmelnden Hauptstadt immer wert. Entweder mit dem Auto, der S-Bahn und dem Bus oder dem Fahrrad gelangt man innerhalb von 30 bis 80 Minuten aus dem Zentrum in eine völlig andere Welt. Mitten im Wald liegt der zweitgrößte Friedhof Deutschlands wie aus einer anderen Welt. Die Eröffnung erfolgte 1909 und war eine Folge des immer mehr zunehmenden Bevölkerungswachstums in der Reichshauptstadt. Louis Meyer, Garteningenieur der Berliner Stadtsynode gestaltete die Anlage, nachdem man mit den Entwürfen der öffentlichen Ausschreibung unzufrieden war.

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Im Frühjahr stehen Unmengen an Rhododendren auf dem Friedhof in voller Blüte, im Sommer genießt man kühle Spaziergänge abseits der überhitzten Stadt, im Herbst bietet der Herbst eine bunte Farbenpracht und im Winter knirscht der Schnee unter den Schuhen, während die kahlen Bäume den Blick auf sonst versteckte, alte Grabsteine freigeben.
Mit der Eröffnung des Friedhofs wurde gleichzeitig eine separate S-Bahnstrecke gebaut, die 1913 eröffnet wurde, heute aber nicht mehr in Betrieb ist. Während der Zeit der Berliner Mauer wurden nicht nur die Gleise demontiert, sondern ebenfalls das Bahnhofsgebäude gesprengt.

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Neben der Friedhofskapelle, die im Stil einer norwegischen Stabkirche erbaut wurde, findet man etliche große Mausoleen und große Grabanlagen. Zu den bekanntesten Architekten und Künstlern, die sich mit Arbeiten auf dem Südwestkirchhof verewigt haben, gehören u.a. Max Taut, Otto Freundlich, Hugo Lederer und Ludwig Manzel.

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Folgt man dem Hauptweg und biegt in dessen Verlauf irgendwo nach rechts oder links von diesem ab, so gelangt man über teilweise verwilderte Wege an alten Gräbern mit von der Natur zurückeroberten Grabsteinen vorbei und kann Grabstätten bekannter Persönlichkeiten finden. So sind auf dem Friedhof u.a. die Gräber von Werner von Siemens, Louis-Ferdinand Ullstein, Heinrich Zille, Rudolf Breitscheid, Ernst Gennat, Walter Gropius, Engelbert Humperdinck, Manfred Krug, Otto Graf Lambsdorff, Gustav Langenscheidt, Paul Manteufel und Friedrich Wilhelm Murnau zu entdecken.

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Bis zum heutigen Tage erfolgten auf dem Friedhof etwa 120.000 Bestattungen, in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg wurden durch die italienische und britische Regierung Soldatenfriedhöfe für die in Gefangenschaft verstorbenen Militärangehörigen dieser Staaten eröffnet.

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Für einen Spaziergang kann man durchaus drei bis vier Stunden auf dem Friedhof einplanen, um danach in die kleine Gaststätte gegenüber dem Eingang einzukehren, etwas zu essen oder einfach nur einen Kaffee oder ein Bier zu trinken.

Teil 1 verpasst?
https://steemit.com/deutsch/@londoncalling/berlin-mal-anders-ideen-fuer-den-naechsten-besuch-technikmuseum-in-kreuzberg

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Der Friedhof in Stahnsdorf ist wunderbar - groß und ruhig. Kurz nach der Wende war er auch noch interessanter, da war ein Großteil stark verwildert und gab dem Ganzen eine interessante Atmosphäre.

Detail am Rande: die S-Bahn-Gleise wurde auch genutzt zum Transport der Särge nach Stahnsdorf. Es gab wohl extra Güterwaggons die speziell dafür ausgestattet waren. Diese Züge fuhren nachts und ein solcher Zug war die letzte S-Bahn die Berlin verließ als 1961 die Mauer gebaut wurde

Danke für den guten Zusatzbeitrag! Und als Ergänzung dazu noch: die S-Bahnlinie wurde auch gern als Witwenbahn bezeichnet.