Fasten - die Aufbautage und Fazit

Neun Tage Fastenzeit liegen hinter mir, ein Entlastungstag, fünf Fasten- und drei Aufbautage. Mit diesem Erfahrungsbericht habe ich mir bewusst etwas Zeit gelassen, es sind viele Eindrücke entstanden, die ich am Schluss dieses Beitrags zusammenfasse.

Erst mal die drei Aufbautage, danach kommt ein Resümee und auch die Antwort, ob ich es wieder machen würde.

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1. Aufbautag

Wir schreiben Dienstag, den 19.03.2019. Morgens gab es wieder mal nur Tee, um 11:00 haben wir uns dann einen Apfel gedünstet und uns zum festlichen Mahl am Tisch versammelt. Bei der Gelegenheit hat uns auch gleich die Katze unter den Tisch gekotzt, was das zu bedeuten hat, fragt mich nicht.

Das Missgeschick unseres Mitbewohners war schnell beseitigt, also zurück an den Tisch.

Dass ein Apfel so gut schmecken kann, ist unglaublich, jeden Bissen haben wir genossen und gefühlt 38mal gekaut. Ich bin von Haus aus nicht der schnelle Esser, bei diesem Apfel wäre ich wohl in das Guiness Buch der Rekorde als langsamster Apfelesser aller Zeiten eingegangen.

Die Gemüsesuppe zu Mittag war allerdings nicht so der Hit, ich kann die nächsten 10 Jahre wohl keine Gemüsesuppe & Co. mehr sehen, riechen, geschweige denn schmecken. Nachmittag kamen Gelüste nach Cappuccino auf, doch da müssen wir uns noch etwas gedulden.

Erstaunlich, nach dem Mittagessen und einem kleinen Schläfchen haben wir einen Spaziergang gemacht. Dabei bekam ich richtig Hunger, dieses Gefühl hatte ich die ganzen Fastentage nicht. Anscheinend hat der Apfel und die Suppe am Mittag das alte Programm, Ernährung von außen, wieder gezündet.

Totales Highlight an diesem Tag: Tomatensuppe, Buttermilch und eine Scheibe Knäckebrot zum Abendessen, das war ein Fest.

Was mir wieder aufgefallen ist, PC und Handy interessieren mich nicht mehr so. WLAN war/ist meist erst am späten Vormittag an, Mail's und Nachrichten von Bekannten nerven eher. Könntest du mal... - nein, kann ich nicht. Ruhe und Zeit für mich sind mir jetzt wichtiger. Telefon und Türklingel sind auch die meiste Zeit abgeschaltet, vor allem beim täglichen Mittagsschlaf bzw. Ruhestunde.

2. Aufbautag

Es heißt ja, beim Fasten stellt man sich um - von aufnehmen zu hergeben. Beim gestrigen Abendessen ist mir ein großes Stück Backenzahn abhanden gekommen. Das habe ich beim Essen gar nicht bemerkt, meine Zunge lieferte aber eindeutige Signale - Junge, die fehlt ein nicht gerade kleines Stück. Dass einem beim Fasten gleich die Zähne ausfallen, nein, dass hätt ich nicht gedacht ;-)

Die Stimmung an diesem Tag ist trotzdem gut, Essen schmeckt intensiver und ich freue mich auf jedes Geschmackserlebnis. Wir halten uns an die Rezepte und Vorgaben im Lützner-Buch. Das ist ganz praktisch, so brauchen wir auch nicht überlegen was wir kochen sollen, auch ein Einkaufszettel wird in dem Buch gleich mitgeliefert. Für das erste Fasten ist dieses Buch ideal. Die Rezepte sind für uns eher zu üppig, es dürfte ruhig etwas weniger sein.

3. Aufbautag

Gleich in der Früh zum Zahnarzt, ich bin heilfroh, der gute Mann konnte meinen Backenzahn nochmal retten. Drei Tuben Kunststoff wurden mit violettem Licht ausgehärtet und mir einzementiert - Aufbautage auf zahntechnische Art.

Mittags Dinkel-Rohrnudel gemacht, das sind im Grunde Dampfnudel die nicht im Topf sondern im Backrohr gegart werden. Mit etwas Vanillesoße ein wahrer Genuss!

Am Nachmittag bei einem Spaziergang Bärlauch entdeckt und natürlich etwas mit nach Hause genommen.

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Endlich war es soweit, Trommelwirbel - der erste Cappuccino!

Tja, was soll ich sagen? Bei meinen jetzt sehr empfindsamen Geschmacksnerven war die Erwartung und Vorfreude natürlich entsprechend hoch. Die erwartete Geschmacksexplosion zündete nicht, es war eher eine Enttäuschung. Dann ist mir aus jungen Jahren eingefallen, mein erster Kaffee hat mir damals auch nicht geschmeckt.

Am Abend brachte ein ein Toast mit frischem Bärlauch, Champion, Tomaten und Käse dagegen wieder neue Geschmackswelten und Gaumenfreuden zum Vorschein!

Resümee

Gut 10 Tage sind seit dem dem ersten Aufbautag vergangen, ich habe mir bewusst Zeit gelassen, um aus etwas Abstand berichten zu können.

Die Aufbautage sind ein Neustart

Die Tage nach dem Fasten sind so ähnlich, als ob man ein Möbelstück ausgeräumt und schön geputzt hat. Beim Einräumen prüft man genau, welche Stücke kommen weg und welche dürfen frisch gesäubert wieder an ihren Platz zurück. Und meistens entsteht dabei auch ein Freiraum für neue Sachen. Das ist auch schön, denn meistens hat man eh zu viel, als zu wenig Zeugs.

Fleisch

Das Thema Fleisch liegt mir schon länger am Herzen oder gewissermaßen im Magen. Ganz ohne möchte ich nicht auskommen, daran hat sich nichts geändert. Allerdings werde ich mit Sicherheit noch mehr darauf achten, wo es herkommt. Zum Glück haben wir eine Metzgerei um die Ecke, die ihre Tiere noch selber halten, man kann diese im Sommer draußen auf der Wiese sehen. Ich weiß wie es beim Schlachten zugeht, als Kind war ich oft genug dabei. Fleisch wegwerfen war eine ganz schlimme Sache, heute verstehe ich, warum das für meine Eltern so wichtig war.

Trotzdem, es bleibt weiter ein innerer Widerspruch. Auf der einen Seite verabscheue ich Massentierhaltung, und auf der anderen Seite lasse ich mir ein paar mal im Jahr auch einen Burger bei Mc & Co schmecken oder kaufe Fleisch, bei dem ich nicht so sicher bin, ob das Tier ein gutes Leben hatte. Respekt an alle, die hier konsequenter sind.

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Süchte

Auffällig waren die Zusammenhänge bzw. Verbindungen bei den Suchtmitteln wie Zucker, Alkohol, Nikotin und Koffein. Meinen Cappuccino (mit Zucker) gibt es in Kombination mit Kuchen (wieder Zucker) und meist auch in Verbindung mit einem gemütlichen Zusammensitzen. Die Zigarette danach in Kombination mit dem Cappo und zusätzlich schaute ich bei der Gelegenheit am Handy, was es so Neues gibt.

Wenn man während der Fastenzeit nicht auf das Rauchen verzichten kann, dann empfiehlt Dahlke ein Ritual daraus machen. Man setzt sich hin und raucht, alles andere lässt man während dieser Zeit bleiben. Man spürt und schmeckt nur was passiert, nichts sonst. Es wird nicht gelesen, geredet noch über irgend etwas anderes nachgedacht.

Ich denke, wenn man irgendeine Sucht loswerden will, ist das ein guter erster Schritt, nämlich das Suchtmittel zu isolieren. Rauchen ohne Cappo, Alk ohne Gesellschaft, Süßigkeiten ohne TV - was immer es sei. So kann man seiner Sucht nachgehen, braucht keine Angst haben, den "Stoff" nicht mehr zu bekommen.

Wohl auch durch diese Prozedur schmeckten mir meine heiß geliebten Pueblo ab dem dritten Tag nicht mehr. So wurde der stillgelegte E-Verdampfer mit Waffel-Vanille Liquid befüllt, was eine sehr angenehme Abwechslung zur faden Gemüsebrühe war.

Mittlerweile sind die Pueblo's wieder zurück, das geht sehr schnell. Aber, es gibt jetzt Dampftage - und wie es aussieht, werden diese mehr. Verrückt ist, wenn ich abends eine Rauche, dann kommt eine Stunde danach gleich wieder ein Verlangen nach der Nächsten - obwohl mir die Dampfe doch viel besser schmeckt. Verrückte Sache mit den Süchten.

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Stimmung und Bewegung

Freilich war es mir klar, dass Bewegung, raus an die frische Luft, Einfluss auf meine Stimmung hat. Besonders an den ersten Fastentagen war morgens die Stimmung doch sehr am Boden. Wie sehr und fast unmittelbar ein paar Übungen oder auch nur ein kleiner Spaziergang die Gefühlslage wieder ins Lot bringen, das war schon erstaunlich.

Deshalb habe ich mir vorgenommen, falls ich den Hintern mal nicht hoch bekommen sollte oder miese Laune habe, dann erst mal an die frische Luft, ein paar Liegestütze oder 10 Minuten auf dem Rad'l, Hauptsache bewegen und Sauerstoff, auch wenn die Lust dazu fehlt. Wenn das nicht hilft, ok, eine halbe Stunde Schläfchen kann auch Wunder wirken ;-)

Würde ich es nochmal machen?

Ja, denn es war eine sehr eindrückliche Erfahrung die ich in meinem Leben nicht vergessen werde. Nochmal brauch ich es allerdings nicht, eine Wiederholung wird es sehr wahrscheinlich nicht geben.

Für alle die das erste Mal Fasten, würde ich das Buch von Lützner empfehlen. Wer schon Erfahrung hat, findet bei Dahlke vielleicht ein paar neue Sichtweisen.

Vorsatz für diesen Frühling

Auch die Wohnung muss mal kräftig abspecken, in Dachboden und Keller hat sich einiges Zeug angesammelt das ich nicht mehr brauche. Hier wird ordentlich durch geräumt, das ist schon länger fällig.

Was war das Wichtigste?

Hmm, es waren so viele Eindrücke, Gute und weniger Gute. Das Schönste für mich, ja, das war der Rückzug aus dem sonstigen, normalen Leben. Zeit nur für sich haben, keine Verpflichtungen, nichts tun zu müssen, was man nicht will.

Das Wichtigste, es wird euch nicht verwundern: Manches schätzen wir leider erst richtig, wenn es nicht mehr da ist. Die alltäglichen Dinge, Menschen die uns nahe stehen, es gibt so vieles für das wir dankbar sein können, wenn wir es denn sehen und bemerken!

Bisherige Artikel zu meiner Fastenzeit: Fasten - eure Erfahrungen sind gefragt, Fasten - der Entlastungstag und Erfahrungsbericht - Fastentage 1-5.