Der Geophysiker Joseph Kirschvink und der Neurowissenschaftler Shin Shimojo konnten das 30 Jahre alte Rätsel um den Magnetsinn lösen – die Fähigkeit des Menschen, das Erdmagnetfeld wahrzunehmen und es zur Orientierung zu nutzen. Da viele Tiere über diesen Sinn verfügen – etwa Hunde, die sich beim Koten entlang der Nord-Süd-Achse ausrichten, oder Zugvögel und Meeresschildkröten, die sich auf ihren Routen vom Magnetsinn leiten lassen –, lag die Vermutung nahe, der Mensch könnte ebenfalls über einen Magnetsinn verfügen.
Beweisen konnte das allerdings jahrzehntelang niemand; die Forschungsergebnisse ließen entweder keine Rückschlüsse zu oder konnten nicht wiederholt werden.
Aufgrund des fehlenden Nachweises kam die Wissenschaft zu dem Schluss, dieser Sinn hätte sich beim Menschen zurückentwickelt. Neuere Untersuchungen an Tieren deuteten jedoch darauf hin, dass der Magnetsinn das Ergebnis komplexer neurologischer Prozesse ist, was Kirschvink und Shimojo dazu veranlasste, sich des Themas noch einmal anzunehmen. Die beiden Wissenschaftler bauten für ihre Experimente eine spezielle Kammer, die die Versuchsperson von jeglichem störenden elektromagnetischen Feld abschottete, und konzentrierten sich auf die Messung der Gehirnaktivität.
In der Kammer im Inneren eines faradayschen Käfigs wurde mittels quadratischer Spulen, den sogenannten Merritt-Spulen, rund um den Kopf der Versuchsperson ein Magnetfeld erzeugt und daraufhin die Gehirnaktivität mittels EEG gemessen. Eine Stunde saßen die Testpersonen in völliger Dunkelheit aufrecht auf einem Holzstuhl, während sich die Ausrichtung des Magnetfelds immer wieder änderte. Bei simulierten Änderungen eines Magnetfelds, das in etwa die Stärke des Erdmagnetfelds hatte, waren bei allen vier Probanden deutliche, spezifische Reaktionen auf dem EEG erkennbar.
„Wir haben uns bei unserem Ansatz allein auf die Gehirnwellenaktivität konzentriert“, sagte Kirschvink. „Ohne Reaktion des Gehirns kann das Erdmagnetfeld unmöglich das Verhalten eines Menschen beeinflussen – so etwas wie ,außersinnliche Wahrnehmung‘ gibt es nicht. Was wir zeigen konnten, ist, dass der Mensch, ebenso wie viele Tierarten, über einen entsprechenden Sinn verfügt.“
Wie das menschliche Gehirn das Erdmagnetfeld wahrnehmen kann, ist noch nicht geklärt. Kirschvink vermutet spezialisierte Zellen, ähnlich jenen für die anderen Sinne, die auf die eintreffenden elektromagnetischen Wellen reagieren. Mit diesen und ähnlichen Fragen werden sich zukünftige Forschungen befassen müssen.
Quelle: Gizmondo.com, 07.05.19, https://bit.ly/2J3oqI5; Studie: https://bit.ly/304HOtp
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