Siebdruck – Teil 1: Was ist das und wie funktioniert’s?

in deutsch •  7 years ago 

Siebdrucke findet man heute überall. Nicht nur als Werke berühmter Künstler in Museen und Galerien, sondern auch als Motiv auf Klaus Meiers T-Shirt, der einem in der Stadt entgegenkommt. Was ist ein Siebdruck, wie geht das und wie kann ich das selbst zu Hause machen? Zum Beispiel um mir super coole T-Shirts selbst herzustellen. In den nächsten Folgen gibt’s dazu ein paar Einblicke und Erklärungen.

Zum Aufwärmen erst mal eine kleine Einführung

Wie kann es mehrere Originale geben?

Kunstwerke, die man in Museen oder Galerien sieht, sind meist Originale. Jedenfalls, wenn es keine Fälschungen sind, die auf oftmals trickreichen Wegen in den Kunstmarkt gebracht werden. Wenn man hört, dass es sich um Originale eines Künstlers handelt, dann denken viele Menschen, dass dies Einzelstücke sind, also niemand anderes das gleiche Bild hat. Irgendwie ist das auch richtig. Und gleichzeitig auch nicht. Denn in der Kunst gibt es auch die Möglichkeit, mehrere Originale herzustellen, die alle (fast) gleich aussehen.
Wie das? Das können doch keine Originale mehr sein!
Doch, sind sie aber.

Es gibt verschiedene Techniken, mit denen man vom gleichen Motiv mehrere Originale herstellen kann. Neben der Lithographie, der Radierung und dem Holzschnitt gibt es den Siebdruck, um den es hier gehen soll.

Bei all diesen Verfahren fertigt der Künstler eine Ausgangsvorlage mit einem Motiv. In verschiedenen Schritten wird dieses Ausgangsmotiv dann auf ein entsprechendes Medium aufgebracht. Dabei kann als Medium entweder Leinwand, Papier, Folie oder was auch immer sich dafür eignet verwendet werden. So entstehen vom Künstler „selbstgeschaffene“ Originale, manchmal nur drei, manchmal aber auch fünfzig oder hundert. Und die werden dann signiert und nummeriert, so dass der Käufer oder Kunstsammler weiß, wie viele von denen verkauft wurden.

Siebdruck ist doch keine Kunst – dachte man bis in die Swinging Sixties

Einer der Künstler, der den Siebdruck in seinen Arbeiten sehr häufig verwendet hat, ist Andy Warhol. Vor ihm gab es kaum jemanden, der mit diesem Verfahren in der Kunst gearbeitet hat, denn richtige Kunst in der Malerei konnte bis dahin nur durch Ölfarbe, Pinsel Leinwand entstehen. Warhol wollte mit seiner Kunst aber die Zustände seiner Zeit reflektieren. Und dazu gehörte, dass es von allem sehr viel gab. An dieser Stelle muss ich noch erwähnen, dass sich die Lebensverhältnisse für viele Menschen nach dem 2. Weltkrieg enorm verbessert hatten, viele konnten sich ein Auto kaufen, man fuhr in den Urlaub und es gab Supermärkte, in denen irre viele Produkte auftauchten. Wenn es also von allem so viel gibt, wie wäre es dann, wenn es auch von Kunstwerken so viele gäbe? Also nicht einfach nur ein Ölgemälde mit einem Motiv, sondern von diesem Motiv viele Bilder? Und mit der Idee im Kopf legte Warhol los, schuf seine Campbell-Büchsen-Bilder, nahm Bilder aus Zeitungen, Bilder von Prominenten und schuf mit dem Siebdruckverfahren viele „Original-Kopien“. Elvis Presley, den Dollar-Schein, Mao, Marilyn Monroe und alle möglichen alltäglichen Dinge brachte er mittels Siebdrucktechnik auf Papier und Leinwand.

Was ist der Vorteil von Siebdrucken?

Heute hat sich Siebdruck in der Kunst durchgesetzt und es ist ein Weg für Künstler, eben nicht darauf zu warten, bis irgendwer mal das Original mit Ölfarbe auf Leinwand für einen sechsstelligen Betrag kauft. Stattdessen oder zusätzlich gibt man Siebdrucke heraus, die alle (fast) gleich aussehen und von denen der Künstler eine Serie auflegt, die zu einem geringeren Preis als das Ölbild verkauft werden und dem Künstler trotzdem gut cash bringen. Manchmal auch noch mehr. Und das gute an Siebdrucken ist, dass man so ziemlich auf alles drucken kann, was eine halbwegs glatte Oberfläche hat. Außerdem ist die Technik relativ einfach anzuwenden. Darüber hinaus kann man mit dem Siebdruckverfahren auch eigene coole T-Shirts drucken, die man dann eben nur selbst trägt und die es nirgendwo anders zu kaufen gibt.
Was man als Ausrüstung benötigt und wie man damit loslegt, darum geht’s in Folge zwei.

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