Auch wenn ich mich selber als Wasserratte bezeichnen würde, kann ich nicht behaupten, dass ich meinen eigenen Aufenthalt in den Flüssen, Seen, Meeren oder Ozeanen der Welt als sportliche Betätigung bezeichnen würde.
Ich stürze mich dann aber doch bei jeder sich mir bietenden Gelegenheit in die Fluten vor den Stränden meiner Stadt und genieße jeden Moment, den ich mich mit den Wellen rumschlagen darf.
Über und im Wasser halten kann ich mich natürlich schon für eine ganze Weile aber meine letzte Schwimmunterricht liegt dann auch schon ein halbes Leben zurück.
Aber an den ersten Tag erinnere ich mich dann auch heute noch und eine spezielle Szene hat sich mir für immer ins Gedächtnis gebrannt. Ein ganze Scharr von Zweitklässlern hatte isch aufgereiht und sollte am Ende des ersten Tages zum esten Mal ins tiefe Wasser springen. Natürlich nicht ohne Sicherheitsvorkehrungen und auch die Schwimmlehrer waren natürlich dabei. Leider hat das alles das Mädchen, welches als erste an der Reihe war überhaupt nicht überzeugt und sie ließ sich auch nach gutem Zureden einfach nicht dazu bewegen, diesen für sie wohl sehr gewaltigen kleinen Sprung zu wagen. Letzendlich führte diese Verzögerungstaktik dazu, dass keiner aus unserer Gruppe springen konnte und die erste Schwimmstunde ohne diese kleine Mutprobe beendet wurde. Lang lang ist das schon her.
Sportlich verbinde ich Schwimmen besonders mit zwei Namen, welche zwei der erfolgreichsten Schwimmerinnen meiner Heimat gehören.
Kristin Otto und Franziska van Almsick
Kristin Otto werde ich für immer mit den olympischen Spielen 1988 in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul in Verbindung bringen. Der Schwimmstar der Deutschen Demokratischen Republik hat bei der damaligen Olympia 6 Goldmedaillen aus dem olympischen Pool gefischt.
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6 Goldmedaillen!
Damit stellt sie sogar den amerikanischen Superstar Carl Lewis in den Schatten.
Für mich war Kristin Otto damals eine Heldin, und ich habe vor dem Fernseher mitgefiebert und mitgejubelt. Als junger Teenager ist man halt für solche Großevent wie die Olympischen Spiele noch leicht zubegeistern und lässt sich dann auch vom nationalen Hochgefühl anstecken.
An Franziska von Almsick kam dann in den 90er Jahren keiner in Deutschland vorbei, der sich auch nur ein bisschen für den Schwimmsport oder Sport im Allgemeinen interessiert hatte. Geboren in meiner Heimatstadt berlin, und aufgewachsen ganz in meiner Nähe, war mir diese junge und erfolgreiche Schwimmerin natürlich sofort sympatisch. Und wir waren dann auch noch fast gleich alt, das verbindet doch noch mehr.
Und dann die ganzen Medaillen, die sie von den verschiedensten Pools dieser Erde mit nach Hause gebracht hatte. Wahnsinn!!
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Gold , Silber, Bronze und dann noch die ganzen Weltrekorde. Franzi war die Nummer 1 und wir waren alle Sieger und Weltmeister. Auch wenn ihr der olympische Titel dann doch leider bis an ihr Karriereende versagt blieb, durfte Franzi sich insgesamt 20 Mal Welt- oder Europameister nennen und feiern lassen. Und besonders zu Beginn ihrer Karriere hat mich das auch immer wieder begeistert.
Natürlich sehe ich das alles heute aus einem ganz anderen Winkel und kann die Erfolge der verschiedensten Athleten auch ganz anders einordnen.
Jeder der nicht die Augen vor der Wirklichkeit schließen will, muss anerkennen, dass unzählige Rekorde, Bestleitungen und Medaillen nicht immer nur auf sportlich faire Art und Weise errungen wurden. Das Wort Doping kann und sollte man immer wieder in den Mund nehmen und laut ausprechen. Oft wussten aber gerade junge Athleten nicht einmal was ihnen ihre Trainer und Betreuer da so an Mittelchen zukommen und einnehmen haben lassen. Alles für den Erfolg und die Quote!
Gerade in meinem Heimatland gab es ein ausgeprägtes, staatlich organisiertes System, um die Sporter durch die kontinuierliche Einnahme von nicht zugelassenen Mitteln zu noch besseren Leistungen zu bringen.
Ich weiß, dass es auch in der letzten Zeit mehrere Schwimmer gab, die bei den verschiedensten Events herausragende Leistungen erbracht haben. Und auch das es einige Sportler gibt, deren Hobby das Sammeln von Goldmedaillen und Weltrekorden zu sein scheint.
Aber mit dem Hintergrundwissen, dass Hochleistungssport und die Pharmaindustrie sich oft und gerne die Hand reichen, sind diese ganzen Höchtsleistungen für mich nicht wirklich mehr eine Meldung wert.
Ich bin da jetzt eher leidenschaftslos und sehe auch den Schwimmsport als ein Business, bei dem nicht immer die besten, sondern meistens eher die cleversten und gerissensten Teilnehmer gewinnen.
Trotzdem lasse ich mir meinen Spass in den Wassern dieses Planeten nicht verderben und freue mich schon auf den nächsten Sommer, wenn ich mich mit der besten Begleitung, die ich mir wünschen könnte, wieder in die Fluten stürzen werde.
Ich glaube, Kristin Otto bietet heute noch genügend Platz hinter ihrem Rücken, um sich dahinter verstecken zu können.
Was das Doping betrifft, schlage ich für alle Schreihälse folgendes vor:
Vor allen Großbanken, bis über die Deutsche Börse, vor Schulen und Unis, sowie in den Vorstandsetagen an einem sonnigen Morgen unangemeldet Dopingproben zu entnehmen oder einen Alkoholtest durchzuführen. Auf die Ergebnisse wäre ich gespannt. Wie viele Sperren müssten ausgesprochen werden?
Grüße über den Teich und einen schönen Sonntag (was davon noch übrig ist)
Wolfram
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