Zum Airport in London zu kommen dauert manchmal
Zugegeben, für den ein oder anderen, der einmal oder zweimal in den Urlaub fliegt, ist die Headline ein wenig seltsam. Ich bin allerdings ziemlich häufig beruflich unterwegs. Und um von der Insel, aus London wegzukommen, ist der Flieger der schnellste Weg.
Könnte man jedenfalls denken. Je nachdem, von welchen der fünf Londoner Airports man abfliegen will, dauert die Reise zum Airport zwischen einer und anderthalb Stunden. Ein Flug nach Deutschland ist manchmal kürzer, als der Weg zum Airport. Gut, man könnte natürlich auch den Heathrow-Express nehmen, der kostet mit einem Return-Ticket allerdings zwischen 37 und 55 Britische Pfund. Zugegeben, es ist der schnellste Weg, wenn man in der Nähe von Paddington Station ist. Mit einem Taxi braucht es je nach Verkehrslage etwa 45 Minuten und mit der Tube knapp 10 Minuten länger. Um nach Gatwick-Airport zu kommen nimmt man den Gatwick-Express, der braucht etwa eine halbe Stunde und kostet von Victoria Station Return-Ticket etwa 30 Britische Pfund. Der Preis ist abhängig von der Uhrzeit. Natürlich kann man auch einen normalen Zug nehmen, der fährt etwa eine Stunde und kostet je nach Uhrzeit etwa 20 Pfund.
Immer günstig und schnell, dabei kostengünstig ist der London City-Airport, der aber nicht von allen Gesellschaften und großen europäischen Städten aus angeflogen wird.
Neben diesen drei gibt es noch Luton und Stansted. Die liegen allerdings nicht in meinem Erfahrungsbereich.
Tante Lufthansa war immer eine gute Wahl
Soviel also dazu, wie man in London zum Airport kommt.
Der Flug, zumindest auf den europäischen Kontinent, dauert normalerweise selten länger als anderthalb Stunden. Manchmal jedoch kommt es vor, dass sich diese Flugzeiten erheblich verlängern.
Bevor es die sog. Billigableger der Lufthansa, wie Germanwings und Eurowings gab, war es die Tante Lufthansa, die deutsche Städte von London aus anflog. Und die hatte eine nette Lounge am Heathrow-Airport, in der man auch bei einer Verspätung in Ruhe warten konnte. Allerdings wurde diese Lounge für Vielflieger aufgegeben, nachdem die Lufthansa ihre Beteiligung an der britischen BMI verkaufte. Die Flüge mit Lufthansa selbst waren immer angenehm, nette Flugbegleiterinnen, super Service an Bord und in den allermeisten Fällen pünktlich. Wenn ich abends flog und tagsüber noch nichts gegessen hatte, war es kein Problem, von den Damen an Bord auch noch ein zweites Sandwich zu bekommen. Das war eben Teil des Kundenbespassungsprogramms.
Und irgendwann gab es da jemanden bei der Airline, der hatte die super Idee, aus Teilen der Lufthansa eine Billigairline zu machen. Jedenfalls eine scheinbare Billigairline. Denn die Ticketpreise zwischen London und Deutschland sind seitdem nicht günstiger geworden. Dafür ging es mit Germanwings und später Eurowings für die Kunden bergab. In so ziemlich allen Bereichen, vom Boarding bis zum Flug. Ständige Verspätungen bei Eurowings und ein deutlich verschlechterter Service an Bord. Nicht, dass man tatsächlich etwas trinken oder essen müsste, auf einem anderthalbstündigen Flug geht es auch ohne, aber es war trotzdem immer angenehm. Wen sich die Vorfälle häufen und zur unangenehmen Regelmäßigkeit und Gewohnheit werden Irgendwann, dann ist für den Kunden der Airline der letzte Drops gelutscht und das Fass voll. Ähnlich wie in manch einer Beziehung zwischen zwei Menschen.
Mit Eurowings nach Zürich für den Anschlussflug mit Swiss
Die gute Lufthansa hat inzwischen alle deutschsprachigen Airlines aufgekauft oder Beteiligungen an ihnen und so ist es egal, ob man Eurowings, Swiss oder Austrian fliegt. Letztlich alle unter einem Hut. Es ist wie bei den Autoherstellern. Manche Leute kaufen einen teuren Sportwagen und haben das Chassis des deutlich günstigeren Modells unten drunter. Weiß nur kaum jemand.
Für einen Flug nach Deutschland musste ich mit Swiss nach Zürich und von dort mit Eurowings weiter nach Deutschland. Auf dem Hinflug war alles gut, das Desaster begann auf dem Rückflug. Etwa hundert Schweizer warteten mit mir am Gate und außer einer Anzeige für den Flug gab es nichts weiter. Vielleicht doch, die Anzeige nämlich, dass sich der Flug verspäte. Beim Blick auf die Uhr fragte ich mich, was wohl aus meinem Anschlussflug würde und irgendwann war klar, dass sich dieser erledigt hatte. Keine Durchsagen von Eurowings, keine Entschuldigung beim Boarding. Gut, Züricher Hotels sind keine schlechte Wahl, insbesondere wenn die Übernachtung von einer Airline bezahlt wird. Meine Pläne aber waren den Bach hinuntergegangen. Als ich bei Eurowings wegen der Kompensation für den Flug anfragte, wurde mir mitgeteilt, ich hätte doch über Swiss gebucht und solle es dort mal versuchen. Nach einigen Hinweisen, dass Eurowings für die Verspätung des Gesamtfluges verantwortlich war, zahlte Eurowings die Entschädigung.
Mehr als drei Stunden Verspätung für einen Flug über den Kanal
Ein paar Monate später. Auf einem Flug von Deutschland nach London mit Eurowings gab es am Airport keine Ansagen, obwohl das Boarding längst hätte beginnen sollen. Die Passagiere eines komplett vollen Fliegers wartete und wartete und warteten. Ich auch. Irgendwann kam ein Mitarbeiter zum Schalter und wir warteten und warteten und warteten. Durchsagen Fehlanzeige. Irgendwann kam der erste Bus zum Flieger und viel später der zweite. Passagiere saßen inzwischen alle im Flieger und warteten, vom Piloten kam die Durchsage, dass er auch nicht wisse, wann es losgeht. Im Flieger gab es tolle Flyer „Gemeinsam Airfolgreich“. Oops, ich dachte, ich fliege Eurowings. Das dachten die anderen Passagiere auch. Durchgeführt wurde der Flug von Air Berlin. Was mir dann aber besonders gefiel: In der Bordzeitung gab es einen Artikel mit der Überschrift „Lügen mit denen jedes Jahr beginnt“.
Eine Airline, der die Kunden egal sind
Mit mehr als drei Stunden Verspätung kamen wir in London an.
Entschuldigung? Fehlanzeige.
Und da es irgendwann auch mal gut ist, versuchte ich über die Webseite von Eurowings erneut eine Kompensation entsprechend Europäischem Recht zu bekommen. Allerdings gab es auf meine drei Versuche nie eine Antwort von Eurowings. Also gut, dann eben eine Rechtsanwaltfirma die man im Internet findet und die sich auch um solche Kompensationsansprüche kümmert. Diese Kollegen kontaktierten Eurowings. Was Eurowings aber nicht weiter interessierte. Erst beim zweiten Kontaktversuch gab es eine Antwort der Airline: „Wir haben die Kompensation schon überwiesen“. Das aber war nachweislich falsch und so bat die Anwaltfirma, doch mal einen Zahlungsnachweis vorzulegen. Auch das erfolgte nicht und es wird wohl zum Prozess kommen.
Eurowings again? Wohl kaum.
Der Grund dafür, dass ich überhaupt über diese Erlebnisse berichte, ist die Mitteilung von Ryanair, zukünftig nur noch eingeschränkt Trolleys in der Kabine zuzulassen. Was auffällt ist, dass der Service von Airlines Schritt für Schritt zurückgefahren wird, dass es Airlines als Dienstleistungsunternehmen schlichtweg nicht mehr interessiert, wie sie mit ihren Kunden umgehen. Auf der anderen Seite wird darüber geklagt, dass man solche wirtschaftlichen Probleme durch ausländische, staatlich unterstützte Airlines hätte. Das mag sein, allerdings haben diese häufig auch ein anderes Verständnis, was ihre Kunden angeht und wie sie sich als Luftfahrtunternehmen denen gegenüber verhalten.
Hattet Ihr ähnliche Erlebnisse? Mit welcher Airline und was war los? Würde mich über Eure Geschichten in den Kommentaren freuen.
P.S.: Noch viel unangenehmer erging es einem Musiker aus Kanada. Der flog mit United Airlines in die USA. Beim Zwischenstopp sah er, wie die Mitarbeiter von United mit seinen Gitarrenkoffern auf dem Rollfeld fangen spielten. Darüber machte er einen Song: „United Breaks Guitars“. Der wurde ein Hit, der Musiker, den vorher kaum jemand kannte, reich und der Aktienkurs von United Airlines verlor 10% an Wert. Hier das Video dazu. Und für alle, die mehr über Dave Carroll und seine Geschichte wissen möchten, der findet das auf Wikipedia.
(https://de.wikipedia.org/wiki/United_Breaks_Guitars)
Ich persönlich bin bis jetzt nur mit Ryanair geflogen und hatte aufgrund des geringen Preises auch nur geringe Erwartungen und war eigentlich zufrieden. Meine Eltern jedoch waren auch sehr geschockt als sie nach langer Zeit einmal wieder geflogen sind und extra die teuere Lufthansa ausgewählt hatten und dann nicht einmal ein größeres Gepäckstück im Preis inbegriffen war. Das hat dann nochmal 100€ für den Hin- und 60€ für den Rückflug extra gekostet. Das war sehr bitter. Sonst waren die Flüge wenigstens einigermaßen pünktlich, war aber vielleicht einfach nur Glück.
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danke für's lesen und kommentieren!
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Ich fahr lieber Rad. London sieht aus wie die DDR in den 80er Jahren, wenn man aus der Innenstadt raus ist. Das muss ich nicht haben. Hat mit 1998 gereicht. Kapitalismus kann ich auch vor Ort ansehen. schaut eh alles gleich aus. :D * Sarkasmus pur heute *
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die Häuser in der ehemaligen DDR waren dagegen allererste Sahne, deutsche Qualität, die auch 40 Jahre überlebt hat, hier ist hinter den Kulissen nur Bruch...
danke für's lesen und kommentieren!
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