Wenn die Tradition gepflegt wird

In Hamburg hat sich in den letzten 20 Jahren ebenso viel verändert, wie in anderen deutschen Städten auch. Es gibt Ecken in der Stadt, die man kaum noch wiedererkennt, die völlig der Gentrifikation zm Opfer gefallen sind.

„Schicke“ neue Häuser zu Mietpreisen, die nicht mehr viel übriglassen, vom monatlichen Einkommen, „Touristenattraktionen“, die all die bespaßen sollen, die mal eben für ein langes Wochenende in die Stadt kommen und die kein Hamburger braucht. Politiker, die „groß“ denken und nicht bemerken, wie die Stadt Schritt für Schritt das verliert, was sie über Jahrzehnte ausgemacht hat.

Da macht es Spaß zu sehen, dass es immer noch diejenigen gibt, die dagegenhalten und versuchen, diese Entwicklung ein wenig zu bremsen. Denn wenn die lokalen Eigenheiten verschwinden, wird Hamburg eine Stadt, wie viele andere auch in Europa. Ein paar Einkaufsmalls, die gleichen Hotels mit dem gleichen schlechten Service, die gleichen Caféhausketten und nicht mehr unterscheidbar, von Paris, London, Berlin oder Lissabon.

Niemand braucht Besucher, die sich ein Musical ansehen und anschließend auf der Reeperbahn oder der Schanze volllaufen lassen, grölend durch die Gegend ziehen und gegen Häuserwände urinieren. Denn es wird nicht mehr lange dauern, der Spuk ist wieder vorbei und die Menschen in der Stadt haben das verloren, was sie einst mochten. Beispiele dafür, wo grenzenloser Tourismus hinführt gibt es genug, egal, ob in Venedig oder Barcelona, von Mallorca ganz zu schweigen.

Und mir ging ein Lächeln über das Gesicht, als ich das „Hotel Pacific“ sah. Da hält jemand an der Tradition fest, hält es nicht für nötig, alles Alte rauszuschmeißen und sich „modernen“ Touristen anzubiedern. Schade nur, wenn man hört, dass sich in Hamburg 17 neue Hotels vor der Fertigstellung befinden und der Chef der Hoteliersvereinigung davon spricht, dass es viele der Einzelkämpfer in der Stadt wohl nicht schaffen werden, zu überleben. So geht auch ein Stück Tradition verloren, ohne dass das Neue immer unbedingt besser ist, nur weil es glattgestrichen daherkommt.