Dies ist Teil 3 meiner kleinen Reihe zum Thema "Auswahl der richtigen Antidepressiva bzw. das Vorgehen bei Ärzten bei der Auswahl des richtigen Medikamentes. Mehr Infos zu Depressionen und Antidepressiva findest Du u.a. hier...
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Nützt oder schadet das Antidepressivum mehr ?
Wenn ein Psychiater bzw. Allgemeinmediziner ein Antidepressivum auswählt, hat er bzw. sie natürlich auch im Hinterkopf, ob das Medikament selber Schaden anrichten kann.
Speziell bei schwer depressiven Patientinnen bzw. bei Menschen mit einer erhöhten inneren Anspannung und (Selbst-)Aggressivität muss man dabei im Hinterkopf haben, ob mit dem Medikament ggf. bei Fehlanwendung auch ein Selbstmordversuch unternommen werden kann.
Daher werden heute überwiegend Medikamente zur Behandlung der Depressionen oder Angststörungen verwendet, die eine hohe therapeutische Sicherheit auch bei hohen (bzw. zu hohen) Dosierungen haben. Das passiert beispielsweise, wenn ein Patient die verordneten Tabletten gar nicht nimmt (und damit natürlich auch keine Wirkung davon hat), dafür sie sammelt und dann eine Selbstmordversuch unternimmt.
Das bedeutet nicht, dass sie ganz ohne Gefahren bei einer Fehleinnahme sind. Aber zumindest sind die früher häufiger in Notfallaufnahmen zu beobachtenden Tablettenvergiftungen mit Antidepressiva bzw. anderen Psychopharmaka dadurch seltener geworden.
Ganz klar : Das grössere Risiko ist die NICHT-Behandlung einer Depression
Depressive Störungen bzw. überhaupt psychiatrische Erkrankungen sind heute nicht nur Ursache von vielen Selbstmorden, sie zerstören auch nachhaltig das Leben der Betroffenenen und ihrer Familien. Dies bezieht sich einerseits auf die Symptome selber, aber eben auch auf die Lebensqualität bzw. die Teilhabe am Beruf, im sozialen Leben bzw. auch auf das Aufwachsen der eigenen Kinder.
Je chronischer bzw. schwerer eine Depression verläuft, desto dringlicher ist es, zumindest über den Einsatz von Antidepressiva sich ausführlich aufklären zu lassen. Also Experte in eigener Sache bei Antidepressiva zu werden. Leider wird aber gerade wegen völlig unberechtigten Ängsten vor Antidepressiva bzw. Nichtinformationen und Vorurteilen häufig eine Behandlung mit Antidepressiva nicht sachgerecht fortgeführt oder leider gar nicht erst begonnen
Antidepressiva und die Gefahr von gesteigertem Antrieb zu Beginn einer Therapie
Ein Problem der Behandlung mit Antidepressiva kann es sein, dass der Antrieb schneller wieder kommt als eine Besserung der Gefühle bzw. eine Beseitigung von negativen Gedanken bis hin zu Selbstmordgedanken.
Damit kann - in extrem seltenen aber relevanten Fällen - die Gefahr verbunden sein, dass ein Patient sich noch sehr schlecht fühlt und Selbstmordgedanken hat, aber schon wieder Antrieb und damit auch Kraft zum Umsetzen von Selbstmordplänen entwickeln kann.
Die Psychiater umschiffen dieses Risiko entweder damit, dass sie eher antriebsmindernde Antidepressiva (z.B. Mirtazapin) geben, die selbst kein erhöhtes Risiko haben.
Oder aber man gibt bei mittelschweren und schweren Depressionen in der Anfangsphase der Behandlung zusätzlich ein angstlösendes (bzw. müde machendes) Benzodiazepin (z.B Lorazepam = Tavor). Dies macht man dann solange, bis auch die Stimmung bzw. die Grübelgedanken und selbstabwertenden Kognitionen der Depressionen zurück gegangen sind bzw. eine gute therapeutische Beziehung und Mitwirkung für die (Psycho-)Therapie gegeben ist.
Wichtiger als Medikamente allein wäre die Begleitung und Ansprechbarkeit durch die Ärzte. Also Zeit und Aufmerksamkeit, Möglichkeit für Rückfragen und dann ggf. die Anpassung der Behandlung an die ganz individuellen Anforderungen und Ängste des jeweiligen Patienten.
Foto : Pixabay Depression / worry
Die Fragen, die ich mir stelle sind: Kommt man jemals wieder davon runter? Und: Was sind die Langzeitfolgen einer solchen Behandlung?
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Es gibt ja eigentlich nur wenige Indikationen, wo man eine Langzeitbehandlung machen sollte. Klare, abgesetzte wiederkehrende Depressionen beispielsweise. Bei ADHS oder Traumata ist dagegen der Einsatz von Antidepressiva längst nicht so klar. Langzeit-Nebenwirkungen sind aber eher nicht zu erwarten (ausser eine Gewichtszunahme etc bei Mirtazapin und ähnlichen Medikamenten)
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it's good
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Vielen DANK für diesen Beitrag - er klärt gut die Gefahren und Möglichkeiten von Antidepressiva auf.
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