Konkurrenzlose Unternehmen

in deutsch •  6 years ago 

Wenn man eine Firma betreibt, sollte man wissen, was man tut. Ansonsten kann es passieren, dass man schnell vom Markt verschwindet. Denkt man sich. Andererseits kommt es auf das Unternehmen an. Hat man eine Alleinstellung am Markt, dann ist man auf der sicheren Seite und kann so ziemlich machen, was man will. Jedenfalls, wenn der Markt aus den unterschiedlichsten Gründen keine weiteren Marktteilnehmer oder Konkurrenten für die eigene Firma zulässt.

Ein Beispiel dafür ist der Luftverkehrsmarkt. Der in Deutschland nach der Air Berlin-Pleite fest in der Hand der Lufthansa und ihres Tochterunternehmens Eurowings ist. Einstmals ein Unternehmen, das Werten verpflichtet war und sich um seine Fluggäste kümmert, kann man heute froh sein, überhaupt von A nach B befördert zu werden. Von so etwas wie einer Entschuldigung für eine Verspätung oder einen ausgefallenen Flug gar nicht zu sprechen.

Kürzlich traf ich am Hamburger Flughafen ein Pärchen, die eigentlich von Köln-Bonn mit der Eurowings direkt nach London fliegen wollten. Was sie denn dann in Hamburg machen würden, wo sie auf den verspäteten Flug nach London warteten. Die erzählten, dass der Flug von Köln-Bonn nach London gestrichen wurde und Eurowings sie nach Berlin gebracht hätte, um von dort aus weiterzufliegen. Das hatte aber auch nicht funktioniert und so offerierte ihnen Eurowings dann den Flug von Hamburg aus.

Aber es gibt noch ein weiteres Feld, in dem man als Unternehmer wenig zu fürchten hat. Und das ist die Schiene. Hier in London fest in der Hand weniger Zugunternehmen. Thatcher hatte die britische Bahn privatisiert und in London gibt es Eisenbahngesellschaften, die jeweils eine bestimmte Himmelsrichtung abdecken. Konkurrenz gibt es nicht, der Service ist schlecht, Verspätungen allgegenwärtig, Zugausfälle keine Seltenheit. Spaß macht es während der Hauptverkehrszeit, da sich dann die doppelte Menge Menschen versucht, in einen Zug zu quetschen. Mit den Eisenbahngesellschaften ist es wie bei den deutschen „Volksparteien“. Für das Versagen sind nicht sie, sondern andere verantwortlich.

Bei den Eisenbahngesellschaften ist es das Wetter. Diesen Sommer, der für Londoner Verhältnisse sehr warm war, war es die Sonne. Die Züge fuhren mit verminderter Geschwindigkeit, denn, so war die Begründung, bei 25Grad Celsius Außentemperatur könnte es zu Verwerfungen an den Gleisen kommen. Unfälle wären so nicht ausgeschlossen. Man ging sogar dazu über, die Gleise teilweise weiß anzumalen, damit sie das Sonnenlicht besser reflektieren und sich nicht so aufheizen. Dazu wurden die Reisenden auf Bildschirmen an den Bahnhöfen informiert. Kein Witz!

Jetzt hat der Herbst begonnen. Und was sehe ich auf den Bahnsteigen? Großflächige Poster, die Reisende darüber aufklären, dass im Herbst die Blätter fallen und dies zu Beeinträchtigungen und Verspätungen im Zugverkehr führen kann. Dass aber das Unternehmen alles dafür tut, dass diese auf ein Minimum beschränkt werden.

Ein Unternehmen ohne Konkurrenz ist was feines für einen Unternehmer....

P.S: Während ich das hier schreibe, regnet es draußen cats and dogs. Und ich muss morgen den Zug nehmen. Und ich weiß, dass irgendeine Leitung zu irgendeinem Signal an irgendeiner Stelle nicht fachgerecht isoliert war...

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